Einstürzende Neubauten

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Einstürzende Neubauten melden sich strategisch zurück!

27.10.2010 Zum 30. Bandjubiläum haben die Einstürzenden Neubauten mal wieder in ihrem schier unerschöpflichen Fundus gewühlt. Mit "Strategien gegen Architektur IV" setzten die Berliner ihre Compilation-Reihe fort und fördern einige ihrer besten Live-Momente sowie echte Raritäten und Kuriositäten der letzten acht Jahre zutage. In knapp zwei Stunden Spieldauer dokumentiert das Doppelalbum, wie die ehemaligen Krachmacher um Sänger und Songwriter Blixa Bargeld ihre musikalische Rumpelkammer zuletzt bis zur Eingängigkeit aufgeräumt haben.

Zum Teil ist das Album zwar eine Art Best-Of der letzten beiden Neubauten-Werke, "Strategien gegen Architektur IV" aber auch durchaus Mehrwert: Neben den Studioalben "Perpetuum Mobile" (2004) und "Alles wieder offen" (2007) veröffentlichte das Avantgarde-Kollektiv seit 2002 vor allem exklusives Material für ihre Supporter - Fans, die sich gegen Gebühr auf der Homepage der Band registrieren und an deren Produktionsprozess teilhaben konnten. Aus diesem Projekt gingen unter anderem das Album "Grundstück" und die streng limitierte, achtteilige "Musterhaus"-Serie hervor. Eine Auswahl aus dieser Raritäten-Sammlung findet sich nun auf der Compilation: In weitgehend instrumentellen Stücken wie "Palast der Republik", "Et Cetera" und "Tohu Wa Bohu" hallen die experimentellen Anfänge der Gruppe wider, die in ihrer letzten Dekade musikalisch zunehmend eingängiger wurde.

Wo es bei den Neubauten einst durchweg atonal lärmte, rumpelte und schepperte, kommen heute höchstens noch die Texte von Wortjongleur Bargeld mit dem intellektuellen Presslufthammer daher. Unter dem manchmal schon poppigen Sound legt er oft Abstraktes, scheinbar Assoziatives ("Let's Do It A Dada") und ausnahmsweise auch Skurriles ("Party in Meck-Pomm") frei. Der akustisch eigenwilligste der 29 Titel des Doppelalbums dürfte noch "Bertolt Brecht und der Weltempfänger sein", in dem einzig eine Rolle Gaffer-Tape klangvoll eine Treppe herunterplumpst. Doch wie so viele der neuen Stücke klingt dieser 28-Sekünder eben weniger spontan denn inszeniert - lustvoll und mit einem Augenzwinkern. ~ Alexandra Petrusch


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