Lexikon der Lebensweisheiten
Prominent besetzt und höchst unterhaltsam spielen die Eagles Of Death Metal mit Rockmusik und ihren Klischees
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Lexikon der Lebensweisheiten
Prominent besetzt und höchst unterhaltsam spielen die Eagles Of Death Metal mit Rockmusik und ihren Klischees
19.01.2009 Jesse Hughes ist Rocksänger und sieht aus wie James Hetfield, Frontmann von Metallica, früher. Hughes ist Gründer der Eagles Of Death Metal und ein aufgedrehter Entertainer. Er sagt während eines halbstündigen Interviews öfter "Ich liebe dich" als andere Männer in jahrelangen Beziehungen. Und als ehemaliger Lehrer versteht er es zudem, ausführlich über unwichtige Dinge zu sprechen, die große Bedeutung seines Schnurrbartes zum Beispiel. Weltgewandt wie er ist, weiß er, dass dieser auf Deutsch "Schnauzer" heißt. Kurz: Der Mann ist ein Mekka an coolen Sprüchen, ein Lexikon für Ironie und Lebensweisheiten. Ein Poser mit Humor. Ernst nimmt der Eagles-Of-Death-Metal-Frontmann nur die seit fast 30 Jahren bestehende Freundschaft zu Josh Homme, prominentestes Bandmitglied und Sänger der Queens Of The Stone Age. Aber es verwundert nicht, dass Hughes über dessen fußballerische Qualitäten im Kindesalter mehr zu berichten weiß als über "Heart On". Und dabei rockt sein aktuelles drittes Album smart und balladesk, gar nicht stumpfsinnig, sogar radiofreundlich und lässt einengende Genrebegriffe wie "Stoner Rock" weit hinter sich.
Ich muss mich gleich entschuldigen. Ich höre sehr schlecht, meine Erkältung hat sich auf die Ohren gelegt.
Jesse Hughes: Meine Großmutter hat gesagt, man soll vorsichtig mit einem Öl getränkten Wattestäbchen in die Ohren, dann ist man am nächsten Tag gesund. Wir können es aber auch mit Heroin versuchen.
Okay, bis es wirkt, könnten wir über Deinen Bart sprechen. So präsent wie er ist, hat er bestimmt eine Bedeutung für Dich.
Hughes: Schau ihn dir an, ich bin alle zwölf Poster des Tom-Selleck-Kalenders von 1981. Er wächst, also lasse ich ihn - und den Wikinger in mir - raus. So ein Schnauzer hat etwas Unkontrollierbares, Rudimentäres. Er macht mich komplett.
Ist er ein Zusammenspiel aus Deinem alten und einem neuen, erfundenen Ich?
Hughes: Ja, diese Haare sind verdammt magisch. Ich bin im Süden der Vereinigten Staaten aufgewachsen, hatte diesen Hillbilly-Akzent, kein Junge, mit dem die Mädchen ununterbrochen Sex haben wollten. Ich war ein etwas seltsames Kind, das gerne in die Fantasie abdriftete. Als ich älter wurde, überlegte ich mir, wer oder was ich sein wollte. Denn so wie ich war, habe ich nichts gerissen. Damals trug ich Vollbart. An dem Tag, an dem ich ihn wegrasierte und der Schnauzer übrig blieb, war ich begeistert: Das bin ich und doch nicht ich! Ich habe mich mit mir wohlgefühlt. Meine Entwicklung vom Mann zum Mann tat mir gut, scheißegal, was die anderen denken. Doc Holliday ist einer meiner größten Helden.
Hast Du generell eine Affinität zu den guten alten Zeiten, zur Vergangenheit?
Hughes: Nein, aber ich denke, ohne zu wissen, wo du schon warst, weißt du nicht, wo's hingehen soll. Nimm die Siebziger. Da kam Punk Rock auf und alle fanden die Bee Gees plötzlich scheiße. Das ist doch Unsinn, wieso kann man nicht beides mögen. Ich mag beides.
Du bist also tolerant?
Hughes: Ich will nur nicht, dass jemand bestimmt, was ich gut finde und was nicht. Ich heiße es gut und honoriere erstens, von seinen Helden nichts zu kopieren, außer vielleicht einem Schnurrbart, zweitens heißen Sex und drittens, dass wir die Abhängigkeit von den Erdöl fördernden Staaten reduzieren (nimmt einen Schluck Cola - es bleiben kleine Perlen im Schnauzer hängen - und guckt erwartungsvoll).
Dieses Dozieren, ist das noch der Lehrer in Dir, der Du warst, bevor Du mit der Musik anfingst?
Hughes: Äh, ja. Danke, dass Du mich daran erinnerst. Ich war eben kein Revoluzzerkind, ich mochte die Schule, fand es nicht verkehrt, etwas zu lernen. Und dieser "Fuck Everything"-Attitüde konnte ich nichts abgewinnen. Ich fand es nicht cool, ein Arsch zu sein.
Du warst keiner, der Ärger bekommen wollte?
Hughes: Es ist gut, nirgendwo reinzurutschen, aber noch besser ist es, die Regeln zu brechen (lacht). Das Richtige zu tun bedeutet manchmal Ärger. Ich glaube nicht an Schwarz und Weiß, aber an richtig und falsch. Schwierigkeiten gibt es viele - mit deiner Mutter, Freunden, oder damit, dass du deinen Reißverschluss nicht zukriegst. Von welchen reden wir?
Von dem Ärger, den man sich aus Blödsinn einhandelt.
Huhges: Gegen den habe ich nichts. Jugend ist eine Attitüde, keine Sache des Alters. Spaß haben ist der Schlüssel dazu, hält dich lebendig. Du kannst nur gewinnen, wenn du auf die Fresse fällst. Misserfolg ist das Beste, was dir passieren kann, denn dann musst du es noch mal probieren. Ich war ein exzellenter Student. Ein Teil von mir wollte trotzdem raus, rumhängen, ein Idiot sein.
Das klingt, als wärst Du ein kontrollierter Freak?
Hughes: Naja, ich bin ein Vater, ich muss berücksichtigen, dass mein Sohn sieht, was ich tue. An dieser Stelle möchte ich hinzufügen, dass wir verheiratet waren als wir schwanger wurden. Darauf lege ich Wert, wir haben nicht geheiratet, weil sie schwanger war. Ich wusste nur nicht, dass ich mit Satan vor den Altar ging.
Das erste Eagles-Of-Death-Metal-Album ist Deinem Liebeskummer nach der Trennung geschuldet. Damit hast Du Dich vor fünf Jahren aus Deiner Lebenskrise gezogen. Wie ist heute Euer Kontakt?
Hughes: Wir leben alle in Palm Springs. Nur weil ich nicht mehr verheiratet bin, heißt das nicht, dass wir keine Familie mehr sind.
Redest Du mit bei der Erziehung Deines neunjährigen Sohnes?
Hughes: Klar. Und ich sehe nicht, weshalb man Nachwuchs vertütteln sollte. Diese "Ach, das ist doch ein Kind"-Sprüche. Das stimmt nicht, Strafe muss sein. Ich schlag ihn nicht. Aber wenn er die Hand ausstreckt, um an den Herd zu fassen, hau ich ihm auf die Finger. Oder aber ich lass ihn, damit er sich verbrennt und das nie wieder tut.
Als Du selbst neun Jahre warst, hast Du Josh Homme kennen gelernt. Ihr habt als Fußballpartner angefangen, wer hat mehr gefoult?
Hughes: Wir waren auf verschiedenen Positionen, er war schon damals sehr groß, ein Riese, der aber was konnte. Josh war in der Defensive, ich Angreifer und Terrorizer, ich habe manchen Knochen gebrochen auf dem Platz. Trotzdem war ich der Kapitän.
Der bist Du auch bei den Eagles Of Death Metal, oder?
Hughes: Ja, nur ohne Josh hätten die Eagles Of Death Metal niemanden interessiert. Sollen sie es doch als Nebenprojekt bezeichnen, das ist es nicht. Wir haben in Amerika die Top 40 geknackt, uns freigeschwommen. Die Arbeit mit Josh ist mittlerweile gleichberechtigt.
Findest Du nicht, dass er die Eagles unterläuft? Jetzt sind sowohl seine Frau Brody Dalle als auch Queens-Gitarrist Troy Van Leeuwen mit auf dem aktuellen Album.
Hughes: Ich habe gesehen, wie gut die sind und mir die geschnappt. Wir sind eine Gang, das Flaggschiff heißt Queens Of The Stone Age, ich bin der Käpt'n meines eigenen Schiffes. Josh und ich arbeiten miteinander, was nicht bedeutet, dass wir den Schaffensprozess des anderen verstehen.
Sondern?
Hughes: Josh hat mich damals auf dem Spielplatz beschützt und vor einigen Jahren schob er den Spielplatz ins Rockbusiness. Ich habe gerade vier Monate Gitarre gespielt, als er mich zum Songschreiben brachte. Er ist der beste Freund, den ich je hatte, er ist auch der Patenonkel meines Sohnes und einer der fittesten Köpfe im Musikbusiness. Am Anfang fragten alle nur nach ihm, heute stehe ich an seiner Seite. Nur auf Tour werde ich nie aus seinem Schatten kommen, er wird mir immer in der Sonne stehen. Da möcht ich ihn schon manchmal schubsen, und sagen: Hey, jetzt bin ich dran! ~ Claudia Nitsche (teleschau)
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