Der gute Zweck heiligt ja so manche Mittel. Ab und an sind die Mittel aber auch so reizvoll, dass es auf den guten Zweck fast gar nicht mehr ankommt. Wohlbemerkt fast. Dass es sich bei der Indie-Compilation "Dark Was The Night" um einen Benefizsampler zugunsten der AIDS-Stiftung Red Hot handelt, gibt das Artwork der rundum stilvollen Doppel-CD nur sehr dezent zu erkennen. Die Brüder Aaron und Bryce Dessner von den großartigen The National haben sich um die Koordination verdient gemacht und dabei ein mehr als achtbares Line-up rekrutiert, das ausschließlich exklusives Material beisteuerte. ~ Jens Szameit (teleschau) aufklappen »
Ein wenig Etikettenschwindel mag schon dabei sein, wenn Conor Oberst seine alte Bright-Eyes-Ballade "Lua" hier noch einmal gemeinsam mit Gillian Welch gibt. Auch sonst wird viel duettiert und noch mehr gecovert. Cat Power, vielleicht die beste Cover-Künstlerin der Gegenwart, haucht dem etwas durchgenudelten "Amazing Grace" neues Leben ein. Stuart Murdoch von Belle & Sebastian gibt das weniger bekannte Tradtional "Another Saturday". Und die fantastischen Books in Kooperation mit José González würdigen Nick Drakes "Cello Song" mit den Mitteln der digitalen Moderne.
Doch auch das Originalmaterial überzeugt. Einer wie Beiruts Zach Condon hat natürlich immer eine launige Miniatur in der Schublade, die heiß geliebten Leisetreter Yo La Tengo sowieso. Die derzeit unfehlbaren Arcade Fire geben mit "Lenin" mehr denn je den Bowie und My Morning Jacket mit "El Caporal" eine perlende Torch-Nummer mit verschwenderischen Bläsern. Nicht minder reizvoll: Bon Iver, Grizzly Bear und The Decemberists. Die wenigen Ausfälle, etwa Sufjan Stevens zehnminütige Irrfahrt "You Are The Blood", sind locker zu verschmerzen.
Nicht dass man mit den hier vertretenen Bands und Künstlern nicht schon vorher vertraut gewesen wäre. Sie alle auf einem Sampler zu sehen, gibt einem trotzdem irgendwie den Eindruck, dass im zeitgenössischen Indie Pop mehr möglich ist, als man bisher dachte.