Dass Regisseur Tom Tykwer auch als Klangschaffender eine gute Figur macht, hat er nicht nur in "Lola rennt", "Das Parfüm" und vor allem in "Der Krieger und die Kaiserin" bewiesen. Auch in seinem neuen Verschwörungsthriller "The International" legt er - mit seinen Mitstreitern Johnny Klimek und Reinhold Heil - einen Soundtrack hin, der seinen Zweck wunderbar erfüllt. ~ Kati Hofacker (teleschau) aufklappen »
In "The International" geht es um die Macht des Geldes und der Banken. Ob Tykwer zu Beginn der Dreharbeiten bereits wusste, wie geradezu frappierend aktuell sein Streifen sein würde? Vermutlich nicht, denn der Film war schon für Sommer 2008 vorgesehen, wurde aber nach schlechten Publikumskritiken in einen Actionstreifen umgewandelt, um dann mit der Veröffentlichung in einer der größten Bankenkrisen der Geschichte zu platzen wie eine Bombe. Naomi Watts und Clive Owen kämpfen gegen Windmühlenflügel, als sie versuchen, eine der mächtigsten Banken der Welt, die in finstere Machenschaften verwickelt ist, zu Fall zu bringen.
Tykwers Soundtrack ist diesmal so minimalistisch wie zweckorientiert. Geradezu puristisch, fast nicht vorhanden, untermalen extrem knappe, ökonomisch eingesetzte Mini-Sounds das Geschehen auf der Leinwand. Konzentrierte, zu einer Art Fonds verarbeitete Thriller- bis Horror-Ideen, homöopathisch eingesetzte, pointierte technoide Sounds und nur leise Ideen vom Berlin Pops Orchestra unterstützen den rasanten Streifen exakt so viel, dass es Tykwer gelingt, den Fokus auf das Bild, auf die Charaktere zu legen. Dass sich das als reiner Score ohne Bild natürlich etwas dürftig anhört, liegt nahe. Hier könnte man wieder einmal darüber nachdenken, ob ein Soundtrack reiner Musikgenuss oder der Zweckmäßigkeit im Zusammenspiel mit dem Bild dienlich sein sollte. In letzter Disziplin hätte Tykwer eine glatte Zwei bis Drei verdient, denn klarer und puristischer kann man einen Soundtrack kaum gestalten.
Punktabzug gibt's für mangelnde Kreativität: Immer nur 0-8-15-Orchesterhits an Spannungsstellen und Cluster, wenn's brenzlig wird, ist fad. Als reine Musik an sich und überhaupt gehört Tykwers Soundtrack nicht unbedingt in den Plattenschrank. Zumal sehr wenig Musik drauf ist. Eher Atmosphäre, Geräusche, Rinforzandi, Ostinati, Paukenschläge, Trommel-Loops und drohende Untertöne. Erst im Abspann kommen die Tykwer-typischen dunklen Melodien zum Vorschein.