Dear God, I Hate Myself

Da ist Stewarts stets ein wenig an David Bowie erinnernde Stimme noch das eingängigste, was zwischen sägenden Sequencer-Sounds und kollidierenden Banjo-Klängen hindurchsticht. Hier scheint alles auf exzentrischen Gefühlsausbruch gebürstet zu sein, nicht im abgehalfterten Rock'n'Roll-Sinne, sondern eher mit der kühlen Gewalt der Elektronik. Unerklärlicherweise nimmt man Xiu Xiu diesen Expressionismus ab, hier klingt einfach kein Ton nach schnöder Provokation. Liegt aber vielleicht auch bloß am einnehmend-verletzt klingenden Gesang, der die Kakophonie immer wieder verzeihlich, oftmals sogar unterstützend erscheinen lässt.

Außerdem schwimmt hier ein Elektropop-Grundtenor mit, der durchaus im größeren Rahmen Anerkennung finden könnte. Wenn Xiu Xiu da nicht immer wieder ein dissonantes Geräusch, ein spontaner Tempowechsel oder ein großer Haufen von ausrangiertem Pomp in die Parade fahren würde. Losgelöst von altbackenen Strophe-Refrain-Strukturen prescht "Dear God, I Hate Myself" ähnlich uferlos durch die Klangcollagen wie der Vorgänger "Woman As Lovers". Aber nach fast einer halben Dekade darf man sich als Band wohl auch ein wenig darauf verlassen, dass die Hörerschaft mittlerweile ausreichend konditioniert worden ist. Genügsam erträgt sie dieses selbstgefällige Experiment und macht im besten Fall vielleicht sogar noch ein bisschen mit.