Oft sind es gerade die kurvigen Lebenswege, die einen Musiker richtig interessant machen. Und Biografien der Art Castingshow, dann Hit und Ende im Dschungelcamp sind damit nicht gemeint. Sondern der Werdegang von Jacques Schwarz-Bart, der ebenso ausgefallen ist wie sein spannendes zweites Album "Abyss". ~ Kati Hofacker (teleschau) aufklappen »
Jacques Schwarz-Bart hat schnell gelernt. Der 46-jährige, in Guadeloupe geborene Sohn zweier Schriftsteller, Papa aus Frankreich, Mama Karibin, wächst teilweise in der Schweiz auf und erfährt von seinen kulturell engagierten Eltern viel über seine karibischen Wurzeln. Er spielt mit Roy Hargrove oder Me'shell Ndegeocello, bevor er mit "Soné Ka La" sein erstes, brillantes und enthusiastisch rezensiertes Soloalbum herausbringt. Auf diesem zweiten Album "Abyss" nun vereint er noch stärker den coolen, klaren und tiefen Urban-Jazz seiner Wahlheimat New York mit der traditionellen Gwoka-Musik aus Guadeloupe. Das Ergebnis ist klarer Jazz mit Tenor-, Sopransax oder Flöte in der Hauptrolle, der sich mit erdigen Ethno-Klängen der Karibik und damit auch aus Afrika paart. So packt Jacques Schwarz-Bart keinen klassischen Drummer, sondern zwei Perkussionisten aus Guadeloupe in seine Band! Die energiegeladene, magische Fusion zwischen Latin-Beats, Afroroots, zwischen den virtuosen Rhythmuskonstruktionen Sonny Troupés und Olivier Juste einerseits und dem tragenden, ästhetischen Soli des Hauptdarstellers andererseits wird dabei sofort hörbar. Vervollständigt wird das "Abyss"-Line-Up durch den Belgrader Pianist Milan Milanovic, den senegalesischen Gitarristen Hervé Samb, der sowohl Blues- als auch Afro-Elemente in sein Spiel einfließen lässt, und die beiden Bassisten Reggie Washington (Roy Hargroves RH Factor) und Thierry Fanfant.
Mit Gästen wie Stephanie McKay, die bei "Big Blue" die Skats beisteuert oder seiner Mutter Simone Schwarz-Bart, deren selbst verfasstes Gedicht den Track "Simone" mit einem Dialog zwischen Sax und Stimme beginnen lässt, peppt Jacques Schwarz-Bart seine Musik zusätzlich auf. "Nubian" von Hervé Samb glänzt mit Elisabeth Kantomanou am Mikro, ebenso wie "Abyss", das zusätzlich mit John Scofield an der Gitarre punktet. Gwonka-Sänger Guy Conquet, schließt mit "An Ba Mango La" das Album ab und beendet diese Hochzeit zwischen Weiß und Schwarz, diesen leidenschaftlichen Ritt ins schwarze Herz von Afrika, der Karibik, Europa und den USA. Furios, virtuos, faszinierend!