Eileen Rose

Akuma exklusiv: Eileen Rose im Interview


"...heute Nacht wirst Du auf dem Mond spielen"

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Akuma exklusiv: Eileen Rose im Interview

"...heute Nacht wirst Du auf dem Mond spielen"

21.02.2010 Das aktuellste Werk der US-amerikanischen Künstlerin trägt den Titel "Luna Turista". Insgesamt finden sich zehn abwechsungsreiche Songs darauf die beweisen, dass Eileen Rose keineswegs in eine gängige Genre-Schublade zu stecken ist.

Auch in Deutschland erspielte sich die Singer-Songwriterin in den letzten Jahren eine gute Fan-Community und wird voraussichtlich im Herbst 2010 für einige Konzerte zurückkehren.

Mit Akuma sprach Eileen unter anderem über ihr neues Album "Luna Turista", die Musikindustrie und tickende Uhren im Nacken.

Akuma: Wenn wir Deine Biographie betrachten lässt sich sagen, dass Du erst von Boston nach London ziehen musstest, um Deine Karriere zu starten. Mittlerweile wohnst Du in Nashville. Fühlst Du Dich mit folgendem Satz "Ein Prophet gilt nichts im eigenen Land" verbunden?

Eileen Rose: Das ist ein wirklich interessantes Zitat, zu dem es einige Beispiele gibt. Jimi Hendrik beispielsweise hat in Großbritannien auch mehr erreichen können als in den USA. Ich weiß auch, dass Europa definitiv in Sachen Jazz viel respektvoller ist als es in den USA der Fall ist. Persönlich habe ich erfahren, dass sich in Europa viel mehr Möglichkeiten für mich bieten. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass ich eine eher schwierig zu kategorisierende Künstlerin bin. In den USA war das schwer. Obwohl ich weder avant garde oder besonders experimentell bin. Aber meine Texte sind vielleicht auch etwas herausfordernder, um sie in Rotation im Radio zu hören. Was Nashville betrifft liebe ich es dort, weil einfach überall Musik ist und sie respektiert wird. Viel mehr als in meiner Heimat Boston. Live Musik ist ein großer Teil der Kultur dieser Stadt und ich nun auch ein kleiner Teil davon.

Akuma: In wiefern unterscheidet sich Dein Album "Luna Turista" musikalisch und textlich von Deinem Debüt "Shine Like It Does" (2000)?

Eileen Rose: Seit meinem Debüt habe ich zum einen meinen Gesang als auch mein Songwriting enorm verbessert. Außerdem habe ich angefangen meine Songs auf dem Piano zu schreiben, was sie ebenfalls sehr anders klingen lässt. Natürlich bin ich stolz auf "Shine Like It Does" und der Tatsache, dass es so gut aufgenommen wurde. Aber "Luna Turista" ist insgesamt vollendeter was das Songwriting betrifft. Das Album klingt insgesamt auch besser. "Shine" nahmen wir damals sehr schnell auf, in einem teuren Studio mit kostspieligen Produzenten und Tontechnikern. "Luna Turista" habe ich, gemeinsam mit Rick Gilbert, hauptsächlich Zuhause aufgenommen. Dementsprechend hatten wir mehr Zeit, weniger Druck, keine tickende Uhr und kein teures Studio im Nacken.

Akuma: Warum hast Du den Titel "Luna Turista" gewählt?

Eileen Rose: Ich spielte in Italien das Opening für Joe Ely, wo wir nachts und draussen, auf der Spitze eines Berges in einem stillgelegten Steinbruch, auftraten. Die Promoter sagten dann "heute Nacht wirst Du auf dem Mond spielen". Luna bedeutet auf Italienisch Mond und Turista heisst Tourist. Die meisten der Songs entstanden auf Tour und vor europäischem Publikum. Daher schien mir die Kombination der Worte passend für den Album-Titel. Außerdem finde ich, dass sie zusammen schön klingen.

Akuma: Was entgegnest Du stereotyp denkenden Menschen die versuchen, Dich in ein spezielles Genre zu kategorisieren? Wie würdest Du selbst Deine Musik beschreiben?

Eileen Rose: Nun, ich lese ja auch nicht nur eine Art von Büchern, höre nur eine Richtung Musik oder schaue nur ähnliche Filme. Persönlich kategorisiere ich Menschen auch nicht auf spezielle Typen oder schotte mich ab. Warum sollte ich das also in meiner Musik tun? Ich schreibe meistens Songs über mein Leben, manchmal auch über Menschen die ich traf und denen ich nahe stehe. Wenn man aus einer aufrichtigen Perspektive aus schreibt, dann lassen sich die Songs nicht in Schubladen stecken. Zudem habe ich mich (bisher) für ein Leben entschieden, dass sowohl Vor- als auch Nachteile beinhaltet. Vor allem wenn es um Dinge wie Sicherheit und finanzielle Stabilität geht. Das kann schon einen immensen Druck auf persönliche Beziehungen ausüben aber zeitgleich entlohnt es einen auch mit einer gewissen Freiheit. Warum sollte ich das also aufgeben und mich selbst in eine andere kreative Ecke zwingen? Ich könnte mir natürlich auch irgendwo einen sicheren Job suchen. Wenn man aber Musik liebt, ob Rock, ein wenig Country, ein wenig Atmosphärisches und mit starkem Fokus auf Texte, dann könnte man meine Musik mögen. Außerdem setze ich meine Stimme gern sehr unterschiedlich ein was die Phrasierung und Bandbreite betrifft. Sänger neigen zumindest dazu mich zu mögen, wenn das als Beschreibung hilft. (lächelt)

Akuma: Wie lange haben die Aufnahmen für das Album gedauert und wie war die Zusammenarbeit mit Rick Gilbert?

Eileen Rose: Wir begaben uns in ein etwas altmodisches aber großartiges Studio in Nashville, das "Fry Pharmacy". Dort waren wir rund drei Tage und sind dann auf Tour gegangen. Wir hatten sogar zur Halbzeit der Tour einige freie Tage in Berlin. Also haben wir uns dort in ein Studio eingemietet und etwas Schlagzeug und Piano aufgenommen. Als wir zurück in Nashville waren, dauerte es noch rund zwei Wochen. Wir konnten uns die Zeit nehmen, etwas zu experementieren, weil wir weder Zeit- noch den finanziellen Druck hatten. Für das kommende Album möchte ich alles gern Zuhause machen und mir wirklich die nötige Zeit dafür nehmen.

Akuma: Wie gehst Du mit Kritik zu Deiner Musik um? Während einige Künstler jeglicher Kritik erhaben scheinen, fürchten andere sie.

Eileen Rose: Was Kritiken betrifft, habe ich sehr viel Glück. Ich möchte nicht eitel klingen aber die meisten Reviews meiner Alben waren durchweg positiv und in vielerlei Hinsicht begeistert. Die Kritiker waren also sehr gut zu mir und es fühlt sich natürlich großartig an, diese wundervollen Dinge über meine Songs, meine Stimme und meine fantastischen Musiker zu lesen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde es würde nicht meinem Ego schmeicheln, weil es das tut. Doch unglücklicherweise zahlen gute Kritiken dann doch nicht zwangsläufig die Miete. Ich war bisher zum Beispiel immer erfolglos, wenn es darum ging wichtige Radio Airplays zu bekommen und hatte auch nie das Budget ein Musikvideo zu drehen. All diese Dinge kosten Geld, dass ich nie investieren konnte. Ich bin nicht sicher aber vielleicht hat es auch damit zu tun, dass ich eben schwer zu kategorisieren bin und deswegen auch schwer zu verkaufen. Daher habe ich bisher immer mit Albenverkäufen gekämpft und natürlich ist es nicht nur für mich, sondern auch andere Künstler, schwer zu "überleben". Irgendwie schaffe ich es doch immer ein neues Album zu machen und bin sicher, dass ich mit jedem Album immer näher dazu vorrücke. Darauf bin ich stolz, auch wenn es natürlich klasse wäre, einen meiner Songs beispielsweise in einem erfolgreichen Film unterzubringen. Allein des finanziellen Aspektes wegen.

Akuma: In Deinem Song "Simple Touch Of The Hand" singst Du "siehst Du den alten Mann im Publikum? Es scheint als kenne er jede Zeile, er singt sie laut". Wie ist Deine Beziehung zum Publikum und den Fans?

Eileen Rose: Ich mag vielleicht nicht gerade Millionen von Fans haben aber die die ich habe sind loyal und extrem enthusiastisch. Darüber bin ich sehr gklücklich. Außerdem bin ich eine ziemlich offene Person. Was die Fans angeht spreche ich gern mit ihnen, signiere was immer sie signiert haben wollen, mache Fotos und setze sie, sofern das möglich ist, auf Gästelisten. Es gibt da draussen so viele Dinge die versuchen unsere Aufmerksamkeit zu erhaschen. So viele Alben, Songs, Künstler und Konzerte. Wenn jemand also seine Aufmerksamkeit und sein hart verdientes Geld mir zukommen lässt, dann bin ich sehr dankbar dafür und weiß es zu schätzen.

Akuma: Eileen, kannst Du etwas innerhalb der Musikindustrie nennen, dass Dich besonders ärgert und Du sofort ändern würdest?

Eileen Rose: Ich hasse es, wie die großen Radiostationen, die Presse, das Fernsehen und Award Shows ihre gesamte Aufmerksamkeit auf einen kleinen Kreis von Künstlern und Songs legen und damit den Globus mit ihnen bis zur Lächerlichkeit überschwemmen. Wenn sie alle nur ein wenig mehr von ihrem Marketing Budget verteilen würden, dann hätte die Öffentlichkeit mehr Interessantes zur Auswahl. Außerdem hätten mehr Künstler die Möglichkeit sich zu vernetzen und sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Alles ist so träge. Es gibt immer eine Hand voll Menschen die reich werden und der Rest kämpft weiterhin. Auch wenn das Internet und die Technologien mehr Chancen für Künstler bieten, sich dem Publikum direkt vorzustellen ohne auf das traditionelle Wunder, durch ein Musiklabel und dessen PR Budget, zu warten. Es bleibt hart aber es gibt neue Möglichkeiten, die man sich durchaus zu nutze machen kann.

Akuma: Ist für dieses Jahr auch eine Tour durch Deutschland geplant?

Eileen Rose: Ich denke, dass wir im September/Oktober 2010 wieder in Deutschland sein werden. Wir halten gerade Ausschau nach möglichen Shows. Wir hatten immer eine großartige Zeit, wenn wir dort getourt sind und bauen uns eine gute Fan-Basis auf. Ich liebe es vor deutschem Publikum aufzutreten, weil sie so respektvoll und aufmerksam sind. Deshalb holt es das Beste aus mir heraus. Ich weiß, dass das deutsche Publikum sich nicht "veräppeln" lässt durch eine halbherzige Performance. Sie erwarten sehr viel für ihre Aufmerksamkeit und das sollten sie auch. ~ Katina Kampardina (akuma)


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