Die Kunst des Hingerotzten
Tocotronic-Schlagzeuger veröffentlicht Solodebüt
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Die Kunst des Hingerotzten
Tocotronic-Schlagzeuger veröffentlicht Solodebüt
08.08.2008 Beinahe 15 Jahre nach Gründung seiner Band Tocotronic veröffentlicht Arne Zank sein erstes Soloalbum - eine lange Zeit für jemanden, der schon in den frühen Tagen öfter mal mit eigenen Songs und Gitarre vor das mit Jahren immer größer werdende Bandpublikum trat. Doch Arne Zank lebt sein eigenes Tempo, und in diesem ist nun ein durchaus beachtliches, vor allem stilistisch angenehm eigentümliches Werk entstanden. Der Hybrid aus Old-School House und skurrilem Folk entspricht ganz seinem Createur: feinnervig und begeisternd unfertig.
Nicht viele Platten sind ebenso stark von der Folksängerin Melanie wie dem New Yorker House-Label "Strictly Rhythm" beeinflusst. Aber was kümmert es Arne Zank, der auf "Love And Hate From A To Z" seinen musikalischen Interessensgebieten frönt, als wäre der Wechsel zwischen ihnen ein Klacks. Zank, der mit 24 Jahren Tocotronic mitgründete und damals "ein bisschen Bass spielte", wie er sagt. Schlagzeug, Keyboards, Elektronik - das hat er in den Jahren nebenbei gelernt. So wie alle in der Band erst im Lauf ihrer Karriere das Handwerk erlernten. Als Punk, als Künstler, der immer das Spontane dem Geformten vorzog, ist er ganz zufrieden mit dieser eigenen Geschichte. Dass hinter dem ehemaligen Hamburger Kunststudenten, Comic- und Trickfilmzeichner eine Songwriter-Seele steckte, ist dem frühen Fan der "Tocos" natürlich längst vertraut. Kein Konzert, kein frühes Album, auf dem der Schlagzeuger mit dem schmalen Gesicht und der großen Hornbrille nicht die Gitarre schulterte und einen seiner berühmten Arne-Songs anstimmte. Die bewegten sicher immer so ein bisschen zwischen Open Mic-Parodie und dadaistischem Lyriktalent.
![Arne Zank - E](/images/article/ts/200837_204854_1_006.jpg)
Irgendwann verschwand dieses Showelement aus den tocotronischen Setlists, und Arne Zank verabschiedete sich mit der 1994 bei "L'Age D'Or" erschienen Kult-Musikkassette "Die Mehrheit will das nicht hören, Arne" aus dem Songwritergeschäft. "Damals kam mir die elektronische Idee in die Quere", formuliert es der fortan als DJ Shirley aktive Plattenaufleger. "Ich habe damals auch keine Songs mehr schreiben wollen. Zu dieser Zeit setzten wir uns auch als Band viel mehr mit Produktion und Sound auseinander, was mir sehr entgegenkam, da ich das damals auch spannender fand. Wenn man dann wieder mit Songs anfängt, dauert es eben lange."
Wobei Arne Zanks Albumdebüt "Love And Hate" immerhin zwei Jahre früher hätte erscheinen können, wäre nicht die Quasi-Insolvenz des Labels dazwischen gekommen. Vor einigen Jahren erschien dort seine Instrumental-EP "Love From A To Z". "Ursprünglich sollten auf einer zweiten EP 'Hate From A to Z' meine neuen Stücke mit Gesang draufkommen. Dabei fand ich es sehr schön, dass, wenn die Sprache ins Spiel kommt, man nicht mehr über Liebe erzählen kann, sondern über Hass. Dass nur die Instrumentals die positive, die Liebesseite darstellen."
In der Tat konterkarieren die sparsamen, an eine depressive Variante der alten deutschen Bands Trio oder Der Plan erinnernden Texte, die fröhlich-direkten Housetracks. Was dafür sorgt, dass dieses Album eine ganz eigentümlich, durchaus inspirierende Stimmung hinterlässt. Wahrscheinlich ist es tatsächlich diese Kunst des Ungelenken, die Arne Zanks Stilgrätsche zum ästhetischen Ereignis werden lässt. "An Techno und House mochte ich schon immer die ungelenken Anfänge, bei denen man noch diese Begeisterung für die Geräte heraushörte. Das hat mich inspiriert, es einfach selber zu machen. Im Rock geht es mir genauso. Die erste Platte einer Band ist oft die beste. Weil die Leute da noch nicht richtig fertig sind, weil sie noch offen sind, noch nicht im Gleichgewicht."
Mit der Vorliebe fürs Unfertige hat Arne Zank nun also sein erstes, durchaus bemerkenswertes Album "gegärtnert", wie er die Arbeitsweise als "höhlenhaft eremitischer Labtoparbeiter" beschreibt. Daheim ist alles entstanden, in der Regel nach dem Frühstück und mit viel Zeit zum guten Abhängen des schnell Hingerotzten. "Wenn man alles selber macht, kann man früh Feierabend machen. Ich habe einfach die Zeit gebraucht. Dass ich mir die nehme, finde ich voll in Ordnung. Wenn ich die Sachen jetzt anhöre, finde ich die richtig super. Es freut mich total, meine eigene Musik zu hören - das ist doch auch etwas Feines." "Love and Hate" erscheint übrigens nicht als CD, sondern lediglich als Vinylversion und digital über das bandeigene Label Rock-O-Tronic. ~ Eric Leimann (teleschau)
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