Er ist sechzig, hat einen Lebenslauf voll Innovationen im Rucksack und eine Gitarre in der Hand. Todd Rundgren war immer unberechenbar. Sich durch seine Diskographie wühlen kommt einem Abenteuerritt gleich. Kurzfristig stand der auf Hawaii lebende Musiker, Produzent und Songwriter an der Front einer neuen The Cars-Ausgabe. The New Cars jedoch kamen früher als geplant zum Stehen, ein Gitarrenquartett stopfte das Loch in Rundgrens Karriere. Und dort kam er auf den Geschmack. Mach mal nur Rock. Ganz dicken. Rock für die "Arena" eben. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Im Vertrauen gesagt: Es ist eine seltsame Platte. Nicht seltsam in dem Sinne, wie es "No World Order" beispielsweise war. Sondern seltsam, weil es schwer zu entscheiden ist, wie viel berechnendes Spiel mit der Industrie, wie viel Augenzwinkern mit nostalgischer Träne, wie viel Freiheitsbewusstsein eines verdienten Künstlers dahinter steckt. Das Songwriting auf "Arena" ist durchgeschwitzt und routiniert, ein LKW voll Gitarren inmitten einer Menschenmenge, die gerade lernt, den Hardrock als verlorenen Sohn zu feiern. Ist ja gut so weit, schließlich kann Rundgren durchaus für den Mainstream schreiben. Ein leichtes unverzerrtes Gitarrennicken in Richtung Boston, einige kurze, nicht störende Blicke zurück in die eigene 80er-Vergangenheit, der Griff in die Effekt-Trickkiste zum Zwecke des Aufpeppens. Auch in Ordnung.
Was jedoch Ratlosigkeit hervorruft, ist der Klang. "Arena" ist ein Alleingang, die Platte entstand komplett auf dem Laptop. Wohlgemerkt, Rundgren schrieb auch als Produzent Rockgeschichte, "Bat Out Of Hell" von Meat Loaf ist nur das bekannteste Beispiel. Aber hier: Der Groove fehlt, das Schlagzeug wurde stellenweise penetrant in den Vordergrund geschoben - was diesbezüglich im mit Blueseinschlag versehenen "Gun" passiert, ist schon sehr gewöhnungsbedürftig. "Mercenary", das direkt davor kommt, wirkt dagegen dank kaputter Stimme wie ein Gruß an die Heavy-Metal-Kids von heute.
Aber wenn schließlich "Strike" den AC/DC-Knüppel schwingt, läuft das Fass über. Dann muss man weg. Tickets holen für das einzige Todd-Rundgren-Konzert in Deutschland. Am 16. November in der Harmonie in Bonn. Auf der Bühne wird eine lebendige, renommierte Band stehen. Das hilft sicher.