Rio

Ansonsten wäre die Luft für Brönner auch dünn geworden. Den Ausflug nach Brasilien, man hätte ihn dem bekanntesten Jazzer Deutschlands vielleicht nicht verübelt, aber die Relevanz gesucht. Für die sorgt jetzt jede Menge Prominenz am Mikrofon: Melody Gardot etwa, Fräuleinwunder des amerikanischen Jazz, oder Sérgio Mendes, den man hier tatsächlich singen hört (toll: "Ela é Carioca"). Und dann zwei große, etablierte Pop-Stimmen: Einmal Ex-Eurythmics-Chanteuse Annie Lennox, deren Organ sich im gemeinsam mit Milton Nascimento intonierten "Mistérios" allerdings nicht ganz passgenau etablieren kann, und Aimee Mann, die sich an "Once I Loved" versucht.

Dass das so gut klingt, liegt natürlich in erster Linie an den Musikern: Brönner heuerte in Rio De Janeiro ein angesehenes Jazz-Quintett an, das allerdings auf europäische Hörgewohnheiten durchaus Rücksicht zu nehmen scheint. Brönners Bossa-Ansatz ähnelt auch mit diesem Ensemble dem, den auch sein letztes Studioalbum "Oceana" transportierte: Der Beat bleibt arg lässig, wird bisweilen zum Sedativ. Das kann man mögen, die interpretierten Songs indes sind über alle Zweifel erhaben und eine schöne Einladung für eine nähere Beschäftigung mit dem Bossa Nova. Einfach mal im gut sortierten Jazz-Plattenladen weiterhören.