Bei "X Factor stand er neulich auf der Bühne und sang ein Duett mit Edita Abdieski. Das klang gut und war sicher mit verantwortlich dafür, dass die Frau mit der Power-Stimme die erste Ausgabe der Casting-Show als Siegerin beendete. Es verriet aber auch ein bisschen was über Xavier Naidoo. Der nahm sich bei dem Auftritt - die beiden coverten eines seiner Stücke - merkbar zurück, agierte besonnen, aber präzise im Hintergrund. Naidoo ist Teamplayer. Weiß man, auch wegen seiner Arbeit bei den Söhnen Mannheims. Und selbst wenn er ein eigenes Konzert gibt, ist er immer Teil eines großen Ganzen. Wie gut das klingt, zeigt "Alles kann besser werden - Live". ~ Andy Müller-Markowski (teleschau) aufklappen »
Naidoo lässt seinen Mitmusikern Zeit. Zum Beispiel in "Bist Du am Leben interessiert", einem der wenigen Songs, die nicht aus dem im vergangenen Jahr erschienenen und titelgebenden Dreieralbum sind: Da legt das Klavier los, wird von zarter, hochmusikalischer Percussion flankiert. Im "Söldnerlied" ist es ein E-Gitarren-Solo, das dem Lied die Richtung gibt, es irgendwo zwischen Princes New Power Generation und Carlos Santana einordnet, allerdings ohne deren Prägnanz zu erreichen. Naidoos Stimme reitet auf dieser Musik, würde ohne sie nicht funktionieren. Und man hat den Eindruck, Naidoo weiß das - und weiß es vor allem zu schätzen.
Und in der Tat passt die opulent abgefütterte Verkleidung der Naidoo-Stücke, die irgendwo zwischen nicht immer spannendem, aber stets tadellosem Lounge-Jazz und Pop, zwischen Funk, Soul, modernisiertem Gospel (schön: "Das war noch nicht alles") und manchmal etwas zu muckerhaftem HipHop-Rock zu verorten sind, gut zu deren Inhalt. Naidoos Botschaften, seine Geschichten vom Leben, vom Leiden und der Erlösung sind bei allem Wortgeschick selten sonderlich codiert, sodass das Konzert über weite Strecken wie eine Art klerikale Feier wirkt.
Naidoo, der Prediger. Naidoo, der Mutmacher. Das Publikum als Gemeinde. Dass das Ganze live ist, erkennt man allerdings eher am Improvisatorischen der Musiker als am Klangbild: Die Zuschauer hört man zwar, aber sehr leise, sehr weit im Hintergrund. Dass die frenetisch mitfeierten, wird erst so richtig klar, wenn man die der Deluxe Edition beigelegte DVD in den Player schiebt.