"Unsere Songs sind Hilferufe"
Maximo Park wollen dem Indie-Mainstream trotzen
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"Unsere Songs sind Hilferufe"
Maximo Park wollen dem Indie-Mainstream trotzen
08.05.2009 2005 waren Maximo Park eine kleine Sensation: Zum einen war das Quintett aus dem englischen Newcastle der erste große Rock-Act auf dem vornehmlich elektronisch orientierten Plattenlabel Warp Records. Vor allem schaffte es die Band aber mit energiegeladenen, tanzbaren Popsongs sich mit an die Spitze des eilig ausgerufenen New-Wave- und Post-Post-Revivals um Bands wie Franz Ferdinand und Bloc Party zu setzen. Jetzt, vier Jahre später, legen Maximo Park mit "Quicken The Heart" ihr drittes Album vor. Verändert hat sich seitdem aber weniger ihre Musik als die allgemeine Musiklandschaft: Die Band zählt zu den Indie-Acts, die auch im breiten Mainstream Anklang finden. Auch wenn Maximo Park versuchen, dieser Entwicklung zu trotzen.
Richtige Rockstars werden aus den Mitgliedern der Band wahrscheinlich sowieso nicht mehr. Noch immer sind die zum Interview erschienenen Paul Smith (Gesang) und Lukas Wooller (Keyboards) äußerst höfliche, etwas schüchtern-zurückhaltende Typen, die dann auf der Bühne die Unscheinbarkeit abstreifen und richtig ausrasten. Aber die Plattenverkäufe sprechen schon eine andere Sprache, man ist guter Dinge, dass Album Nummer drei rund 100.000 Käufer in Deutschland finden wird und damit in zurückhaltenden Konsum-Zeiten sogar den Vorgänger "Our Earthly Pleasures" überflügeln soll. Aber wie klingt das Ganze denn nun?
"Wir wollten, dass es immer noch ein Pop-Album ist, das ist schließlich das, worin wir gut sind: Songs schreiben, die viele Hooks haben, die sehr melodisch sind und die eine dichte Struktur haben", erklärt Paul Smith die Aufgabenstellung. "Auch diesmal wollten wir die Songs wieder ein wenig komplexer machen, aber mit einfachen Melodien, die jeder mitsingen kann. Der Groove sollte mehr Aufmerksamkeit bekommen. Wir wollten die Songs ein wenig klarer arrangieren, trotzdem aber viele kleine, verrückte Sounds drin haben. So ist das Album musikalisch recht abenteuerlich geworden. Für unsere Verhältnisse."
Abenteuer im fein abgesteckten Rahmen des Maximo-Park-Territoriums, für den Zuhörer scheint alles wie gewohnt an seinem Platz zu stehen. Smiths typischer Gesang, das Wechselspiel von Gitarrenlicks und synthetischen Flächen, der wavige Beat und ein sich frei bewegender Bass - der typische Maximo Park-Sound, dem diesmal allerdings die total eingängige Ohrwurm-Single wie beispielsweise "Books From Boxes" abgeht. Eine Weiterentwicklung, mit der aber wohl auch Fans der ersten Stunde leben können und die Tastenspieler Lukas Wooller so erklärt: "Das letzte Album war sehr dicht, da passieren viele Sachen gleichzeitig. Jetzt wollten wir etwas Groovigeres, etwas Langsameres, wo der Rock von Schlagzeug und Bass kommt, nicht so sehr von der Gitarre oder den Keyboards."
Ein Ergebnis ohne deutlichen Bruch mit dem Vorhergehenden, viel eher eine feine Weiterentwicklung, die den konstanten Erfolg der Band ja auch nicht mindern soll. Die Definition der eigenen Bedeutsamkeit wissen die Herren freundlich, aber bestimmt herunter zu spielen. "Auf der Bühne sind wir nicht im klassischen Sinne cool, wir schleichen nicht im Hintergrund rum, versuchen nicht so traditionell sexy zu sein, sondern eher agil und natürlich", versucht Smith es auf den Punkt zu bringen. "Es gibt diesen sexuellen Aspekt in der Popmusik, der oftmals negiert wird, der aber auch die Anziehung der Leute auf der Bühne ausmacht, weil wir die Musik eben kanalisieren, obwohl wir im normalen Leben ja ganz gewöhnliche Jungs sind. Aber wenn du auf die Bühne gehst und einen Song spielst, dann muss der größer sein als du selbst und muss eine Art von Besonderheit haben. Sonst schaut sich das ja keiner an."
Dass sie nach der vollmundigen Ankündigung als "die Gitarrenband auf Warp Records" von Anfang an mit einer gebündelten Aufmerksamkeit konfrontiert wurden, will Paul Smith nicht abstreiten: "Natürlich haben wir davon profitiert. Leute kamen zu den Shows und kauften unsere Platten", gibt er unumwunden zu. "Es müssen halt bestimmte Bands gerade angesagt sein, wohingegen ich uns eher als eine kleine, einsame Insel sehe, die nicht höher oder tiefer anzusiedeln ist als eine dieser angesagten Bands. Bands wie Franz Ferdinand oder Strokes sind ja tatsächlich cool, sind so ein bisschen prahlerisch, während wir einfach nur offen sind. Unsere Songs sind Hilferufe, sie beschreiben das Leben im Detail und geben den Leuten die Möglichkeit über ihr eigenes Leben nachzudenken. Die Strokes dagegen machen eher so gut gelaunte Partymusik zum Ausgehen. Und Franz Ferdinand haben so etwas wie eine eiskalte Fassade, die sehr clever und auch auf eine Art amüsant ist. Was uns von diesen anderen Bands von damals definitiv unterscheidet, ist wohl, dass wir nicht ironisch sind. Es geht mehr darum sich auszudrücken und mitzuteilen. Es ist eher introspektive Musik."
Trotz dieser Unterschiede sind Maximo Park - wie andere Indie-Acts auch - im Mainstream angekommen. Oder etwa nicht? "Wir sind keine Mainstreamband", meint Smith, "Aber der Mainstream wurde auf eine Art durchbrochen. Durch Bands wie die Strokes oder Franz Ferdinand, die den ganz großen Durchbruch geschafft haben. Und eben etwas merkwürdigeren Bands wie uns, die zwar nicht richtig reinpassen in die ganze Coolness, sich aber auch einen Zugang verschafft haben." Ein Zugang, den die Band mit "Quicken The Heart" auf jeden Fall offenhalten, wenn nicht gar verbreitern wird. Denn die gewisse Kontinuität im Sound wird ihnen nicht nur die alten Fans erhalten, sondern in diesem Festival-Sommer sicherlich auch einige neue herbeiholen. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau)
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