Karat

"Es bleibt nie beim Alten!"


Karat-Sänger Claudius Dreilich über Familenbande und 35 Jahre Bandgeschichte

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"Es bleibt nie beim Alten!"

Karat-Sänger Claudius Dreilich über Familenbande und 35 Jahre Bandgeschichte

27.04.2010 Kinder treten oft in die Fußstapfen ihrer Eltern, übernehmen deren Unternehmen oder erlernen den gleichen Beruf. Das ist nichts Außergewöhnliches. Doch Claudius Dreilich (39) folgte seinem Vater Herbert auf ungewöhnliche Weise: Er ersetzte ihn, der im Dezember 2004 einem Krebsleiden erlag, als Sänger der ostdeutschen Band Karat. Auf 35 Jahre Bandgeschichte können Karat zurückblicken, aufgearbeitet auch in der kürzlich erschienenen Biografie "Über sieben Brücken musst du gehen". Dass jene nach ihrem bekanntesten Hit aus dem Jahr 1978 betitelt ist, wundert nicht. Schließlich feierte auch Peter Maffay mit dem Song einen Riesenerfolg, spielten inzwischen sogar Scooter und Xavier Naidoo eigene Versionen ein. Dass die Luft bei Karat noch lange nicht raus ist, zeigt ihr aktuelles Album "Weitergeh'n". 15 Songs gibt es dort zu hören, mal in gewohnter Balladen-Manier, mal rockig-zupackend, stets mit Inbrunst intoniert. Und einen neuen Sänger zu bewundern, der verdammt stark an den alten erinnert. Der Erfolg von Karat bleibt eben in der Familie ...

Sie haben den Job Ihres verstorbenen Vaters übernommen. Eine leichte Entscheidung?

Karat - U

Claudius Dreilich: Nein, wirklich nicht. Als mein Vater krank war, hatte ich schon länger meinen Traumjob gefunden. Fast sechs Monate überlegte ich, ob ich das wirklich machen will, wirklich das "Erbe" meines Vaters antreten will. Unser Schlagzeuger Michael Schwandt fragte damals, ob ich mir darüber im Klaren sei, dass ich bei einer Absage dann damit leben muss, dass ein anderer auf der Bühne stehen und den "Schwanenkönig" singen wird. Das konnte und wollte ich nicht und entschied mich, Sänger von Karat zu werden.

Damals machten Sie große Karriere bei IKEA als Verkaufschef in Österreich und Manager einer Filiale in Moskau. Sie gaben einen erfolgreichen Job auf ...

Dreilich: Um meinen Erfolg machte ich mir keine Gedanken. Musik, also Kunst, mit Geld in einen Topf zu werfen, ist auch nicht richtig. Das hat miteinander nicht viel zu tun. Aber ich wusste, dass ich als Sänger meine Miete bezahlen und mir etwas zu Essen und Trinken kaufen kann. Und das ist ja wohl das Wichtigste, mehr brauche ich nicht. Reichtum ist das, was ich jetzt habe. Wunderbare Bandkollegen und viel Musik um mich herum.

Und vielleicht auch eine gewisse Nähe zu Ihrem Vater?

Karat - S

Dreilich: Ach, weiß nicht. Auch wenn meine Eltern sich früh trennten, hatte ich mit meinem Vater ohnehin immer einen sehr engen Kontakt. Als ich klein war, sah ich ihn seltener als später, denn Karat waren mehr in der Bundesrepublik als in der DDR unterwegs. Nach der Wende gingen meine ganzen Urlaube drauf, um Karat auf Tournee zu begleiten. Manchmal stand ich auch im Duett mit meinem Vater auf der Bühne.

Und als Ihr Vater starb, konnten Sie zunächst den Namen "Karat" gar nicht benutzen. Sie mussten sich "K....!" nennen.

Dreilich: Ja, das ist halt blöd gelaufen. Mein Vater hatte in den Neunzigern den Namen "Karat" schützen lassen. In weiser Voraussicht, damit niemand auf die Idee kommt, den Namen zu klauen. Das verfolgte meine Stiefmutter irgendwie zu ernsthaft und bereitete uns eine schwierige Zeit. Das Gericht fällte dann die richtige Entscheidung und wir konnten den Namen wieder benutzen. Ist ja alles gut gelaufen!

Sie und die Freunde Ihres Vaters - zusammen in einer Band. Wie fühlt sich das an?

Dreilich: Wir verstehen uns natürlich prima. Jeder von uns ist auf seine Art sehr emotional. Sonst könnten wir ja so eine Musik nicht machen. Von Beginn an sind der Schlagzeuger und der Gitarrist dabei, sie sind die hochkarätigen Urgesteine.

Karat sind eine ostdeutsche Band, die natürlich auch in Westdeutschland unterwegs ist. Sieht man da Unterschiede im Publikum?

Dreilich: Ein Ost-West-Unterschied im Publikum ist nicht zu merken. Die Auftragslage in den alten Bundesländern ist nicht so hoch wie in den neuen, das ist der einzige Unterschied. Erst letzte Woche habe ich mich mit Peter Maffay über dieses Thema unterhalten. Bei ihm ist es genau umgekehrt, er hat mehr Zuschauer im Westen als im Osten. Zur Zeit von "Über sieben Brücken musst du gehen" war das anders.

Vom Geschäftsmann zum Bühnenmensch: Wie schwer ist es für Sie, vor Publikum aufzutreten?

Dreilich: Überhaupt nicht. Lampenfieber im klassischen Sinn habe ich nicht, ich weiß nicht warum, aber das ist mir nicht gegeben. Ich lasse alles auf mich zukommen, und wenn ich mal Text vergessen sollte, wäre das ja nur menschlich. Natürlich ist ein großer Adrenalinschub da, wenn man auf die Bühne geht, wenn man das Publikum in der ersten Reihe sieht und die erwartungsvollen Augen. Die will ich natürlich nicht enttäuschen. Deshalb haben wir uns dagegen entschieden, Konzerte im klassischen Sinne zu geben. Wir wollen auf unserer Tour im Herbst 2010 versuchen, alle Faktoren - uns als Band, das neue Buch und die aktuelle CD - in ein ganzes Programm einzubinden. Wir werden also nicht Songs am laufenden Band spielen, sondern haben unsere Geschichte hineingepackt, zeigen viele Bilder. Wir sind sehr gespannt, denn das ist etwas ganz anderes, ich glaube, das ist im Musikbereich so noch nie da gewesen. Selbst nach 35 Jahren bleibt es bei Karat eben nie beim Alten! ~ Nina Becker-Göpner (teleschau)


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