Kiss

Rückkehr auf den Rockolymp


Mit "Sonic Boom" melden sich Kiss in Bestform zurück

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Rückkehr auf den Rockolymp

Mit "Sonic Boom" melden sich Kiss in Bestform zurück

02.10.2009 An diesen Moment wird sich der Hardrock-Gott noch lange erinnern: Vor ungefähr 36 Jahren döste er in seinem Sessel auf dem Olymp vor sich hin. Die Unachtsamkeit nutzten einige seiner Söhne aus. Sie schlichen sich an ihm vorbei, gelangten bis in seine Garderobe, und plumpsten geradewegs in den Schminktopf des Allmächtigen. Dieser schickte die Vier zur Strafe fortan auf Wanderschaft. Kiss waren geboren.

Er hatte sie lieb, seine Söhne aus New York. Bereits Ende der Siebziger kehrten sie mit einem eigenen Sitz auf den Rockolymp zurück. Und er hat sie weiterhin lieb. Über 100 Millionen Alben haben Kiss weltweit verkauft, einige werden noch dazukommen. Denn "Sonic Boom" ist ein Album geworden, das die Kraft besitzt, zwischen Konfetti-Regen und Feuerwerk der Faszination und den Kontroversen neues Leben einzuhauchen.

Kiss - M

Für die einen sind die Maskenträger "das größte Ereignis seit Erfindung des Marshall-Verstärkers", die anderen bescheinigen ihnen "Neandertal-Lyrik" und schlechten Geschmack im XXL-Format. 1978 entgegnete Gene Simmons einem Moderator auf die Frage, welche künstlerische Ausdrucksform hinter seiner Blutspuckerei stehe: "Warum suchen Sie nach einem Sinn, wo es keinen gibt?"

Umstrittene Momente gab es, der Hardrock-Gott jedoch hatte Erbarmen mit seinen Zöglingen: Auf die kommerziell gescheiterte Konzeptscheibe "The Elder" (1981) und den Ausstieg von Originalgitarrist Ace Frehley folgten das ungleich stärkere "Creatures Of The Night" sowie 1983 der geschickte Schachzug der Demaskierung. Eine ähnliche Situation jetzt: Vielen ist von "Psycho Circus" (1998) einzig das großartige Titelstück im Ohr geblieben. Mit "Sonic Boom" wird der Fan zurück in die Glanzzeiten katapultiert.

Der Hardrock-Gott lächelt. Das tat er nicht immer. Es gab die Drogen, es gab den Streit. Es gab die Menschen, die er für immer zu sich holte - Drummer Eric Carr starb 1991, Kurzzeitgitarrist Mark St. John 2007. Es gab Schlagzeilen wie das Verbot des Originallogos in Deutschland: Das "SS" in Kiss sei zu nahe an den Nazi-Runen, so die Begründung. Auch wenn der "Spiegel" 1980 die seltsame Entdeckung von "infernalischem Show-Gebaren und faschistischem Gestus" machte - die jüdische Abstammung von Gene Simmons und Paul Stanley sowie eine generelle Party-statt-Politik-Mentalität sorgten dafür, dass solcherlei Beschuldigungen weitestgehend ausblieben.

Andere Vorwürfe halten sich penetrant: Ein übertriebener Geschäftssinn wird ihnen gerne unterstellt, ihre musikalischen Fähigkeiten werden als wenig "gottgleich" angezweifelt. Kiss muss das nicht jucken. Nicht nur Heavy-Metal-Bands haben sich von ihnen einiges abgeschaut, auch solch unterschiedliche Künstler wie Lenny Kravitz, Garth Brooks und Kurt Cobain blieben nicht unbeeindruckt. Und so lehnt sich der Hardrock-Gott zufrieden zurück und hält schützend seine Hand über den "größten Superwitz der Rockgeschichte" ("Tagesspiegel"). Schließlich zeigten sich seine Jungs einst erkenntlich, indem sie sich einen Song borgten und die Welt wissen ließen: "God Gave Rock'n'Roll To You". ~ Alexander Diehl (teleschau)


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