Total bizarr
Ellie Goulding veröffentlicht "Lights"
Aktueller Artikel im akuma.de Magazin zu Ellie Goulding
» Übersicht von Ellie Goulding anzeigen
Total bizarr
Ellie Goulding veröffentlicht "Lights"
18.05.2010 Ellie Goulding hat keinen besonders guten Tag. Die Mütze hat sie tief ins Gesicht gezogen, die Knie an ihren Körper. So eine Art sitzende Embryonalstellung, die nicht unbedingt Gesprächsbereitschaft verrät, was verständlich ist. Sie sitzt in einem fensterlosen Raum ihrer Plattenfirma und hat in den letzten Wochen zahllose Interviews gegeben. Die Dinge überfordern sie an jenem Tag, und das gibt sie offen zu. Die Kontrolle über das zu verlieren, was mit ihr passiere, sei ihre größte Angst, sagt sie irgendwann im Verlauf des Gesprächs. Und erzählt davon, wie eigenartig es für sie gewesen sei, bei den Brit Awards plötzlich auf dem Roten Teppich zu stehen und Interviews zu geben. Eine Weile lang wird das mit der Presse so weitergehen: Ihr Debüt "Lights", ein groß angelegter Mix aus Folk-Melodien mit Kate-Bush-Schlagseite und dickem Glitzer-Elektropop erreichte in ihrer Heimat Großbritannien direkt nach Erscheinen die Spitzenposition der Hitparaden. Jetzt erscheint die Platte auch in Deutschland.
Es ist die alte und so britische Geschichte des Hypes. Die Zutaten: ein junges Mädchen, ein Download-Wettbewerb, ein Auftritt in einer renommierten TV-Show. Und irgendwann flippt die Presse aus. Das passierte im vergangenen Jahr im stärkstmöglichen Ausmaß: Goulding landete ganz vorne auf jener BBC-Liste, die recht sicher diejenigen Künstler voraussagt, die im nächsten Jahr die Medien und letztendlich auch die Charts Englands dominieren. "Bizarr", so sagt sie, sei das gewesen, und gefragt habe sie gewiss nicht danach. Gestern noch in Hereford, einem kleinen Kaff im Südwesten Englands. Und heute in aller Munde.
Dabei fing alles recht klein an. Mit ein paar Songs auf der Gitarre, die noch nicht einmal besonders gut klangen. "Vermutlich war mir langweilig, als ich anfing, Gitarre zu spielen", erzählt sie - und fügt an, dass die Sache mit dem Timing die schwierigste war. "Es dauerte ein Jahr, bis ich gleichzeitig singen und spielen konnte", sagt sie und lacht. Es folgten Auftritte bei der örtlichen Open-Mic-Nacht, die irgendwann versickerten, aufhörten. Erst an der Uni erinnerte sich Ellie Goulding wieder an ihr Talent und übte - auch weil sie ein eigenes Zimmer hatte. Die Mitbewohner klopften entnervt an die dünnen Wohnheimwände, trotzdem wurde Goulding quasi entdeckt. Es folgten einige Konzerte - und irgendwann die Bekanntschaft mit Starsmith - dem Typen, der heute ihre Songs produziert.
Woher das alles kommt? Ellie Goulding weiß es nicht. Mit den Genen hat's auf jeden Fall nichts zu tun, sonderlich musikalisch, so sagt sie, sei niemand in ihrer Familie. "Meine Mutter hörte Dancefloor-Pop. Den schlimmsten Kram der 90er-Jahre. Und den plärrte ich als Kind natürlich mit. Coole Sachen musste ich mir selber erarbeiten." Heute ist sie geschmackssicher, nennt als Lieblingskünstler die Akustik-Zauberer Bon Iver und Elektronik-Querdenker wie Burial oder Boards Of Canada. Ein weites Feld. Und eines, das Ellie selbst als Erklärungsansatz für den Klang ihrer Songs und letztendlich auch für ihren Erfolg nimmt. "Dass mein Geschmack so breit ist, schlägt sich eben in meinem Sound nieder. Viel mehr ist da doch nicht." Bescheidenheit, die die 23-Jährige irgendwann ablegen wird. Ganz bestimmt. ~ Jochen Overbeck (teleschau)
Interviews, Stories, Meldungen und CD-Kritiken zu Ellie Goulding
Total bizarr Ellie Goulding veröffentlicht "Lights"
Ellie Goulding hat keinen besonders guten Tag. Die Mütze hat sie tief ins Gesicht gezogen, die Knie an ihren Körper. So eine Art sitzende Embryonalstellung, die nicht unbedingt Gesprächsbereitschaft verrät, was verständlich ist. Sie sitzt in einem fensterlosen Raum ihrer Plattenfirma und hat in den letzten Wochen zahllose Interviews gegeben. Die Dinge überfordern sie an jenem Tag, und das gibt sie offen zu. Die Kontrolle über das zu verlieren, was mit ihr passiere, sei ihre größte... mehr »