Blasphemisch - blasphemischer - Belphegor, könnte man sagen. Selbst Metal-Rezensenten, die einiges gewöhnt sind, finden's gelegentlich übertrieben. Wer z.B. ihr Video mit der nackten Nonne auf dem Altar (auf der CD "Lucifer Incestus") kennt, wird es bestätigen können. Auch die Ziege (Begleiter Satans) taucht immer wieder auf. Die Namensgebung der Bandmitglieder spricht ebenfalls für sich (siehe Line-Up). ~ Metal Channel aufklappen »
Ein paar Worte zur Etymologie von "Belphegor": Baal, zunächst ein Gott der Moabiter, wurde auf dem Berg Phegor angebetet, daraus wurde vermutlich "Baalphegor". Möglich ist auch die Theorie nach Wierus: Belphegor sei ein Dämon, der immer den Mund offen stehen hat - Baal wurde auch in Höhlen angebetet, in die ihm durch Lichtschächte Opfergaben zugeworfen wurden, wobei der Mund als Symbol für diese Schächte (nach Leluyer "Spalt" oder "Kluft") fungiert. In der Dämonologie des Judentums und des Mittelalters war Belphegor ein Dämonen, der zur Erde geschickt wurde, um festzustellen, ob auf der Erde eine glückliche Ehe möglich ist.
Der Jesuit Peter Binsfield (Dämonologe, ca 1540-1603) klassifiziert ihn als einen der sieben Hauptteufel, zuständig für die Trägheit, eine der "Sieben Todsünden". Bei der Gelegenheit: Als die "Sieben Todsünden" (theologisch falsch, aber in der Umgangssprache gebräuchlich) gelten Hochmut, Zorn, Geiz, Neid, Trägheit, Völlerei und Wollust.Und nun noch ein paar Worte zu den blasphemischen Inhalten, wie sie von so vielen Black-Metal-Bands nach aussen getragen werden: Das Spiel mit dem Teufel findet auf exakt der gleichen Ebene statt wie die Verehrung Gottes, nur dass das Vorzeichen ein anderes ist. Was soll's letztendlich, ob es in irgendeinem Diskurs um weisse oder schwarze Magie geht - es ist beides Magie. Es sind zwei Seiten der selben Medaille - eben genau dieser einen Medaille.
Strukturell besteht somit kein Unterschied zwischen den Aussagen von Black-Metal und von Gospel! Black-Metal polarisiert, Gospel tut es auch. Was beiden Genres fehlt, ist schlichtweg das Transzendieren ihrer Grundauffassungen, in denen sie stets gefangen bleiben. Das Christentum will nicht und wird wohl nicht transzendieren. Aber Satanismus als Gegenbewegung müsste es eigentlich tun, um diesem Schema von Gut und Böse zu entrinnen (und müsste sich als letzte Konsequenz dabei selbst auflösen). Nur das christliche Kreuz um 180 Grad zu drehen - was bringt's? (Davon ganz abgesehen, ist selbst das umgedrehte Kreuz eigentlich ein christliches Symbol - nämlich das des umgedreht gekreuzigten Petrus).
Der Sound von "Belphegor" wird von ihnen selbst als "Supreme Death/Black Metal" bezeichnet, was in jedem Fall unterschrieben werden kann. Daran kommt kein Fan dieses Genres vorbei. Brutalster Black-/Death-Metal, dem es gelingt, tiefsitzende Ängste hervorzuholen, kaum zu toppende Highspeed, Vocals, die an eine Schlachtung erinnern - das schaffen die 1992 gegründeten "Belphegor" und beherrschen ihre Instrumente dabei technisch perfekt; kein bisschen breiiger Sound ist zu hören.
Line-Up - Helmuth: heretic grunts, chainsaw, Sigurd: six-string flagellation, Barth: 4-string overdrive, Nefastus: blast-machine