Ashes of American Flages

Denn "Ashes Of American Flags" beweist, was sich mit Wilcos letztem Studioalbum "Sky Blue Sky" schon andeutete: Nach zahlreichen Umbesetzungen scheint Sänger und Hauptsongwriter Jeff Tweedy endlich fünf Mitmusiker gefunden zu haben, die seine musikalischen Visionen perfekt unterstützen. Diese ließen sich zwar spätestens seit dem experimentellen 2002er-Meisterwerk "Yankee Hotel Foxtrot" schon kaum noch in einfache Schubladen wie "Alternative Country" oder "Americana" packen. Dennoch: In der aktuellen Besetzung eröffnen sich Wilco vor allem durch die neuen Bandmitglieder fast unbegrenzte Möglichkeiten.

Den größten Anteil daran hat sicherlich Multiinstrumentalist Pat Sansone, aber vor allem, wie hier sichtbar wird, Lead-Gitarrist Nels Cline. Sein virtuoses Spiel, dass die Doku oft in Nahaufnahme zeigt, verleiht dem Wilco-Sound noch eine zusätzliche unberechenbare Note. Die sich in den neuen Songs "Side With The Seeds" und "Impossible Germany" zu voller Schönheit entfaltet, wenn Cline und Tweedy ihr Gitarrenspiel ineinander verschränken und in ungeahnte Höhen treiben. Und auch älteres Songmaterial profitiert deutlich von den neuen Bandfähigkeiten. So wird etwa das schon im Original lärmige, durch seine sich wiederholende Pianomelodie auffällige "Shot In The Arm" zu einem druckvollen Noiserock-Gewitter der Extraklasse.

"Ashes Of American Flags" ist nicht nur eine stimmige und stimmungsvolle Dokumentation, die eine Band auf Reisen beobachtet, in der sich Band- und Landschaftsimpressionen, Interviews und Konzertmitschnitte abwechseln. Sondern zeigt auch eine Rockband, die bei sich selbst angekommen zu sein scheint. Und in dieser Besetzung darf man auf das Ende Juni erscheinende neue Album "Wilco (The Album)" mehr als gespannt sein.