"Musik ist die einzig wahre Medizin für das Herz"
Good Charlotte veröffentlichen "Cardiology"
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"Musik ist die einzig wahre Medizin für das Herz"
Good Charlotte veröffentlichen "Cardiology"
10.11.2010 Jung, tätowiert, erfolgreich - auf diesen Nenner bringt ihre Plattenfirma die Geschichte der Zwillinge Joel und Benji Madden und ihrer Band Good Charlotte. In fast 15 Jahren Karriere arbeiten sich die Jungs aus dem US-Bundesstaat Maryland aus einfachen Verhältnissen mit radiotauglichem Pop-Punk die Charts hinauf. Bis heute verkauften sie zehn Millionen Alben, die Brüder arbeiteten als VJs bei MTV, Benji war mit Paris Hilton, Joel ist mit Nicole Richie liiert. Doch von all dem will Gitarrist Benji Madden (31) im Gespräch nur wenig wissen. Mit ihrem fünften Studioalbum "Cardiology" wollen Good Charlotte vor allem eines: "Aufrichtige" und "persönliche" Songs schreiben und dadurch die Bindung zu ihren Fans intensivieren.
"Cardiology" ist ein medizinischer Begriff, der sich mit Erkrankungen des Herzens befasst. Hattet Ihr während der Aufnahmen zu Eurem neuen Album unter Herzschmerz zu leiden?
Benji Madden: Ich glaube, dass alle Songwriter schlimmen Herzschmerz haben. Das ist doch der Grund, warum sie Songs schreiben. Jeder hat einen anderen Geschmack, und jeder, der Musik liebt oder sich beruflich mit Musik beschäftigt, kann darüber stundenlang philosophieren oder kann mit anderen Musikbegeisterten Platten austauschen. Musik ist die einzig wahre Medizin für das Herz.
Eine allgemeine Ansicht, die sich nicht nur auf das Album "Cardiology" bezieht?
Madden: Ja. Als ich damit begann, Sachen für die neue Platte zu schreiben, kam "Cardiology" als Titel in den Sinn. Weil viele der Songs noch persönlicher waren als alles, was ich zuvor geschrieben hatte. Definitiv persönlicher jedenfalls als auf dem letzten Album. Deswegen schien es mir eine gute Umschreibung der Musik zu sein.
Euer letztes Album liegt drei Jahre zurück. Hatten Joel und Du sofort die gleichen Ziele für das neue Album?
Madden: Ja, Joel und ich sind meistens einer Meinung. Natürlich haben wir mal kleinere Streitigkeiten, aber unser vorrangiges Ziel war es, wieder eine stärkere Bindung zu den Fans aufzubauen. Und dafür muss man eben sehr aufrichtige Songs schreiben. Das ist, was die Hardcore-Fans hören wollen, sie wollen dich besser kennenlernen. Bei mir ist es mit meinen Lieblingsbands nicht anders. Ich will echte Songs schreiben, nicht nur auf der Bühne stehen, Gitarre spielen und singen.
Es gibt also keine Meinungsverschiedenheiten zwischen Euch?
Madden: Natürlich gab es Meinungsverschiedenheiten, das passiert ständig. Wir streiten ständig, aber da wir Zwillinge sind und seit über 30 Jahren miteinander auskommen, sieht es meist schlimmer aus, als es ist.
Ist es ein Vor- oder eher ein Nachteil, mit seinem Zwillingsbruder in einer Band zu spielen?
Madden: Ich finde, dass es den riesengroßen Vorteil hat, dass wir uns nie trennen können. Es ist deshalb viel einfacher, das Verhältnis aufrechtzuerhalten, weil wir Brüder sind und beste Freunde. Das wird sich nicht ändern. Am Ende des Tages können wir jeglichen Streit beiseitelegen und "I Love You" sagen. Ein Nachteil ist aber sicher, dass Brüder einander einfach nie richtig zuhören. Trotzdem sind wir ein Team. Es kann nicht passieren, dass einer die Band verlässt.
Hat sich Euer musikalisches Umfeld in den letzten Jahren verändert? Viele erfolgreiche Pop-Punk-Bands sind ja nicht mehr übrig.
Madden: Die ganze Musikindustrie hat sich verändert. Und ich glaube, dass die Qualität der Alben insgesamt nachgelassen hat. Mittlerweile haben wir zum Glück das Geld, um die Platten weiterhin so aufnehmen zu können, wie wir das wollen. Eben Platten, die sich bewähren und dem Zahn der Zeit widerstehen können. Heute wollen die Leute eben alles sehr viel schneller umsetzen und abwickeln. Die Nachrichtenflut ist gigantisch, du erfährst von Ereignissen buchstäblich schon wenige Sekunden, nachdem sie passiert sind. Das beeinflusst natürlich auch die Entstehung einer Platte. Aber wenn man einfach weiterhin gute Songs schreibt, kann man hoffentlich auch zukünftig den Veränderungen standhalten und überleben.
Apropos Überleben: "Punk's not dead" - ist das für Dich bloß eine hohle Phrase oder steckt ein Quäntchen Wahrheit darin?
Madden: Da steckt schon Wahrheit drin. Ich glaube, dass Punk nie sterben wird, solange es noch rebellische Jugendliche gibt. Es klingt nicht immer gleich, es sieht nicht immer gleich aus, aber es lebt. Aber ob noch Punk in einem 35- oder 40-jährigen Typen stecken kann? Ich hoffe nicht (lacht)! Ab einem bestimmten Punkt sollte man erwachsen werden. Manchmal sehe ich ältere Herren in Punkbands, die noch immer so rumlaufen, als ob sie 17 wären. Ziemlich albern.
Ihr habt ja inzwischen auch schon 15 Jahre Karriere hinter Euch. Hat sich Euer Publikum in dieser Zeit verändert oder sind die Fans von damals mit Euch erwachsen geworden?
Madden: Ich glaube, dass viele Fans von früher noch immer Fan sind. Und viele kommen zurück. Ich kenne das selbst, mit Bands, die ich großartig fand und dann irgendwann aus den Augen verloren habe. Und erst viel später, als sie eine bestimmte Platte gemacht haben, habe ich sie wiederentdeckt. So ein Moment, in dem man wieder versteht, warum man die Band einst so toll fand.
Beispiele?
Madden: Weezer! Bei den ersten drei Alben war ich Die-Hard-Fan, dann kamen ein paar Platten, die ich nicht so verstanden habe. Aber wegen der letzten beiden Alben muss ich wieder sagen, dass ich die Band liebe.
Wie schwierig ist es eigentlich, der Öffentlichkeit zu entkommen, wenn man wie Dein Bruder Joel mit einer Person wie Nicole Richie liiert ist?
Madden: Also es gibt definitiv Orte, an denen man eher unerkannt bleibt und quasi unter dem Radar der Paparazzi durchfliegt. So etwas genießen wir. Orte, an denen keine unangenehmen Leute mit Kameras auftauchen. Und wir versuchen tatsächlich zu viel Trubel zu vermeiden, einfach weil es komfortabler ist.
Findest Du, dass die Öffentlichkeit erfahren muss, ob Joel und Nicole verheiratet sind, oder nicht?
Madden: Nein. Aber sie werden es ohnehin erfahren. Das ist ja auch nichts, was wir verheimlichen würden.
Ihr habt im Jahr 2005 mit DCMA auch eine eigene Bekleidungsfirma gegründet. Wie kam es dazu?
Madden: Ach, einfach weil wir Lust darauf hatten. Es war anfangs nur ein spaßiges Projekt, aber daraus ist dann eine richtige Firma geworden.
Seid Ihr da noch immer involviert und macht eigene Entwürfe?
Madden: Ja, klar.
Ihr seid beide Vegetarier ...
Madden: Nein, ich bin gar kein Vegetarier mehr.
Warum der Sinneswandel?
Madden: Vor zwei Jahren fing ich an, meinen Körper zu trainieren, Fitness zu machen, um eine bessere Kondition zu bekommen. Deswegen musste ich meine Ernährung umstellen. Jetzt esse ich viel Fisch. Aber auch die anderen Fleischsorten, ich esse eigentlich alles. Joel ist übrigens auch kein Vegetarier mehr.
Aber Ihr setzt Euch noch für den Tierschutz bei Vereinigungen wie PETA ein, oder?
Madden: Natürlich. Man muss ja nicht zwingend Vegetarier sein, um den Tierschutz zu unterstützen. Ich bin immer noch dagegen Pelz zu tragen, aber ich bin auch nicht dafür Menschen deswegen gleich mit Farbe zu bewerfen. Es gibt eben Aktionen, die sind für die Sache eher hinderlich.
Good Charlotte auf Deutschland-Tour
23.01.2011, Stuttgart, Longhorn
24.01.2011, München, Backstage Werk
25.01.2011, Saarbrücke, Garage
26.01.2011, Berlin, Huxleys Neue Welt
28.01.2011, Hamburg, Große Freiheit
29.01.2011., Düsseldorf, Tonhalle ~ Klaas Tigchelaar (teleschau)
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