Moment ... Wann kam gleich noch einmal das letzte Album des amerikanischen R'n'B-Superstars Usher in die Plattenläden? Richtig, "Raymond vs. Raymond" erschien im März, übrigens in zahlreichen Versionen mit von Land zu Land verschiedenen Bonustracks. In Deutschland interessierte die Platte so gar niemanden - ein magerer Platz 47 in den Album-Hitparaden war alles, wofür es langte. Jetzt erscheint mit "Versus" so eine Art aufgeblähter Nachschlag. Ein paar Songs, die auf erwähnten Deluxe-Editionen zu finden waren, etwas Remix-Material, dazu Songs, die es irgendwie nicht aufs Album schafften: Trotz einiger prominenter Gäste hinterlässt diese Veröffentlichung nur wenig Eindruck. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Immerhin zwei Songs koppelte Usher in den USA bereits aus: "DJ's Got Us Falling In Love" ist ein Duett mit dem Rapper Pitbull und ziemlich genau das, was man von einer Usher-Single erwartet. Von Routinier Max Martin dick produzierter R'n'B, der sich, was die Synthies angeht, am Eurobeat der 90er-Jahre anlehnt, dazu ein etwas platter, aber wirkungsvoller Refrain und Pitbulls Raps. "Hot Tottie" ist ein Duett mit Jay-Z, das ebenfalls den Club anpeilt, ebenfalls ordentlich Autotune über den Refrain legt und trotz des Auftritts des wohl wichtigsten Rappers der Gegenwart eher blutleer daherkommt.
Ohnehin offenbart diese Platte über weite Strecken das Dilemma der amerikanischen Gegenwart der Soul-Musik: Alles klingt gleich. Midtempo-Beats, viele Effekte. Synthies, textlich eher Plattitüdenlastiges. Dazu Gäste, die man immer und überall hört und die gerne mal - wie kontrovers! - aus anderen musikalischen Bereichen kommen. Bei Usher ist's neben erwähnten Rappern noch der von ihm aus unerklärlichen Gründen nach Kräften geförderte Justin Bieber, der "Somebody To Love" veredelt. Auf dem ärgerlich einfältigen "Dirty Dancer" ist Schmalzstimmchen Enrique Iglesias zu hören. Beide Songs fanden sich in leicht verschiedenen Versionen schon auf den letzten Studioalben der Gäste, was die Essenz dieser Platte gut zusammenverfasst: mit heißer Nadel gestrickte Resteverwertung und entsprechend überflüssig.