Jack Johnson

Surfe und arbeite!


Jack Johnson über seine Kinder, Verantwortung und Nervosität hinter der Bühne

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Surfe und arbeite!

Jack Johnson über seine Kinder, Verantwortung und Nervosität hinter der Bühne

26.11.2009 Ein Jahr Verschnaufpause: Nach dem nachdenklichen "Sleep Through The Static" 2008, veröffentlichte Jack Johnson dieses Jahr "nur" eine DVD namens "En Concert" mit zusammengestellten Konzertmitschnitten, mit dessen Gestaltung er laut eigener Aussage "nichts groß zu tun haben" wollte. Das Glückskind aus Hawaii streckt die Beine aus. Kann er auch. Denn was er anfasste, wurde zu Gold: Er surfte 13 Jahre, erhielt Lorbeeren. Nutzte eine Verletzungspause, um verstärkt Gitarre zu spielen. Als junger Erwachsener machte er den Sport zum Hobby und die Musik - zumindest zum Teil - zu seinem Beruf. Er drehte Surffilme, deren Soundtrack er selbst einspielte. So begann seine Karriere als Musiker, die nach neun Profi-Jahren vielleicht noch nicht auf dem Höhepunkt ist. Aber viel besser kann es nicht laufen. Johnson schaffte scheinbar alles wie nebenbei, mit der gleichen Leichtigkeit, die seinen meist akustischen Liedern innewohnt. Der weit verbreiteten öffentlichen Meinung, dass ihm, dem Sonnyboy, alles zufliegt, widerspricht der 34-jährige Vater von drei Kindern allerdings mit Nachdruck.

Wenn man Deine Musik-DVD "En Concert" anschaut, hat man den Eindruck, dass Du ein sehr hungriger Mann bist.

Jack Johnson - E

Jack Johnson: (lacht) Das war bei dem Open Air, bei dem wir die Leute warten lassen mussten wegen der Wetterbedingungen. Da standen wir dann mitten im Konzert alle Backstage. Ich war sehr nervös, deswegen fing ich da gleich mit dem Essen an. Ich wusste nicht recht, was ich tun soll.

Wie fühlst Du Dich, wenn Du auf der Bühne stehst?

Johnson: Naja, meist ist das ein gutes Gefühl. Es ist die Essenz, Paranoia und Freude. Natürlich macht es unglaublich Spaß, mit diesen vielen Menschen zusammen zu sein. Trotzdem frage ich mich plötzlich in der Mitte eines Songs, was da jetzt eigentlich passiert. Und manchmal ist es schon komisch, dass sie mich alle anschauen.

Was machst Du, wenn Du nicht weißt, wohin mit Dir?

Jack Johnson - G

Jack Johnson: Hmm. Vielleicht lächele ich bei den fröhlichen Songs, aber oft muss ich nachdenken. Und wenn ich mir viel Text merken muss, dann mach ich die Augen zu.

Du hattest Deine ganze Familie mit auf Tour dabei.

Johnson: Ja, die beiden Kleinen waren mit und meine Frau, die ja früher schon meine Tourmanagerin war, als wir im ganz kleinen Kreis unterwegs waren. Das ist echt eine schöne Sache, dass wir uns jetzt einen richtigen Bus leisten können.

Für Deinen Ältesten fängt nächstes Jahr die Schule an. Wie wirst Du das Touren dann handhaben?

Johnson: Meine Kinder bekommen keinen Privatlehrer, sie gehen auf Hawaii in die gleiche Schule, in der ich früher als Kind war. Und die Touren lege ich dann so, dass sie in den Ferien stattfinden, es gibt im Herbst und im Frühjahr kleine und im Sommer noch mal größere Pausen für die Kinder, und da werden wir dann touren, wieder mit der ganzen Familie, wie bisher.

Was man sich im herbstlichen Deutschland überhaupt nicht vorstellen kann: Wie sieht denn so ein Tag auf Hawaii aus?

Jack Johnson - E

Johnson: Der beginnt damit, dass die Sonne scheint. Ich gehe immer noch jeden Tag surfen. So weit das mit drei Kindern eben geht. Aber morgens, wenn ich sie zur Schule und in den Kindergarten gebracht habe, ist das schon schön, kurz im Wasser zu paddeln.

Surfen Deine Kinder auch?

Johnson: Der Älteste ja. Aber das ist nichts Besonderes. Wo man an anderen Orten Fahrradfahren lernt, setzt man hier die Kinder eben aufs Surfboard.

Wie feiert man eigentlich Weihnachten in der Sonne?

Jack Johnson - E

Johnson: Das ist keine große Sache, fast ein Tag wie jeder andere. Die Kinder sind immer ein bisschen enttäuscht, wenn sie Filme sehen, in denen das so ein Riesenfest ist. Hier macht man nicht so einen Hype, das frustriert sie. Wir feiern, wie es gerade kommt, mal mit Freunden, mal nur wir.

Da dieses Jahr kein allzu hektisches war, hattest Du bisher also viel Urlaub vor der eigenen Haustür, oder?

Johnson: Ja, so war es. Die Tour war im August 2008 vorbei, sodass ich jetzt viel Zeit für die Famile und andere Sachen hatte - wie eben Surfen (lacht). Außerdem konnte ich ohne Druck mal ein paar Songs schreiben.

Bei Dir sieht immer alles aus, als wäre es keine Arbeit. Surfen, Gitarre spielen, das ist Dir scheinbar alles so zugeflogen.

Johnson: Ich glaube, die Geschichte wird immer ein wenig übertrieben. Meine normale Arbeit in den letzten drei Jahren war die Leitung eines Surfcamps für Kinder. Da sind 30 Kids, für die ich jeden Tag verantwortlich bin, wenn sie ins Meer gehen. Da musst du fit sein. Außerdem stand ich viel hinter der Kamera, drehte Werbespots und Videoclips unter anderem für Limp Bizkit und die Foo Fighters.

So wie Du darüber sprichst, bedeutet das ernsthaftes Arbeiten.

Johnson: Das ist es auch. Gerade wenn du filmst, musst du als Erster aufstehen, dich darum kümmern, dass das Licht stimmt, du schwitzt den ganzen Tag, schleppst die Sachen herum. Auch wenn das am Strand stattfindet, ist es knüppelanstrengend. Ich wollte immer Fotograf für die Zeitschrift "National Geographic" werden, das war mal mein großer Wunsch. Aber jetzt weiß ich, es ist wesentlich entspannter in einem Videoclip vorzukommen, als ihn zu verwirklichen.

Man hat den Eindruck, dass der ganze Erfolg nie so wirklich wichtig für Dich war. Ist das richtig?

Johnson: Ja, denke schon. Ich freue mich sehr darüber, aber hatte nie besonderen Ehrgeiz, was die Musik anging. Als es immer größer wurde und trotzdem noch Spaß machte, war das ein sehr befriedigender Verlauf. Ich glaube, ich wäre auch glücklich, wenn 100 oder 200 Leute zum Konzert kommen würden.

Du bist für alle "Jeans- und T-Shirt"-Typ. Fühlst Du Dich auch in einem Anzug oder im Smoking wohl?

Johnson: Ich besitze keinen, musste mir aber schon einmal einen leihen, als Barack Obama Präsident wurde. Er kommt ja auch aus Hawaii und lud mich zu einer der Feiern ein. Da trug ich einen Smoking, und das war auch ganz okay. Das ist ein seltsames Gefühl, ich finde das aber auch irgendwie ganz witzig. ~ Claudia Nitsche (teleschau)


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