Very Best Of: An Excellent Adventure

Sieben Grammys hat der Tausendsassa aus Milwaukee eingesackt, und das auch noch in drei verschiedenen Vokalkategorien. Denn Al Jarreau singt zwar wie ein Jazzer, gefällt sich aber sowohl in funky Tanzbodenbrechern als auch in leichtfüßigen Soul-Tunes, er switcht mühelos zum Pop und dann zurück zu R'n'B. Aber nur, um hin und wieder auch sein klassisches Können und seine Hochgeschwindigkeits-Synapsen samt Zungenakrobatik in einer Art Crossover-Progrock vorzuführen ("Round, Round, Round - Blue Rondo A La Turk").

Honigwerbungstaugliche Lieblichkeiten wie "Mornin'" werden dank seines Könnens und seiner Phrasierung richtig erträglich. Und zu positiven Songs wie "Never Givin' Up", "Boogy Down", "Cold Duck", dem high-end-coolen "Roof Garden" tanzt noch heute so mancher nichts ahnende Partybesucher. Jarreau prägte eine ganze Sängergeneration, die vorher den Spagat zwischen Jazz und Pop nicht wagte.

Klar: Für den heutigen Zeitgeschmack sind manche der Songs schon sehr stark von den 80-ern geprägt, es nerven ein bisschen zu viel Philly-Soul hier, ein paar zu flache Balladenschmalz-Klimpereien da, ein paar Töne zu viel Saxopfon dort. Trotzdem ist es faszinierend, wie hier das Wort "zeitlos" eine völlig andere Dimension bekommt, denn seit 1975 überzeugt der studierte Psychologe und charmante Zeitgenosse die Jazz- wie die Popfans als Solokünstler. Und seit dieser Zeit, seit dem Debütalbum "We Got By", sammelte er nun die besten Songs zusammen und packte noch ein neues Lied, "Excellent Adventure" (auch sehr cool), dazu. Wer sich an die Zeit erinnern kann, als Jarreau für Liebhaber von schwarzen Funk- und Jazzsounds ein Gott war, greife hier zu.