Vom Studio in den Tourbus ins Studio: Viel Zeit haben sich You Me At Six nicht gelassen vor der Veröffentlichung ihres zweiten Albums. Stattdessen stürmten und drangen die fünf jungen Musiker mit "Hold Me Down" direkt auf Platz fünf der UK-Charts - und wollen jetzt auch Deutschland erobern. Der 19-jährige Sänger der Band, Josh Franceschi, sieht auch gar keinen Sinn in einer Atempause. "Viele Bands nehmen sich zwischen ihren Alben zwei Jahre frei, aber wozu soll das gut sein?" - Nun, in diesem Fall wäre es vielleicht gut dazu gewesen, ein paar neue, eigene Ideen zu sammeln. Denn mit "Hold Me Down" können sich You Me At Six kaum von der Pop-Punk-Konkurrenz abheben. ~ Wilhelmine Kaczka (teleschau) aufklappen »
Natürlich, spielen können sie, und ein paar unterhaltsame Songs haben sie auch. "Underdog" etwa beginnt mit standardmäßig kraftvollem Gekloppe, nur damit Franceschi später den sturen Rhythmus immer mal wieder mit Lyrics abseits jedes Versmaßes durchbrechen kann. Im Grunde aber wird schnell klar, dass You Me At Six ein sehr junges Publikum anpeilen. Lyrics wie "You're not on my list to do / cos I've already done you" (aus "Playing the Blame Game") wirken nur über einen beschränkten Zeitraum cool oder clever.
Dazu wird das Powerplay, zu dem die Band durchaus fähig ist, immer wieder durchbrochen durch Balladen, die die Grenze zum Theatralischen mühelos überschreiten. Der Hang zur Übertreibung bleibt aber auch in den schnelleren Stücken erhalten, etwa am Ende der Eingangsnummer "The Consequence". Dort steigert sich Franceschi samt Anhang über eine Minute lang mir der Zeile "I've got real big plans and such bad thoughts" in ein melodramatisch-gequältes Crescendo hinein. Aah, Teenage Angst. Doch gerade deswegen wird's der Zielgruppe gefallen, und diejenigen, die noch nie etwas von Fall Out Boy gehört haben, werden bei You Me At Six vielleicht sogar noch Neues entdecken.