Common Reaction

Das war eine ganz andere Zeit, als man zu elektronischer Musik noch Mitschunkeln konnte. So aber verstehen Leisha Hailey und Camila Grey ihren Zugang zum Genre. Indietronic mag man das heute nennen, doch darunter darf man andererseits getrost etwas mehr Innovation verstehen. Für "Common Reaction" ist das etwas hochgegriffen.

Denn Grey und Hailey geben sich musikalisch äußerst konservativ, laborieren an Achtziger-Elektro-Pop. Glaubt man zunächst, ihre langsamen Balladen seien die stärkeren Songs, ergehen sie sich nach der Hälfte in eintönigem Wiederholen ihrer Melodien. Auch stimmlich gibt es nicht viel Spielraum. Gesang ohne Ecken und Kanten, mehr gleichgültig denn emotional.

Man kann "Common Reaction" schmerzfrei hören, würde sich aber eher vielleicht dagegen entscheiden, wenn Leisha Hailey nicht die scharfe Braut aus "The L Word" wäre. Die erfolgreiche Lesbenserie aus den USA dürfte Uh Huh Her durchaus zum ein oder anderen Fankauf verhelfen. Grey hingegen versucht mit Hilfe der Band aus dem Schatten derer zu treten, die sie in den letzten Jahren unterstützte. Und immerhin spielte sie mit Melissa Auf Der Maur, Tricky und Dr. Dre.

Gerade mal anderthalb Jahre machen die beiden Frauen zusammen Musik, und leider merkt man das auch. Umweht von einem Hauch The Cure und hoffnungsfroh angelehnt an Goldfrapp, ist wenigstens der Name keine schlechte Referenz. Er steht für Emanzipation, denn so betitelte PJ Harvey vor vier Jahren ihr Album, das sie von Kopf bis Fuß selbst einspielte.