Wenn die Maske fällt
Die Monster-Rocker Lordi präsentieren rechtzeitig zu Halloween ihr neues Album "Deadache"
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Wenn die Maske fällt
Die Monster-Rocker Lordi präsentieren rechtzeitig zu Halloween ihr neues Album "Deadache"
24.10.2008 Als Lordi im Mai 2006 mit "Hard Rock Hallelujah" den Eurovision Song Contest gewannen, war das eine Riesensensation. Die Band holte bei dem internationalen Musikwettbewerb erstmals den Sieg für Finnland und katapultierte sich damit über Nacht europaweit in die Schlagzeilen. Eine Hard-Rock-Band, die als Monster und Zombies verkleidet auf die Bühne geht, hatte es bis dato noch nicht gegeben, und schon gar nicht bei einer vermeintlich konservativen Veranstaltung wie dem Eurovision Song Contest. Nachdem Lordi mit ihrem letzten Album "The Arockalypse" vor zweieinhalb Jahren die Top 10 der deutschen Charts knacken konnten, legen sie jetzt mit "Deadache" nach.
Das neue Album "Deadache" kommt rechtzeitig zu Halloween auf den Markt. Ein gutes Omen?
"Mr. Lordi" Tomi Putaansuu: Wir wollten schon immer ein Album an Halloween veröffentlichen und diesmal bot sich das förmlich an. Zwar hat unsere Plattenfirma Sony BMG das Datum aufgrund des neuen AC/DC-Albums mehrmals verschoben, da "Deadache" logischerweise nicht in derselben Woche erscheinen kann, aber das war nicht weiter schlimm, da uns das neue Timing natürlich sehr gut ins Konzept passt.
Was bedeutet Dir Halloween?
Mr. Lordi: Ich liebe es. Ich weiß nicht, wie groß Halloween in Deutschland ist, in Finnland ist es jedenfalls nicht wirklich von Bedeutung. Das liegt wohl an der Auseinandersetzung mit dem Thema Horror an sich, denn die hat nicht viel mit der finnischen Kultur zu tun. Ich steh da allerdings total drauf, das ist sicher mehr als verständlich. Ich finde es sehr schade, dass die Finnen mit Halloween nichts anfangen können. Was kann es denn Besseres geben? Es ist eine Art alternatives Weihnachtsfest, für das man sich als Monster verkleiden kann und jede Menge Süßigkeiten bekommt.
"Deadache" ist mittlerweile Euer viertes Album. Welche Vision habt Ihr diesmal verfolgt?
Mr. Lordi: Es ist das erste Mal in der Geschichte von Lordi, dass ich die Texte aus der Sicht eines "normalen" Menschen geschrieben habe, aus meinem eigenen Ich heraus, ohne irgendeine aufgesetzte Maske, die mein Innerstes versteckt. Bisher habe ich die Texte immer gefiltert, sodass am Ende alles aus dem Blickwinkel des Monsters erzählt wurde. Der Song "Monsters Keep Me Company" entblößt mich beispielsweise komplett, da er zu hundert Prozent autobiografisch ist.
War es schwierig, Dein Innerstes so preiszugeben?
Mr. Lordi: Zu Anfang schon. Ich war mir nicht sicher, ob wir "Monsters Keep Me Company" wirklich veröffentlichen sollten, da er mir zu persönlich war. Aber alle waren der Meinung, der Song ist perfekt und würde eine Seite von Lordi zeigen, die bisher noch nie zum Vorschein kam. Es besteht allerdings zu keiner Zeit die Möglichkeit, daran zu zweifeln, dass es sich bei "Deadache" um ein Album von Lordi handelt, auch wenn wir den außergewöhnlichen Songs diesmal mehr Raum gegeben haben.
Um bei den Lyrics zu bleiben: Welche konkreten Horrorgeschichten habt Ihr trotz oder gerade wegen der autobiografischen Inhalte niedergeschrieben?
Mr. Lordi: Die meisten Songs beschreiben wie immer einzelne Horrorsequenzen, wie beispielsweise "Girls Go Chopping". Es geht hier um einige Mädels, die von ihren Männern misshandelt wurden und jetzt aus ihren Gräbern emporsteigen, um an ihnen Rache zu üben. Das klingt jetzt recht feministisch, aber ich fand diese Herangehensweise an das Thema sehr interessant. "Bite It Like A Bulldog" ist hingegen keine wirkliche Horrorstory, der Song handelt viel mehr von einer Sorte Mensch, die mich persönlich zur Weißglut treibt. Selbst wenn alle Welt das Gegenteil behauptet, beharren sie auf ihrer Meinung und zeigen sich selbst dann noch uneinsichtig, wenn schon längst bewiesen ist, dass sie im Unrecht sind. Die Waffe qualmt sozusagen noch in deiner Hand, aber du versicherst dennoch, dass du es nicht gewesen bist. Egal ob Horrorgeschichte oder persönliche Erfahrung, wir haben diesmal jegliche Inspiration in das neue Album einfließen lassen.
Ähnlich wie Slipknot habt Ihr der Band für "Deadache" ein neues Gesicht gegeben. Was hat es mit Euren neuen Masken auf sich?
Mr. Lordi: Die Charaktere sind immer noch dieselben geblieben, aber die Monster durften sich im Vorfeld auf den Weg machen, um sich neue Kostüme zu besorgen. Jeder Künstler verändert für ein neues Album seine Visualität. Wir bilden da keine Ausnahme. Wir würden uns langweilen, müssten wir immer dieselben Kostüme tragen. Wir wollen unsere Optik immer wieder neu erfinden, genau wie unsere Vorbilder WASP, Twisted Sister, Alice Cooper und natürlich KISS. Wir sind alle sehr zufrieden mit unserem neuen Look, auch wenn mein Kostüm jetzt so schwer wie nie zuvor ist. Das ist am Flughafen immer sehr problematisch, da es etwa 25 Kilo wiegt und ich jedes Mal mit Übergewicht an der Gepäckabgabe zu kämpfen habe.
Warum ist die visuelle Erscheinung so wichtig für Lordi?
Mr. Lordi: Optik war für uns von Anfang an sehr wichtig. Wenn eine Band auf der Bühne lediglich Jeans und T-Shirts trägt, finde ich das zwar in Ordnung, aber wenn ich auf ein Konzert gehe, möchte ich mir sicher sein, dass ich für mein Geld auch etwas zu sehen bekomme. Menschen in Jeans und T-Shirt sehe ich jeden Tag auf der Straße. Jeder Künstler sollte aussehen wie ein Rockstar, und ich denke, wir sind die am coolsten aussehende Rockband der Welt.
Aber die coole Optik hat auch ihren Preis ...
Mr. Lordi: Natürlich. Wir wissen, dass die Leute durch unsere Kostüme auf uns aufmerksam werden und sich erst danach mit der Musik beschäftigen. Aber dann kann man sich immer noch für oder gegen uns entscheiden. Es gibt jedoch wie so oft die Kehrseite der Medaille, denn unser Image ist auch der Grund dafür, dass uns viele Leute einfach nicht ernst nehmen. Ich denke, dass jede Band, die sich über ein starkes Image definiert, mit diesem Problem konfrontiert ist und sich immer wieder den Vorwurf anhören muss, dadurch ihr mangelndes Talent kaschieren zu wollen. Doch das eine hat mit dem anderen rein gar nichts zu tun. Die Beatles oder Led Zeppelin sind großartige Bands, die durch ihre Musik die Geschichte des Rock geprägt und verändert haben. Wäre ihre Musik schlecht gewesen, wenn sie sich wie KISS gestylt hätten? Kein Kritiker würde diese Frage mit ja beantworten. Hätten Led Zeppelin jedoch tatsächlich Masken getragen, würden dieselben Kritiker behaupten, die Band bestehe lediglich aus einem Haufen Clowns.
Was antwortest Du den Leuten, die Dich mit der Frage konfrontieren, ob Eure Musik nicht stark genug ist, um für sich allein zu stehen?
Mr. Lordi: Wenn jemand der Meinung ist, dass die Musik einer Band, die aus lauter Monstern besteht, von vornherein nicht gut sein kann, finde ich das einfach nur lächerlich. Es kann wohl niemand behaupten, dass Slipknot nicht äußerst talentierte Musiker sind. Rein technisch gesehen spielen sie auf ganz hohem Niveau. Aber dennoch gibt es noch immer Leute, für die Slipknot nicht mehr als eben genau dieser Haufen Clowns ist. Es ist egal, ob man lange Haare hat, aussieht wie Britney Spears oder sich wie wir als Monster verkleidet. Solange die Musik gut ist, ist die Optik lediglich das Sahnehäubchen, das oben drauf gehört. ~ Juliane Lüthy (teleschau)
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