Atemberaubend und deprimierend
Bullet For My Valentine kennen die Vor- und Nachteile des Rockstardaseins
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Atemberaubend und deprimierend
Bullet For My Valentine kennen die Vor- und Nachteile des Rockstardaseins
22.04.2010 Jason James gibt sich - nicht ungewöhnlich für einen Musiker - absolut selbstsicher: Der Bassist von Bullet For My Valentine ist davon überzeugt, dass "Fever", das dritte Album des Metalcore-Quartetts, das beste ihrer bisherigen Karriere ist. Und bislang ging es für die Waliser ja auch nur bergauf: Seit die 2004 formierte Band um Sänger Matt Tuck bereits bei ihrem zweiten Gig in London einen Plattenvertrag erhielt, sind sie einer der ernst zu nehmendsten und erfolgreichsten Vertreter des Genres - und das weltweit. Dennoch: Bei aller Freude darüber, bei aller Zufriedenheit mit dem dritten Album, James kann auch über Nachteile des Rockstardaseins berichten.
Im Vorfeld war zu lesen, "Fever" sei Eurer Meinung nach bisher Euer bestes Album. Warum? Und: Hält man nicht jedes seiner Alben für das beste?
Jason James: Hmm. "Fever" ist einfach besser als bisher, größer, stärker. Es ist zeitloser - war das die Frage?
Ja, genau.
James: "Fever" ist eine Mischung der beiden Alben davor. Nicht so technisch, nicht so hart. Die besten Texte, die Matt je geschrieben hat, er singt so gut wie nie zuvor. Der Sound ist der beste, den wir je hatten. Es fühlt sich einfach rundherum sehr gut an, und ich glaube fest daran, dass das Album sehr erfolgreich wird.
Ist so eine Ansage nicht gefährlich? Erfolg lässt sich immerhin nur selten planen. Was passiert, sollte er ausbleiben? Fühlt ihr da einen gewissen Druck?
James: Ich will "Fever" nicht in den Himmel loben, weil es meine Platte ist. Doch wenn ich mir vorstelle, ich sei ein Außenstehender und würde mir etwas anhören, das so klingt wie "Fever", dann wäre ich nicht in der Lage, die Stereoanlage auszuschalten. Meine Nackenhaare stellen sich auf und ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich mir unsere Platte anhöre. Also - Druck? Nein. Ich bin überzeugt, dass es gut funktionieren wird. Wir haben einen kostenlosen Download angeboten, und nach zwei Tagen hatten sich schon 30.000 Leute den Song runtergeladen. Das ist ein gutes Vorzeichen, und der Song ist nicht mal der beste auf dem Album. Wenn die Fans den Rest hören, werden sie ausflippen.
Wie schreibt Ihr Eure Songs?
James: Auf eine ziemlich coole Art und Weise: Matt spielt spontan ein Riff, wenn wir im Tourbus fahren und betrunken sind. Ich filme ihn mit meinem Handy, weil er die Riffs sonst vergisst. Auf meinem Computer habe ich einen kleinen Ordner mit dem Namen "Eternal Book of Riffs", in den ich all diese Filme hineinkopiere. Nach sechs Monaten auf Tour hatte ich 40 verwackelte Handyfilmchen mit geilen Riffs auf meinem Computer. Alle waren begeistert. Diese Riffs helfen, aber wir feilen auch ganz klassisch im Proberaum an Songs.
Wie entstehen die Lyrics? Schreibt Matt sie alleine?
James: Auf diesem Album schon. Normalerweise helfe ich ihm, wenn er mit einer Zeile nicht weiterkommt. Auf den letzten beiden Alben machten wir das oft so, auf "Fever" nahmen Matt und unser Produzent die Gesangsparts jedoch alleine auf.
Habt Ihr als restliche Band die Möglichkeit, an den fertigen Songtexten Kritik zu üben?
James: Es gibt nichts zu kritisieren. Wir versuchten tatsächlich zuerst, die Lyrics alle gemeinsam zu schreiben. Das waren aber viel zu viele Köche für einen Brei. Der Produzent bat uns, ihm vier Wochen zu geben, um mit Matt alleine die Vocals aufzunehmen. Er wollte das Bestmögliche aus Matt herausholen.
Euer Produzent ist eine Größe im Musikgeschäft: Don Gilmore produzierte unter anderem die ersten beiden Linkin-Park-Alben. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
James: Don kam auf uns zu, er wollte unbedingt mit uns arbeiten. Er mochte unsere letzten beiden Platten und hatte das Gefühl, er könne uns zu einem neuen Level führen. Viel verdient hat er an uns nicht, Don ist ohnehin steinreich. Es ging ihm also nicht ums Geld.
Welche Vorstellungen hatte Don Gilmore von der Musik von Bullet For My Valentine?
James: Dan hatte ganz andere Ansprüche. Erst hab ich nicht verstanden, was er überhaupt will. Er wollte so schnell wie möglich die Aufnahmen der Instrumente hinter sich bringen, um endlich am Gesang arbeiten zu können. Das machen wir aber nie so: Wir arbeiten so lange an der Musik, bis sie perfekt ist. Erst dann ist der Gesang an der Reihe. Don wollte das umkrempeln, die Instrumente waren ihm eher egal. Als wir in Malibu im Studio waren, kam es deshalb zum Streit. Wir packten unsere Sachen, löschten die dort aufgenommene Musik und nahmen sie zu Hause mit unserem eigenen Soundingenieur nochmal neu auf. Don war dabei. Diesmal waren wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Don konnte sich also endlich um den Gesang kümmern.
Jetzt ist das Album fertig und die ersten Festival-Termine im Sommer sind bestätigt. Wie durchgeplant ist das Leben, wenn man in einer derart bekannten Band spielt?
James: Für die nächsten 18 Monate sind wir ausgebucht. Ende April spielen wir in New York, danach touren wir quer durch die USA. Im Juni sind die europäischen Festivals dran. Dann habe ich drei Wochen frei, meine Freundin und ich erwarten unser zweites Kind. Danach geht's weiter: Australien und Japan im Spätsommer und hoffentlich Ende des Jahres eine Tour durch England.
In Zeiten, in denen die Musikindustrie am Boden liegt und kaum noch jemand mit CD-Verkäufen Geld verdient, muss die Frage erlaubt sein: Könnt Ihr von Eurer Musik leben?
James: Bullet For My Valentine ist ein Full-Time-Job. Unsere Plattenfirma zahlt uns ein monatliches Gehalt, dazu kommen Boni für Konzerte. Wir haben einen Vertrag über fünf Alben. Unsere Platten haben fast überall Gold-Status erreicht, und wir verkaufen immer noch viel. Es läuft gut.
Gibt es Momente, in denen Du Dir wünschst, ein normales Leben zu führen?
James: Klar, die gibt es immer wieder. Auf Tour vermisse ich meine Familie und meine Freunde. Manche Freunde sind keine Freunde mehr, wenn du zurückkommst, weil sie denken, du hast sie im Stich gelassen. Wir machen super Musik, ich habe ein schönes Haus, der Aufwand ist es wert. Doch es gibt auch Probleme: Mein Vater starb, als ich auf Tour war, meine Tochter wurde geboren, als ich auf Tour war. Ich musste Konzerte mit Guns N'Roses absagen, um bei der Geburt meiner Tochter dabei zu sein und meinen Vater begraben zu können. Es ist nicht so leicht, wie die Leute denken. Sehr viel Stress hängt mit dem Leben in einer Band zusammen. Aber auch: gutes Geld, viele Fans, Konzerte auf der ganzen Welt. Ein atemberaubendes Leben - und auch ein einsames, deprimierendes. Aber die guten Momente überwiegen. ~ Benjamin Weber (teleschau)
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