Jack White

Ein Anachronismus in Schwarzrotweiß


Jack White veröffentlicht mit The Dead Weather "Sea Of Cowards"

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Ein Anachronismus in Schwarzrotweiß

Jack White veröffentlicht mit The Dead Weather "Sea Of Cowards"

27.05.2010 Jack White ist ein Handwerker. Als Davis Guggenheim für seinen Film "It Might Get Loud" legendäre Gitarristen besuchte, führte etwa The Edge stolz und in epischer Breite das technische Equipment vor, das seinen Sound bestimmt. White dagegen saß auf seiner alten Farm in Tennessee und zimmerte aus ein paar Saiten, einem Brett und einer Colaflasche eine krude E-Gitarre. "Wer sagt, dass man sich eine Gitarre kaufen muss?" Die Musik seiner mittlerweile drei Bands - The White Stripes, The Raconteurs und The Dead Weather, die gerade ihren Zweitling "Sea Of Cowards" veröffentlicht haben - zeichnet sich ebenfalls durch eine prominente Gemeinsamkeit aus: Sie ist handgemacht. Mit seiner Arbeit und seinem Auftreten wirkt Jack White oft wie aus der Zeit gefallen; ein Emissär aus der Vergangenheit, der die Etikette der Gegenwart einfach nicht verstehen kann. Oder will.

Das zeichnete sich schon vor seiner musikalischen Karriere ab: Mit 15 begann White eine Lehre - ausgerechnet im aussterbenden Handwerk des Polsterers. Mit 21 hatte er einen eigenen Laden. Allerdings vertiefte er sich damals so sehr in seine Rolle, dass seine Kunden ihn oft nicht so recht ernst nahmen. Der exzentrische Handwerker, der sich stets in den Farben Weiß, Gelb und Schwarz kleidete, die neu zu beziehenden Möbelstücke auch standesgemäß in einem schwarzgelben Lieferwagen abholte und nach getaner Arbeit seine Rechnungen gerne mit Buntstift stellte, irritierte. "Die Leute fragten: 'Was zur Hölle ist das?'", erinnert sich White. "Es hat ihnen einfach nicht gefallen. Es waren zwei verschiedene Welten, die da aufeinandertrafen."

Jack White - M

Seine Karriere als glückloser Polsterer fand ein Ende, nachdem er Anfang der 90er-Jahre in einer Bar seiner Heimatstadt Detroit Meg White kennenlernte, mit der er später The White Stripes gründete, jenes Garagenrockduo, das mit abermals strengem Farbschema (diesmal Weiß, Rot und Schwarz), stoischem Beat und mitreißenden Riffs die Musikwelt durcheinanderwirbelte und mit "Seven Nation Army" einen Instant-Klassiker schuf.

Doch die Geschichte der beiden beschränkt sich nicht auf ihre Zusammenarbeit: Der Mann, der damals noch John Anthony Gillis hieß, verliebte sich in die ruhige Barkeeperin. Sie heirateten 1996, ließen sich nach vier Jahren wieder scheiden - und blieben trotzdem als Band bestehen. Das wäre nie an die Öffentlichkeit gekommen, wenn es nach White ginge: Privates soll privat bleiben; auch darin ist er altmodisch. "Es scheint, als sei jeder so verfügbar", seufzte er einmal in einem Interview. "Bereit, willig und verfügbar für alles Mögliche, Teil einer Realityshow zu sein, jederzeit. Es scheint, dass niemand mehr Würde hat."

Handwerk. Würde. Diese Begriffe wirken schon antiquiert genug, doch mit dem dritten katapultiert sich White endgültig aus der modernen Welt: Selbstbeschränkung. Für die Bequemlichkeit der modernen Technologie hat der Musiker nicht viel übrig, das Internet empfindet er vor allem als Ärgernis: "Es verhindert, dass die Kunst der Musik mit Respekt behandelt wird." Er selbst praktiziert Selbstbeschränkung in den kleinsten Details: Bei Konzerten seiner White Stripes stehen andere Instrumente oder der Kasten mit den Ersatz-Plektren immer ein kleines bisschen zu weit entfernt - "gerade so weit, dass ich arbeiten muss, um sie zu erreichen", erklärt er.

Wenn White über Musik spricht, kommt das Wort 'Arbeit' meist ebenso häufig vor wie 'Kunst'. Er glaubt daran, dass Musiker nicht nur darauf warten sollten, dass die Inspiration ihnen in den Schoß fällt, sondern gelegentlich fruchtlose Phasen einfach durcharbeiten müssen. Das erklärt auch seine Produktivität: White arbeitet immer wieder als Produzent für andere Künstler, in wenigen Tagen etwa erscheint das Debüt seiner Frau Karen Elson. Vor allem aber hat er seit dem White-Stripes-Debüt von 1999 jedes Jahr - mit Ausnahme von 2004 - mit einer seiner drei Bands ein neues Album veröffentlicht. "In den 60er-Jahren haben Bands jährlich zwei oder drei Alben herausgebracht und es wäre schön, wenn das heute mehr Bands machen würden", so White.

Jack White - J

Ein 34-Jähriger, der von den guten alten Zeiten schwärmt und Arbeitertugenden anmahnt? Das klingt fast nach einer moralinsauren Spaßbremse, die sich allzu ernst nimmt. Doch auch hier widersetzt sich White den Erwartungen: Sein Schauspieldebüt gab er 2003 in der Trashkomödie "Mutant Swinger From Mars". ~ Sabine Metzger (teleschau)


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