Huch, "Dark Shades Of Blue" ist schon das achte Album von Xavier Rudd (vorausgesetzt, man zählt seine drei Live-Alben mit), aber so richtig bekannt ist er hierzulande ja immer noch nicht. Liegt vielleicht daran, dass sein Auftreten und seine Musik oft mit Jack Johnson verglichen werden und die Medien sich halt lieber auf den guten Hawaiianer stürzen. Aber Mr. Rudd ist immerhin auch Philanthrop, Umweltaktivist und surft gerne in seiner Heimat Australien auf den Wellen. Der Unterschied zu Kollege Johnson besteht im Wesentlichen darin, dass sich Xavier musikalisch mehr traut und dies auch überzeugend umsetzen kann. ~ Constantin Aravanlis (teleschau) aufklappen »
So ist es schon einmal cool, wenn man sein Weltverbesserungs-Album mit einem instrumentalen Psychedelik-Rock-Jam beginnt, der einfach nur zum Abheben einlädt. Die Message kann ja später kommen, beispielsweise beim darauffolgenden Psycho-Blues des Titelsongs, dessen absoluter Freak-Faktor mit Reggae-Praktiken aus dem Schulbuch ausgebremst wird ("Secrets").
Freilich darf auch Rudds soziales Steckenpferd, das Unrecht, das den Aborigines widerfahren ist, nicht fehlen. Mit Didgeridoo-Interferenzen und grantigem Groove in "This World As We Know It" ruft er die Ungerechtigkeiten in die Welt hinaus, und wirkt dabei wie ein glaubhafter Rocker mit all seinen Ecken und Kanten. Das gelingt ihm auf "Dark Shades Of Blue" leider nicht immer. Manchmal ist das Alles-Wird-Gut-Gefühl in zu viel Ethno-Gefühlsduselei gepackt, wie in "Edge Of The Moon", "Shiver" oder "Wa Wa".
Doch wenn Rudd loslegt, wird es zunehmend düster und aggressiv, wie man es auf seinen Vorgänger-Alben bisher noch nicht gehört hat. Produzent Joe Barresi hat sicher auch seinen Teil zum spröden Sound beigetragen, seine Erfahrung mit Bands wie Tool, Kyuss oder den Melvins spricht für sich. In "Uncle" scheint Barresis Ungestüm endgültig auf Xavier Rudd übergegangen zu sein: Verschachtelte Drum-Akrobatik trifft auf archaische Spielfreude und verzerrte Stimmen, bis man sich gar zum Stoner-Rock vorgetastet hat ("Up In Flames"). Auch wenn es Mr. Rudd vielleicht nicht gern hören mag: Seine grau gefärbte Rock-Attitüde steht ihm deutlich besser als die bunten Weltverbesserungs-Elogen.