Weniger Musik, mehr Verantwortung
Soulsänger Max Mutzke veröffentlicht mit "Black Forest" sein erstes Album ohne Mentor Stefan Raab
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Weniger Musik, mehr Verantwortung
Soulsänger Max Mutzke veröffentlicht mit "Black Forest" sein erstes Album ohne Mentor Stefan Raab
28.11.2008 Darf man das Wort Comeback in den Mund nehmen? Max Mutzke, wer war das noch gleich? Ein junger Typ aus dem Jahr 2004. Schütteres Haar bereits, aber noch kein Abitur. So schön singen konnte er und war dabei so natürlich - wie kaum ein anderer im Showbusiness. Mit zerbrechlichen Retroklängen in den Schuhen von Bill Withers sorgte der Schwarzwälder Soulsänger für Begeisterung im Mainstream. Jeder kannte ihn, und jeder wollte sein Lied hören. "Can't Wait Until Tonight", das Mutzke nach dem Auftritt beim Raab-Casting für den "Eurovision Song Contest" nach Istanbul brachte (Platz 8), an die Spitze der deutschen Single- und später Albumcharts. Danach konnte es eigentlich nur noch bergab gehen. Das Folgealbum "...aus dem Bauch" erreichte 2007 nur noch Platz elf der Charts, einen wirklichen Singlehit enthielt es nicht. Nun versucht Max Mutzke einen neuen Anlauf nach ganz oben. Im Interview spricht der 27-Jährige über die Trennung von Stefan Raab, die Tücken des Musikgeschäfts und sein Leben als Familienvater im Schwarzwald, dem er sein neues Album "Black Forest" gewidmet hat.
Heute haben Sie ein Privatkonzert für die Mitarbeiter Ihrer neuen Plattenfirma "Warner Music" gegeben. Das muss sich etwa so anfühlen, als hätte man selbst gekocht und der Chef kommt zum Essen. Waren Sie nervös?
Max Mutzke: Ja, das war ich. Man will gefestigt sein, textsicher, emotional, professionell wirken und dabei sehr locker sein. Doch dafür braucht man mehr Zeit, wenn man wie ich eine ganz neue Band hat. Wenn ich vor den Leuten von der Plattenfirma spiele, denke ich: Das ist deine Crew, die arbeitet tagtäglich für dich, damit du eine gute Veröffentlichung hast. Du musst ihnen die Motivation dafür geben. Du willst sie erreichen, damit sie dahinter stehen können. Ich war heute wirklich extrem nervös.
Professionell sein und Authentizität ausstrahlen, widerspricht sich das nicht?
Mutzke: Nein, nein. Professionell will ich nur auf der Textebene sein, alles draufhaben. Die Band soll gut spielen. Das Musikalische muss stimmen, dann kannst du emotional loslassen.
Sie haben für Ihre drittes Album mit Ihrem Mentor und Produzenten Stefan Raab gebrochen - welche Idee steckt dahinter?
Mutzke: Die Not hat uns dazu gebracht, uns geschäftlich zu trennen. Stefan fehlt einfach die Zeit für meine Musik. Wir haben ohnehin immer nur an den Wochenenden gearbeitet. Unter der Woche musste er dann "Schlag den Raab" vorbereiten, die Woche drauf war "Wok-Springen" oder so etwas Ähnliches. Dann hieß es, wir können in drei Wochen weitermachen, aber so ist es schwierig zu arbeiten. Wenn du Musik machst, ist es besser, alle Ideen, alle Gefühle brühwarm in eine Form zu gießen, die Euphorie niemals zu bremsen. Jetzt habe ich ein neues Management, die haben mir neue Produzenten besorgt. Dann kamen die Plattenfirma und meine neue Band aus Hamburg dazu.
Fiel es Ihnen leicht, von Stefan Raab wegzugehen?
Mutzke: Anfangs hatte ich Angst, von Stefan wegzugehen. Angst, dass ich die ganze Power verliere, die er und seine Firma Brainpool besitzen. Jetzt weiß ich, dass hier bei Warner Music noch eine ganz andere Power dahinter ist. Alles ist noch viel größer, die kümmern sich als Prioritätsprojekt nur um mich. Stefan hat sich wirklich sehr gekümmert, hat viel Arbeit investiert, sich viele Nächte um die Ohren geschlagen - aber seine Projekte haben alle Priorität.
Sie hatten verschiedene Angebote. Wie sucht man die richtige Plattenfirma aus? Was macht den Unterschied für den Künstler aus?
Mutzke: Die Bedingungen hier sind sehr gut. Wirtschaftlich wie menschlich funken wir auf einer Wellenlänge. Hier wird unaufgeregt gearbeitet. Im Vergleich dazu - ich hatte auch ein Angebot vom Branchenführer Universal - das erste Meeting dort war sehr beeindruckend. So wie man sich das vorstellt, der Chef kommt persönlich, haut auf den Tisch, redet davon, dass sie mich ganz groß machen, man lädt dich zum Essen ein. Doch ich bin niemand, der so aufgeblasen ist. Das hier passt besser zu mir. Die haben viel weniger Künstler, aber kümmern sich drum. Universal hat etwa 250 nationale Künstler unter Vertrag, da bist du nur eine Nummer.
Früher haben Sie Ihre Songs selbst geschrieben, nun haben Sie ein Produzententeam.
Mutzke: Richtig, ich habe bei den ersten beiden Alben viel selbst geschrieben - beim ersten 50 und beim zweiten etwa 60 Prozent der Musik, von den Texten fast alles. Jetzt war es so, dass die Jungs mir fertige Songs vorgelegt haben, die haben mich umgehauen. Michael Kersting hat viel für mich geschrieben und produziert. Das ist der Mann, der auch hinter der Musik von Sasha steht.
Ein gutes Stichwort. Ihr neuer Sound klingt sehr viel druckvoller und poppiger. Sollte Ihre Musik weniger zerbrechlich wirken, also weg vom klassischen Soul, der vielleicht nur die Fans schwarzer Musik anspricht?
Mutzke: Das ist kein Konzept. Es ist eher so, dass mich die Nummern berührt haben und auch die Power, die rüberkommt. Wir vermischen Retrosounds mit modernen Sounds, ohne dass die modernen Sounds aufdringlich klingen oder die Retrosounds Möchtegern-Retro klingen. Alles ist astrein gespielt und programmiert. Letztlich kann ich so singen, wie ich möchte. Für mich war das die Möglichkeit, Mainstream-Musik zu machen, hinter der ich dennoch total stehe.
Kann man sagen, früher mit Stefan Raab haben Sie Spaßmusik gemacht, und jetzt sind Sie mit großem Bahnhof unterwegs?
Mutzke: Ja, das stimmt schon irgendwie. Früher nahm ich die Gitarre mit auf die Wiese und habe ein bisschen rumprobiert - Texte, Melodien. Dann bin ich mit den Songs zu Stefan gefahren und habe sie ihm vorgespielt. Das ist ja auch immer so eine Vertrauenssache, wem zeigt man schon seine intimen Songs? Das hat schon auch Spaß gemacht. Jetzt habe ich zwar selbst weniger geschrieben, aber die ganzen Dinge drum herum - Fotos, Promotion, Business-Entscheidungen - da bin ich viel mehr ins Gebet genommen worden. Man fordert viel mehr Leistung von mir ein. Es ist verrückt - obwohl ich weniger Songs geschrieben habe, habe ich jetzt das Gefühl, ich trage mehr Verantwortung.
Ihr erstes Album war Nummer eins der Charts, das zweite nur Nummer elf. Ist es schwer, wenn man gleich mit dem ersten Album den ganz großen Erfolg hat?
Mutzke: Ja, es ist schwer. Ich hatte gar keine Zeit, die Nummer eins zu genießen. Ich habe nie damit gerechnet, mal professionell Musik zu machen. Für mich war das ein großes Hobby. Dann war alles wie im Rausch. Erst kam der Song auf eins, es folgte der "Eurovision Song Contest", dann habe ich noch schnell Abi gemacht, und das Album ging ebenfalls auf eins. Da dachte ich: Hey, es ist wahnsinnig einfach. Ich weiß gar nicht, was die Leute alle haben. Du musst nur deine Songs schreiben und cool sein. Mit dem letzten Album habe ich dann gemerkt, wie hart es ist. Wir sind nur auf Platz elf gekommen, es ist ein Misserfolg, wenn man von 120.000 oder 320.000 auf sagen wir 20.000 oder 25.000 Alben runtergeht. Aber es muss persönlich kein Misserfolg sein, wenn man sich vor Augen hält, dass man in dieser Zeit viel gelernt hat.
Ist es Ihnen wichtig, dass das neue Album wieder erfolgreicher ist?
Mutzke: Natürlich wäre eine hohe Chartplatzierung geil - so denke ich jetzt auch schon. Aber es wäre auch super, über einen langen Zeitraum moderat Alben zu verkaufen, so wie echte Qualitätskünstler. Den hatte ich so nie, diesen Erfolg. Meine Alben wurden immer sofort nach der Veröffentlichung gekauft und dann eben nicht mehr ...
Das Album heißt "Black Forest". Wie sehr fühlen Sie sich als Schwarzwälder Lokalpatriot?
Mutzke: Ich wohne immer noch im Schwarzwald und bin da auch nie weggezogen. Früher wohnte ich in einem Dorf mit 120 Einwohnern, jeder kannten jeden, alle haben sich geduzt, das war total schön. Zwischendurch wollte ich schon immer mal weg. Dass ich als einziges von uns sechs Geschwistern dort geblieben bin, liegt vor allem daran, dass ich durch meinen Job schon so viel gesehen habe. Die Natur an dem Ort, an dem ich lebe, ist überwältigend. Ich wohne direkt am Rhein, der bei uns noch wild ist. Ich kann dort klettern, Motocross fahren und auch mit dem Gleitschirm fliegen habe ich angefangen. Ich brauche den Schwarzwald mittlerweile als Erdungspunkt, um Berufliches und Privates besser trennen zu können. Aber selbst dort benötige ich enorm viel Zeit, um Mails zu checken und zu telefonieren, was meine Familie total nervt.
Sie haben mit 27 schon drei Töchter, sich früh für Kinder entschieden. Spielt dabei eine Rolle, dass sie selbst aus einer kinderreichen Familie stammen?
Mutzke: Das war null geplant. Es kam einfach so. Ich habe zu Kindern und Familie aber wirklich einen sehr gesunden Draht, weil ich selbst aus einer großen Familie komme. Ich wusste schon immer: Irgendwann will ich mein eigenes Haus, dazu ein Motorrad, ein Auto, eine Frau und sehr viele Kinder. Außerdem ist mein Vater Gynäkologe, ich habe also keine Berührungsängste (lacht) ...
Wie viele Kinder sollen es denn noch werden?
Mutzke: Es können noch ein paar sein, aber nicht im Moment. Jetzt ist es erst mal gut so, wie es ist. ~ Eric Leimann (teleschau)
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