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"Eigentlich bin ich von Natur aus ein fauler Hund"


Jeanette Biedermann über Motivationsprobleme, musikalische Vielfalt und ihre "Mutter" Berlin

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"Eigentlich bin ich von Natur aus ein fauler Hund"

Jeanette Biedermann über Motivationsprobleme, musikalische Vielfalt und ihre "Mutter" Berlin

19.03.2009 Über zehn Jahre ist es bereits her, dass Jeanette Biedermann zur "Bild-Schlagerkönigin" gekürt wurde. Und direkt vom Lehrling bei Starfriseur Udo Walz zur Popprinzessin und Soapdarstellerin aufstieg. Zehn Jahre Erfahrung im Showgeschäft, die sich bemerkbar machen. Nicht übertrieben, aber professionell freundlich, ihren Berliner Akzent zum richtigen Zeitpunkt charmant einsetzend, ist sie eine gewitzte Interviewpartnerin. Die ziemlich genau weiß, was die Presse von ihr will und es ihr gibt. Nämlich nicht unbedingt Auskünfte zu ihrem neuen Album "Undress To The Beat", sondern nette Anekdötchen und freche Sprüche.

"Popschnuckelchen", "Chamäleon", "Vorabendgesicht des deutschen Fernsehens" - mit welchem "Titel" hast Du am meisten Probleme?

Jeanette - W

Jeanette: (prustet) Ich muss Dir ganz ehrlich sagen, dass solche Bezeichnungen mir nicht wichtig sind. Und man könnte mich ja auch noch viel schlimmer betiteln.

Mit Deinem neuen Album kommt vielleicht "die deutsche Kylie" hinzu ...

Jeanette: Ja, oder etwas wie: Jetzt macht sie Kylie Minogue, Britney Spears und Madonna nach. Aber das ist in Deutschland normal. Egal was man macht, man wird immer verglichen. Das ist einfach so. Und es stört mich auch nicht. Denn mit Kylie Minogue verglichen zu werden, ist ja nicht das Schlechteste.

Wie kam es denn zu diesem neuen Elektro-Pop-Sound?

Jeanette - S

Jeanette: Das dauerte schon sehr lange. Drei Jahre war ich mit diesem Album beschäftigt. "Undress To The Beat" ist jetzt mein siebtes, und ich habe mit Erschrecken festgestellt, dass ich jetzt schon über zehn Jahre dabei bin. Ich habe Gott sei Dank noch keine Fältchen bei mir festgestellt. Aber die werden kommen (lacht)!

Wolltest Du denn beweisen, dass Du noch nicht zum alten Eisen gehörst?

Jeanette: Nein, ich will damit nur sagen: Ich brauchte einfach Zeit, um festzustellen, was ich machen will. Das ist schwierig, ich bin sehr ambivalent. Das mögliche Musikrepertoire ist einfach so groß. Ich höre Rock, Alternative, Jazz, Blues, Pop, richtig coole Elektro-Sachen - und dann sitzt man natürlich da und fragt: Was macht man selbst? Knüpft man da an, wo man aufgehört hat oder macht man etwas völlig anderes? Ich habe mich entschieden, etwas völlig anderes zu machen. Weil ich mich gerne auch selbst überraschen möchte.

Trotz der langen Entstehungszeit überschnitten sich gegen Ende noch Deine Dreharbeiten zu "Anna und die Liebe" und die Fertigstellung des Albums ...

Jeanette: Ja, das stimmt. Die meisten Songs waren - Gott sei Dank - schon vor der Telenovela fertig. Aber fünf, sechs Songs musste ich dann tatsächlich am Wochenende einsingen. Ich arbeitete mehrere Wochen durch, hatte dann auch die Schnauze voll und meinte nur noch: Wenn ich jetzt kein Wochenende freikriege, bringe ich mich um (schluchzt und lacht)! Aber so eine Stressphase geht schon mal. Ich sagte dann immer augenzwinkernd: Es ist ja für eine gute Sache, für einen guten Zweck. Nämlich für mich (lacht).

Auf dem neuen Album gibt es einen Song namens "Teach Me How To Say Goodbye" - eine Verarbeitung Deiner Trennung letztes Jahr?

Jeanette - \"

Jeanette: Nein. Auch wenn der Song natürlich eine persönliche Verbindung zu mir hat, von mir erzählt. Aber über mein Privatleben rede und schreibe ich grundsätzlich nicht. Es ist immer witzig, wenn ich mit Journalisten rede, und die anfangen, nachzubohren. Fragen stellen: "Was ist denn nun mit ...?" Dann sage ich immer nur: "Würdest du es wollen, dass jeder nachlesen kann, was in deiner Beziehung passiert ist? Wann du dich getrennt hast? Gestritten hast? Sex hattest?" Und 99 Prozent der Journalisten antworten: "Niemals."

Du drehst die Telenovela in Berlin, lebst auch dort. Wie schwierig ist es dort, Dein Privatleben abzuschotten?

Jeanette: Also richtig frei bewegen kann mich ich eigentlich nirgendwo. Ich werde immer angesprochen. Aber das gehört für mich seit zehn Jahren dazu - fast schon wie Essen, Schlafen und Trinken. Wenn ich damit ein Problem hätte, dann wäre ich mittlerweile wahrscheinlich schon in der Klapsmühle. Aber ich bin ein sehr offener Mensch, bin sehr gesellig, niemand, der sich abschottet. Und insofern habe ich auch kein Problem damit, wenn mich mal jemand anspricht, wegen eines Autogramms oder Fotos oder so. Das geht so schnell, das dauert ein, zwei Sekunden und dann wirst du angelächelt, weil du jemandem eine Freude gemacht hast.

Und in Berlin kann man sicherlich auch ganz gut untertauchen, wenn man will ...

Jeanette: Ja, das stimmt. Berlin ist eben eine Großstadt, da verläuft sich das ja auch alles.

Was magst Du sonst noch an der Stadt?

Jeanette: Das kann ich Dir gar nicht sagen. Ich bin dort geboren, fast schon in der vierten Generation Berlinerin. Seine Eltern kann man sich ja auch nicht aussuchen, die liebt man einfach bedingungslos. Und so ist es auch mit der Geburtsstadt, finde ich. Aber die Stadt ist auch toll, weil sie so viele Facetten hat. Jeder Bezirk ist anders. Kreuzberg und Prenzlauer Berg sind eher alternativ angehaucht. Wenn man es etwas schicker mag, geht man nach Charlottenburg. Und so weiter. Du hast einfach überall ein unterschiedliches Flair, das mag ich sehr. Aber meine Liebe ist - wie schon gesagt - bedingungslos. Berlin ist wie eine Mutti für mich.

Noch nie auf die Idee gekommen, Mutters Rockzipfel zu verlassen?

Jeanette: Um Gottes willen! Es gibt ja gerade eine Menge dieser Auswandererformate im Fernsehen. Am Anfang schaute ich mir diese Sendungen ein paar Mal an und fand das auch ganz interessant. Aber ich könnte niemals meine Stadt, geschweige denn meine Familie verlassen. Damit hätte ich ganz große Probleme. Aber ich finde das bewundernswert, wenn Leute auswandern, von zu Hause wegziehen.

Hattest du jemals das Gefühl, Deine Musik würde unter Deinen Schauspielprojekten leiden? Oder umgekehrt?

Jeanette: Nö. Ich hatte Angst, wenn ich große Projekte hatte und gleichzeitig auch Musik machte. Ich hatte immer Angst, dass das eine unter dem anderen leiden könnte, aber das hat es nicht. Das ist alles eine Organisationsfrage.

Bist Du denn ein Arbeitstier?

Jeanette: Ach, weißt Du, eigentlich bin ich von Natur aus ein fauler Hund (lacht).

Das glaube ich Dir jetzt nicht.

Jeanette: Doch, denn ich weiß ja, wie das war, als ich während meiner Friseurlehre das einzige Mal in meinem Leben angestellt war. Da muss ich ehrlich sagen, dass ich damals ziemlich faul war. So oft, wie ich auf dem Klo war! Eine Zeitung mitnehmen, ein bisschen lesen, dann noch in Ruhe eine rauchen. Denn von dort kann einen ja niemand runterholen (lacht). Aber jetzt ist das natürlich was anderes: Es sind ja immer meine Projekte, es geht immer um mich, Sachen, die ich mir aussuche, zu tun. Und da entwickele ich eigenartigerweise einen unheimlichen Ehrgeiz und einen unglaublichen Fleiß. In eigener Sache arbeiten ist eben anders, als wenn ich weiß, ich krieg sowieso meinen Monatslohn, ob ich jetzt eine Viertelstunde auf dem Klo sitze oder nicht (lacht).

Ich halte fest: Du bist ein Arbeitstier, aber nur in eigener Sache. Wie steht's mit Deiner Disziplin?

Jeanette: Das sind Dämonen, mit denen ich jeden Tag kämpfe. Denn ich bin ein sehr exzessiver Mensch, egal, was ich tue. Und somit bereitet mir das Thema Disziplin immer wieder Schwierigkeiten. Auch wenn ich grundsätzlich, wenn es wirklich um etwas geht, schon diszipliniert sein kann. Aber dann ... (seufzt) falle ich doch immer wieder um.

Wie äußert sich das?

Jeanette: Naja, wenn ich zum Beispiel weiß, dass ich am nächsten Tag um sieben Uhr aufstehen muss, sitze aber gerade nett mit jemand bei einem Glas Wein zusammen. Dann sage ich natürlich ganz vernünftig: Ich trinke jetzt zwei Gläser, dann gehe ich nach Hause. Aber das sind hundertprozentig die Abende, an denen ich morgens um vier total lustig nach Hause komme und mir beim Aufstehen nur denke: Au weh! Andererseits ist es aber natürlich auch so - wenn man wahnsinnig viel arbeitet, schreit der Körper manchmal auch förmlich: Jetzt setz dich hin und trink ein Weinchen und hab einfach nur Spaß!

Außer einem netten Abend mit Freunden - wie baust Du Stress ab?

Jeanette: Mit Sport. Obwohl das natürlich immer auch erst mal Überwindung kostet. Und ansonsten schlafen (lacht).

Ich frage auch deshalb, weil ich gelesen habe, dass Du ab und an einen DVD-Serienmarathon zu Hause machst. Wann hast Du Dir das letzte Mal Zeit dafür genommen?

Jeanette: Erst vor einigen Wochen, an einem Sonntag. Ich liebte "Charmed", aber die Serie ist ja leider vorbei. Mit "Six Feet Under" bin ich auch durch. Momentan stehe ich auf "Buffy - Im Bann der Dämonen". Und an jenem Sonntag habe ich bestimmt 40 Folgen angesehen. Das ging bis tief in die Nacht. Ich war dann auch voll in der Materie drin. Um zwei Uhr musste ich mal kurz Pause machen, weil es bei mir in der Wohnung schon überall knackte und knarzte. Ich dachte: Jetzt fliegen gleich die Vampire überall raus! Ich hatte tatsächlich einen Anflug von Paranoia (lacht). ~ Stefan Weber (teleschau)


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