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Einmal durchzählen, bitte!


Die kanadischen Rocker Billy Talent veröffentlichen ihr drittes Album "III"

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Die kanadischen Rocker Billy Talent veröffentlichen ihr drittes Album "III"

10.07.2009 Ein bisschen klingt es fast schon nach Routine: Nach "Billy Talent II", mit dem die kanadische Punkrock-Band vor allem auch in Deutschland große Erfolge feiern konnte, erscheint dieser Tage ihr neues Album - konsequenterweise "Billy Talent III" betitelt. Doch wer glaubt, dass sich auch in die Musik des Quartetts eine gewisse Verlässlichkeit eingeschlichen hätte, irrt gewaltig. Dieser Meinung sind zumindest Sänger Benjamin Kowalewicz und Bassist Jonathan Gallant beim Gespräch in Köln. Nach London und Berlin ist die Domstadt die dritte Station einer europaweiten Interviewreise. Die Band ist mit dem Zug gekommen und noch immer beeindruckt davon, dass man direkt vor dem Kölner Dom steht, wenn man den Hauptbahnhof verlässt - und entspannt von der angenehmen Reise in deutschen Hochgeschwindigkeitszügen. Sie sprechen offen über Erwartungshaltungen und Erfolgsdruck, aber auch die Multiple-Sklerose-Erkrankung ihres Schlagzeugers Aaron Solowoniuk.

Euer neues Album trägt den ja fast schon zu erwartenden Titel "III". Meint Ihr, dass sich eine gewisse Verlässlichkeit auch musikalisch zeigt?

Billy Talent - D

Benjamin Kowalewicz: Das muss jeder Hörer natürlich ein Stück weit für sich selbst interpretieren. Ich persönlich finde, das Album ist schwerer. Es konzentriert sich mehr auf den Groove als unsere früheren Platten. "Billy Talent III" taugt also vielleicht eher zum Kopfnicken als zum Ausrasten. Es ist eine Platte, die sich anschleicht. Je öfter du sie hörst, desto mehr ergibt alles Sinn. Aber das kann ein bisschen dauern. Man muss ihr eine Chance geben!

Wie entstehen Eure Songs? Steht Ihr im Proberaum und jammt vor Euch hin?

Kowalewicz: Wir haben einen winzigen Proberaum, in dem wir sehr viel Zeit verbringen. Das ist schrecklich. Er ist ungefähr so klein (macht eine unterstreichende Geste) ... Und meistens funktioniert es so: Ian (D'Sa, Gitarrist, Anm. d. Red.) bringt die Grundgerüste der Songs mit in den Proberaum. Da feilen die Jungs an der Musik, während er und ich uns an die Texte und die Melodien setzen. Ian ist jedenfalls ganz klar der Kopf, der Anführer von Billy Talent. Er arbeitet sehr akribisch.

Spielte dabei jetzt auch ein gewisser Erwartungsdruck eine Rolle? Euer letztes Album war schließlich ziemlich erfolgreich ...

Billy Talent - E

Kowalewicz: Wir erwarten erst mal gar nichts - abgesehen davon, dass wir an uns selbst den Anspruch haben, ein gutes Album zu machen. Ob die Leute es mögen werden, tja - schwer zu sagen. Wir finden: Es ist unsere beste Platte. Wenn die Leute das anders sehen sollten, dann ist das eben so. Wir werden es ja sehen.

Jonathan Gallant: Ich bin schon aufgeregt, wenn ich an mögliche Reaktionen denke. Ich hab echt Schiss (lacht verlegen). Da steckt ja unser Herzblut drin ...

Aber nicht nur Fans haben Erwartungen, sondern nach Euren Erfolgen sicherlich auch Eure Plattenfirma. Redet Euch da jemand rein?

Kowalewicz: Naja, bei der Auswahl der Single etwa gibt es schon offene Diskussionen, die meistens in Kompromissen enden. Zwischen uns als Band, dem Management und dem Label.

Gallant: Bei "Rusted From The Rain" konnten wir uns nicht durchsetzen. Wir hätten gerne "Devil On My Shoulder" als erste Single veröffentlicht, aber alle anderen wollten "Rusted From The Rain". Wir konnten argumentieren, wie wir wollten, dann haben wir aufgegeben.

Und dann gibt's schließlich noch eine Gruppe, die gewisse Erwartungen hat: die Kritiker. Lest Ihr Eure eigenen Rezensionen?

Billy Talent - \"

Gallant: Ich normalerweise schon. Es ist aber schräg: Die wohlwollenden Kritiken bedeuten mir fast nichts. Da denke ich immer: "Ach komm, das sagst du doch nur so." Verrisse aber tun immer weh. Vielleicht wäre es das Beste, überhaupt nichts zu lesen. Aber das ist schwer, vor allem in Zeiten des Internets kommt man ja kaum noch drum herum.

Wie empfindet Ihr den Einfluss, den das Internet auf Popmusik hat?

Gallant: Zurzeit stellt jeder alles ins Internet. Einen Song aufzunehmen und hochzuladen dauert zwei Sekunden. Deswegen nehmen sich immer weniger Künstler die Zeit für eine ordentliche Produktion. Ich denke aber, dass man wirklich darüber nachdenken sollte, ob das, was man hochlädt, gut genug ist. Denn was einmal online ist, bleibt online. Für den Rest deines Lebens. Egal ob Songs, Fotos oder irgendwelche intimen Daten. Das Internet vergisst nichts. Und dieser Denkprozess hat meiner Meinung nach noch nicht wirklich begonnen.

Kowalewicz: Ich sehe Vor- und Nachteile. Für Bands wie uns ist das Netz ein hilfreiches Medium. Wir versuchen, so clever wie möglich damit umzugehen und benutzen Kanäle wie Facebook und MySpace, um mit den Fans Kontakt zu halten.

Nehmt Ihr den direkten Kontakt zu Euren Fans ernst?

Kowalewicz: Wir können leider nicht alles beantworten, alleine von der Zeit her. Manchmal suchen die Fans Rat bei uns, weil sie gerade irgendetwas Schlimmes durchmachen - aber was soll man da sagen? In solchen Fällen hoffe ich, die Leute finden Antworten auf ihre Fragen in unserer Musik. Wir haben schließlich auch unsere eigenen Probleme. Da wirkt unsere Musik für uns oft wie eine Katharsis. Hoffentlich funktioniert das für die Fans genauso.

Nach Eurem letzten Album wart Ihr 18 Monate auf Tour und nach eigener Aussage nur noch müde. Wie ist das jetzt, da der ganze Stress wieder von vorne beginnt?

Gallant: Aufregend. Es ist zwar schon schwer, unsere Familien in Kanada zurückzulassen. Gleichzeitig haben wir voll Bock auf das, was kommt. Immerhin ist das unser Job, unsere Berufung. Wir sind dafür geboren, Musik zu machen und auf Tour zu gehen.

Kowalewicz: Ich liebe mein Bett, zu Hause. Klar, ich liebe meine Freundin und meinen Hund, aber zu meinem Bett empfinde ich eine wirklich tiefe Liebe (lacht).

Ein eigenes Bett zu haben ist etwas sehr Wichtiges.

Kowalewicz: Da hast Du verdammt recht. Und meine eigene Waschmaschine benutzen zu können, die in meinem eigenen Badezimmer steht, mit meinen Handtüchern, meiner Dusche, meiner Toilette und meinem Rasierschaum ... (lacht). Ein Hotelzimmer ist schon toll. Aber es ist eben kein Zuhause. Ich will mich nicht beschweren. Wir lieben das, was wir tun. Wir haben uns das ausgesucht und es macht Spaß, so zu leben, es zu genießen, auf dieser großen Welle zu reiten und sich von ihr mitnehmen zu lassen - aber bei all dem Trubel brauchst du eine Basis. Und für uns ist die zu Hause.

Auch vor dem Hintergrund des zu erwartenden Tour-Stresses: Wie steht es um Aarons Gesundheitszustand?

Kowalewicz: Es geht ihm gut. Manchmal sieht man ihm an, dass er krank ist, dann wirkt er erschöpft und müsste dringend schlafen. Aber in 95 Prozent der Zeit ist er voll auf der Höhe. Seine Krankheit ist nur selten Gesprächsthema. Wir haben als Band entschieden, dass er uns Bescheid sagt, wenn es nicht mehr geht. Stell Dir vor, wie fürchterlich das wäre, wenn wir ihn immer fragen würden: Oh, wie geht's dir, ist alles okay, armer, kranker Aaron? Wenn es ihm zu schlecht geht, hören wir halt auf.

Gallant: Zur Zeit ist er glücklich und in guter geistiger Verfassung. Und wenn es dir im Kopf gut geht, ist das schon mal sehr wichtig für alles andere.

Kowalewicz: Aber ich hasse ihn (grinst).

Gallant: Wir triezen ihn mehr als alle anderen (lacht).

Kowalewicz: Nicht wegen seiner Krankheit, sondern einfach, weil er ein Idiot ist (lacht).

Zum Schluss noch mal zurück zum Albumtitel: War der eigentlich von Anfang an klar?

Gallant: Ja. Das war irgendwie logisch, nach "Billy Talent I" und "Billy Talent II" kommt "Billy Talent III". Wir hätten sie aber auch alle einfach nur "Billy Talent" nennen können ...

Kowalewicz: Oder "Billy Talent!" - mit Ausrufezeichen! Oder vielleicht auch "Billy Talent?" (lacht). ~ Benjamin Weber (teleschau)


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