Klassischer Chor oder Boygroup?
Adoro veröffentlichen mit "Für immer und dich" ihr zweites Album
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Klassischer Chor oder Boygroup?
Adoro veröffentlichen mit "Für immer und dich" ihr zweites Album
12.11.2009 Das Klassik-Pop-Crossover-Quintett Adoro brach im letzten Jahr aus dem Nichts einige Rekorde. Mit ihrem Debüt "Adoro" ernteten sie Doppel-Platin und rutschen auf die Pole-Position der deutschen Charts. Pünktlich zum zweiten Release und zum Auftakt der Tournee "Für immer und dich" verrieten Peter Dasch, Assaf Kacholi und Jandy Ganguly im Interview, warum auch auf sie das Label Boygroup passt.
Ihr habt Euch als Belcanto-Sänger mit klassischer Ausbildung dazu entschlossen, eine Boygroup zu gründen, so sagen viele Kritiker. Wie lebt es sich mit diesem Vorwurf? Und wieso seid Ihr überhaupt zu einem Casting für ein deutsches Pop-Projekt gegangen?
Peter Dasch: Wir hatten über verschiedene Quellen von diesem Projekt erfahren. Es wurden klassische Sänger gesucht, die deutsche Popsongs interpretieren. Mich hat das sehr interessiert. Zuerst mussten wir eine klassische Arie vorsingen und dann einen Popsong.
Peter, hattest Du vorher als Bassbariton kein Glück? Oder hast Du neben Deiner Schwester, der Sopranistin Annette Dasch, keinen Raum für Dich gefunden?
Dasch: (lacht) Ich habe mich schon immer für beide Genres interessiert. Ich habe sowohl E-Gitarre gespielt und in einem A-cappella-Projekt Pop gesungen als auch klassische Musik studiert. Beides zu verbinden, fand ich spannend. Gerade Annette sagte: "Geh doch hin, das ist doch genau das Richtige für dich!"
Gibt es Anklagen aus dem Klassiklager à la: "Zuerst verstopfen sie unsere Musikhochschulen und dann singen sie Pop"?
Jandy Ganguly: Interessanterweise habe ich noch keine negativen Meldungen gehört, nur positive Resonanz! Es gibt bestimmt Leute, die Adoro nicht so toll finden, aber es gibt viel Respekt auch von Kollegen.
Dasch: Natürlich stoßen wir bei Klassikpuristen auf Skepsis. Und auch bei Klassik-Studenten, aber die wissen noch gar nicht, wie es später im Berufsleben abgeht. Wir singen ja trotzdem klassisch! Es sind trotz allem anspruchsvolle Stücke, und wir arbeiten das ganze Jahr über sehr hart. Und deshalb respektieren Leute, die sich unsere Arbeit genauer ansehen, diese auch.
Bekanntlich ist es schwer, im Klassikbetrieb Fuß zu fassen. Hattet Ihr vorher wenig Chancen?
Assaf Kacholi: Ich war gut beschäftigt, auch vor Adoro habe ich viel gesungen, von Barock bis moderne Musik, Oper, Musikfestivals ... Ich bin aber auch sehr gern ein Teil von Adoro. Und wenn es Adoro eines Tages nicht mehr geben sollte, können wir immer wieder zu Vorsingen gehen und bei neuen interessanten Produktionen mitsingen. Adoro ist ja keine Einbahnstraße, wir singen trotzdem mit unseren klassischen Stimmen.
Wieso bevorzugt Ihr es, Lieder zu covern?
Dasch: Das liegt fast schon in unserer Kultur: Wir singen ja nur Bekanntes, auch in der Oper. Wir sind als Klassikmusiker per se Coverkünstler und keine Komponisten. Wir covern Mozartopern. Aber es werden auch Pläne geschmiedet, mehr Lieder speziell auf uns zuzuschneiden.
Ganguly: Außerdem gibt es so wunderbare Melodien im deutschen Pop, es hat uns gereizt, diese völlig anders, klassisch zu interpretieren. Wir singen die ja nicht nur nach, wir machen aus ihnen Arien aus der Puccini-Ära.
Gab es jemals Probleme, von Künstlern wie Silbermond, Nena oder Grönemeyer Freigaben für die Coverversionen zu erhalten?
Ganguly: Nie. Nena umarmte uns sogar nach einer TV-Sendung, in der wir ihr "Liebe ist" gesungen haben. Es hat ihr gut gefallen.
Öfter wird Euch vorgeworfen, dass Ihr Il-Divo-Epigonen seid. Wie steht Ihr dazu?
Kacholi: Das ist dasselbe, genau wie die Leute sagen, Boyzone sind Take-That-Epigonen. Es gibt immer mehrere Ausformungen ein- und desselben Gedankens. Wir sind auch eine Boyband und singen Popsongs in klassischem Arrangement. Aber gerade mit Il Divo kann man uns nicht vergleichen, denn sie haben Popsänger dabei und haben mehr Arrangements mit spanischem Flavour, wir hingegen arrangieren eher in die Richtung großes Symphonieorchester. Rein klassisch.
Wenn Ihr eine Boyband seid, lebt Ihr dann auch alle in einem abgeschlossenen Haus, zu dem nur Euer Manager den Schlüssel hat?
Dasch: (lacht) Wir leben alle in Berlin, in einzelnen Wohnungen und sind alle solo.
Das sagen Boybands immer ...
Ganguly: (lacht) Peter und ich sind eh Berliner, die anderen haben sich jeder eine eigene Wohnung genommen. Aber den Daumen hält unser Manager trotzdem drauf (lacht). Wir machen sehr viel zusammen: Kaffee trinken, ins Kino gehen, aber dann ist es gut, wenn man abends in seine eigene Wohnung gehen und abschalten kann. Und wir sind wirklich solo, weil es für uns die letzten anderthalb Jahre unmöglich war, jemanden kennenzulernen, geschweige denn, eine bestehende Beziehung aufrecht zu halten.
Hat einer von Euch Marotten, die es unmöglich machen, mit dem anderen im Bus zu sitzen?
Ganguly: Laszlo hört manchmal sehr laut Musik, die auch durch die Kopfhörer schrillt, aber sobald man ihm das sagt, macht er's leise.
Belcantosänger dürfen ja nicht trinken und nicht rauchen. Was macht Ihr denn sonst so an der Hotelbar?
Kacholi: Kamillentee trinken und die Raucher meiden.
Dasch: Wir müssen echte Disziplin halten auf der Tournee. Und wir haben alle immer noch Gesangsunterricht, wie jeder Sänger lebenslang. Dadurch lernen wir immer besser die Techniken, die uns 25 Konzerte am Stück auch erlauben. Aber mal ehrlich: Ich nenne jetzt keine Namen, aber bei uns gibt es welche, die, wenn sie die Gelegenheit haben zu feiern, auch richtig feiern. Zwischen den Aufnahmen und Tourneen natürlich.
Könnt Ihr als Coverkünstler von Eurer Musik leben? Ihr müsst ja das Wenige auch noch durch fünf teilen.
Ganguly: Wir können davon leben, aber Du kannst uns gerne etwas spenden, wenn Du möchtest (lacht).
Dasch: Außerdem haben wir ja auch die Konzerteinnahmen und Fans, die sich die Musik nicht aus dem Internet ziehen.
Wer wäre Euer Traumpartner für eine Kollaboration?
Dasch: Die Ärzte. Ich bin großer Ärzte-Fan. Eine Bekannte von mir singt bei Farin im Background, sie sollte echt mal versuchen, den Kontakt herzustellen.
Was meinst Du, wie die Ärzte auf dieses Ansinnen reagieren?
Dasch: Ich glaube, Farin ist da sehr sehr cool. Das Einzige, was ich nicht könnte, wäre, von meiner Belcanto-Stimme wegzugehen, also plötzlich die Rockröhre zu mimen. Aber Belcanto mit Punk-Arrangement, das fände ich gut.
Ganguly: Peter versucht bei uns schon seit geraumer Zeit, ein Ärzte-Cover durchzusetzen, aber er hat es noch nicht geschafft.
Dasch: Dabei würde sich "Junge" oder "Lass die Leute reden" doch wirklich eignen ...
Adoro auf Tournee
14.11., Nürnberg, Arena
16.11., Leipzig, Arena
17.11., Erfurt, Messe
18.11., Hamburg, ColorLine Arena
20.11., Ludwigsburg, Arena
21.11., Düsseldorf, Philippshalle
23.11., Regensburg, Donau-Arena
24.11., München, Olympiahalle
27.11., Trier, Arena
28.11., Saarbrücken, Saarlandhalle
30.11., Ravensburg, Oberschwabenhalle
01.12., Kempten, bigBOX
03.12., Frankfurt, Festhalle
04.12., Koblenz, Sporthalle Oberwerth
06.12., Karlsruhe, Schwarzwaldhalle
07.12., Kassel, Eissporthalle
08.12., Bremen, AWD Dome/Halle 7
10.12., Münster, Münsterlandhalle
11.12., Kiel, Sparkassenarena
13.12., Hannover, AWD Hall
14.12., Rostock, Stadthalle
15.12., Magdeburg, Börderlandhalle
17.12., Freiburg, Rothaus Arena
18.12., Berlin, Max-Schmeling-Halle
19.12., Bielefeld, Seidenstickerhalle ~ Kati Hofacker (teleschau)
Interviews, Stories, Meldungen und CD-Kritiken zu Adoro
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