Die Krise als Chance
"Mavericks" ist das dritte Album von Johnossi
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Die Krise als Chance
"Mavericks" ist das dritte Album von Johnossi
07.05.2010 Allgemeinplätze zeichnen sich im Allgemeinen dadurch aus, dass sie allerhand Ausnahmen zulassen. Manchmal sind die Ausnahmen sogar die Regel: So ist der gerne - meistens von Musikjournalisten - vorgetragene Satz "Das zweite Album ist für eine Band ja meistens das schwierigste" einer, der dringend mal auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft gehört. Sollte jemand eine akademische Arbeit zu diesem Thema schreiben wollen: einfach bei Johnossi durchklingeln. Das schwedische Duo nahm seine zweite Platte "All They Ever Wanted" nämlich quasi im Vorbeigehen auf. Zehn Tage dauerte es, und das Ding war im Kasten. Das dicke Ende kam jedoch - und zwar mit Album Nummer drei "Mavericks". Denn die der Platte vorangehende Katharsis bewirkte bei John Engelbert, der singenden und Gitarre spielenden Hälfte des Duos, einen tiefen Fall.
"Es ist bei mir immer so, dass ich mir im Vorfeld der Aufnahmen viele Gedanken über das mache, was ich singen möchte. Und natürlich belastet das einen, wenn man sich mit Sachen beschäftigt, die man eigentlich schon abgeschlossen hat", erklärt John. Im vergangenen Jahr sei aus der Belastung jedoch eine handfeste Krise geworden, deren Auswirkungen Schlafstörungen und psychische Probleme waren und die letztendlich in Besuchen beim Therapeuten und Medikamention mit Antidepressiva mündete.
John nimmt's gelassen: "Im Nachhinein war das alles durchaus fruchtbar", sagt er. "Aber ich wäre froh, wenn es im Vorfeld einer Platte nicht noch einmal passieren würde." Der bandinternen Chemie nutzte es indes: "Ossi unterstützte mich sehr, vielleicht weil er selbst schon einmal so eine Phase hatte. Und wir führten gute Gespräche. Auch über abstraktere Themen wie das Leben nach dem Tod. Ich hatte während dieser Zeit das erste Mal das Gefühl, einen Glauben zu brauchen, etwas an dem ich mich festhalten kann."
"Mavericks" ist ein eher düsteres, dabei aber erstaunlich dichtes Stück Musik, eines, dem man anhört, dass es aus einem Fundus an Melodien schöpft, der schier unendlich war. John und Ossi sperrten sich eine Nacht lang in ein Hotelzimmer in Oslo ein, suchten aus 200 Songs, Songfetzen, Hooklines und sonstigen Schnipsel diejenigen heraus, die sie als gut genug für das Album befanden. Anschließend zogen sie sich ins Studio zurück - nicht nur zehn Tage wie zuletzt, sondern satte zwei Monate lang. "Wir nahmen die Songs hintereinander auf. So waren wir ehrgeiziger, wollten immer einen noch cooleren Track abliefern als davor", erklärt John. Auf einen externen Produzenten verzichteten sie dabei ganz.
Aber musikalisch muss den beiden niemand mehr etwas sagen. Sie wissen, was sie wollen und das seit gut zehn Jahren. "Wir sind in erster Linie Freunde, dass wir eine Band haben, also Kollegen sind, kommt erst an zweiter Stelle", erklärt John. Ein Glücksfall, zumal beide ähnlich ticken. Sie waren quasi die Slacker des Freundeskreises, die, die auf Uni und geregelte Arbeit so gar keine Lust hatten. "Ich habe mich eigentlich früher nur für Videospiele und Bier interessiert. Ossi tat zwei Jahre lang gar nichts, bevor wir die Band gründeten", erzählt John.
Irgendwann merkten beide natürlich, dass eine Laufbahn als Musiker durchaus auch mit Stress verbunden ist. Das, so sagt Ossi, sei aber schon in Ordnung. Immerhin würde man eine Menge erleben, zum Beispiel auf Tour. "Man bekommt viel mit, das so weit weg von der schwedischen Lebensweise ist", erklärt er. "Wir haben zum Beispiel einmal in Austin, Texas gespielt. Nicht in der Stadt, sondern auf irgendeiner Ranch außerhalb, die einem alten Typen gehörte. Das war echt wie in einem Film: Der Alte sitzt da jeden Tag mit seiner 70-jährigen Frau auf der Veranda und kifft sich einen. Das sind die schönen Momente."
Johnossi auf Deutschland-Tournee
17.05., Hamburg, Logo
18.05., Berlin, Lido
19.05., Leipzig, Conne Island
21.05., München, 59to1 ~ Jochen Overbeck (teleschau)
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