Popsongs - aber mit Inhalt
Hurts transportieren auf "Happiness" den Pop der 80er-Jahre in die Jetztzeit
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Popsongs - aber mit Inhalt
Hurts transportieren auf "Happiness" den Pop der 80er-Jahre in die Jetztzeit
29.08.2010 Irgendwann im letzten November machte ein wunderliches Video die Runde. "Wonderful Life" hieß der Song, Hurts die Band. Zwei todesernste junge Männer, dazu eine Tänzerin. Ein Lied über Sex und Selbstmord, das sich in einen kühnen Refrain schwang, sowohl an den Pop der 80er- als auch an den der frühen 90er-Jahre erinnerte und in Sachen Optik ziemlich schamlos bei Tears For Fears klaute. Veröffentlicht wurde der Song zunächst nicht - und trotzdem berichtete jeder über Hurts. Erste Konzerte waren - übrigens auch in Deutschland - sofort ausverkauft. Es folgten zwei weitere Videos, eine längst vergriffene Maxi-Single, Festivalauftritte. Erst jetzt, neun Monate später, nimmt das Duo aus Manchester an den herkömmlichen Verwertungszirkeln der Musikindustrie teil - die ersten Verkaufszahlen des endlich regulär veröffentlichten "Wonderful Life" zeigen: Das Warten war kein Zögern. Das Warten war eine kluge Strategie. Der Pop-Ohrwurm stieg in Deutschland sofort auf Nummer zwei der Single-Charts ein, jetzt erscheint ihr Debüt "Happiness" (VÖ: 27.08.).
An einem warmen Sommertag sitzen Hurts-Sänger Theo Hutchcraft und Adam Anderson (Gitarre, Synthies) in einem Berliner Hotelzimmer. Sie sind hervorragend gekleidet, auf eine eigenartige Art und Weise zeitlos. Ihre streng gescheitelten Haare bewegen sich auch im Windzug nicht, insgesamt wirken sie kantiger und maskuliner als in den Videos. Die Anzüge, so erzählen sie mit dünnem Lächeln, seien keinesfalls eine Masche, sondern Relikte aus einer Vergangenheit, in der sie sich jede Woche ihren Scheck beim Arbeitsamt abholen mussten - und das wenigstens mit der nötigen Würde erledigen wollten.
Es klingt wie ausgedacht, wenn Hutchcraft erzählt, dass er sich in den letzten Jahren einen bescheidenen Lebensunterhalt mit dem Filmen von Windhundrennen verdiente. Auch der Geschichte von Andersons Großvater, der unter anderem für die Queen Banjo gespielt haben soll, darf man nur begrenzt Glauben schenken. Und wenn Hutchcraft von Griechenland berichtet, wo sie eine große Fernsehshow spielten und wo "Wonderful Life", das dort schon früh ein Riesenhit war, nicht nur in der Hotellobby lief, sondern auch als Klingelton im Smartphone eines Geschäftsreisenden im Lift, stockt man zunächst einmal. Andererseits ist gerade diese Verwischung von Realitätsgrenzen, diese Schlagseite in vermeintliche Fantastereien das, was Popmusik spannend macht.
Hutchcraft und Anderson hatten alle Zeit der Welt, um zu lernen. Das, was junge Bands durchmachen, die aufgeregten Anrufe von A&R-Agenten und die Abendessen mit Plattenfirmen in Lokalen, in denen ein Hauptgang so viel kostet, wie eine zwei Wochen ausreichende Kühlschrankfüllung, all das erlebten sie schon mit ihrer vorherigen Band. "Daggers" hieß die. Sie machte etwas hysterische Musik für junge Leute. Nicht schlecht, aber arg in den Nullerjahren verhaftet. Höhepunkt war - objektiv betrachtet - ein Supportslot für Elektro-Pop-Ikone Gary Numan. Fragt man Hutchcraft, so erwähnt er einen anderen Moment. "Einmal sprachen wir mit einem Typen von irgendeinem Label, das an uns interessiert war. Er sagte: 'Ihr seid gut - genau drei Minuten lang.' Daraus habe er vieles gelernt. Etwa, dass Songs mit Inhalt zu füllen seien.
Bilder malen, so sagt Hutchcraft, wolle man mit den Liedern auf "Happiness" - auch, um einen Gegensatz zur kargen Optik zu schaffen. Anderson fügt an, dass dies der Unterschied zu ihrer ehemaligen Band Daggers sei: "In der Sekunde, in der wir anfingen, Texte zu schreiben, bauten unsere Hörer einen Bezug zu uns auf." Das sei auch der Punkt, an denen der Vergleich mit den 80er-Jahren nicht mehr unbedingt greife. "Wir haben keinerlei wirkliche Verbindung zu all diesen Bands, mit denen man uns so oft vergleicht. Wir suchen uns bei ihnen nur die Aspekte, die uns gefallen. Die Atmosphäre von Depeche Mode, die Songs von Tears For Fears. Die Realität, die David Lynch in den Soundtracks zu 'Twin Peaks' oder 'Blue Velvet' transportierte: Das war wichtig für uns."
Hurts auf Deutschland-Tournee
18.10., Berlin, Kesselhaus
19.10., Hamburg, Uebel & Gefährlich
20.10., Köln, Essigfabrik
22.10., München, Theaterfabrik ~ Jochen Overbeck (teleschau)
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