Meat Loaf

"Es wäre ein Fehler, das Album nicht zu hören!"


Keine Zweifel, aber Respekt vor Live-Shows: Entertainer Meat Loaf veröffentlicht "Hang Cool Teddy Bear"

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"Es wäre ein Fehler, das Album nicht zu hören!"

Keine Zweifel, aber Respekt vor Live-Shows: Entertainer Meat Loaf veröffentlicht "Hang Cool Teddy Bear"

20.04.2010 Meat Loaf ist kein Musiker. Nein, er ist ein Inszenierer. Einer, der die Übertreibung, die große Geste liebt. Und mit mittlerweile 62 Jahren ist er ein Mann, dem man sein Alter ansieht. Die Haare sind grau, die Figur lässt auf gesundheitsbewusste Ernährung schließen. Er sitzt im teuersten Hotel am Platz auf einem prunkvollen Stuhl in einem prunkvollen Raum und wirkt in seinem Anzug und dem lila Hemd ein wenig wie ein König, der heute zu einer, ganz ungezwungenen, Privataudienz lädt. Dabei führt der gebürtige Texaner das Gespräch über weite Strecken selbstständig. Immerhin verrät er, dass er durchaus Respekt vor den bevorstehenden Live-Terminen hat und welchen Tribut er seinem Alter zollt. Ansonsten erzählt er, dass er nicht weiß, was er mit Musikern reden soll. Aber er sei ja auch keiner. Diesen und anderen Verlinkungen im Meat-Loaf-Universum, die während des Gesprächs zu seinem elften Album "Hang Cool Teddy Bear" (VÖ: 23.04.) entstehen, zu folgen, ist nicht immer leicht.

Meat Loaf: Sie wissen, dass Sie mein erstes Interview zu meinem neuen Album sind?

Meat Loaf - S

Nein, das war mir nicht klar.

Meat Loaf: Und Sie haben das Album schon gehört, obwohl ich es verschlossen halten wollte. Sie sollten noch nicht mal den Albumtitel wissen.

Wollten Sie ihn denn verraten?

Meat Loaf: Das weiß ich nicht, wahrscheinlich nicht. Ich wollte ein großes Geheimnis daraus machen, denn das ist das spektakulärste Album, das ich je gemacht habe. Ich fühl mich wie 18!

Meat Loaf - M

Ist das denn schön?

Meat Loaf: Ich bin in Extase, so ungefähr, wie wenn man 21 ist und die Freundin sagt dir, dass sie schwanger ist. Ich bin ein total nervöses Wrack, das sage ich Ihnen.

Warum denn?

Meat Loaf: Vor Kurzem kamen die neuen Masterbänder - und ich höre das Ding und denke, oh mein Gott. Das ist unreal. Ich bin so aufgeregt. Habe mir gestern überlegt, was ich eigentlich sagen will. Interviewer fragen mich immer: Wollen Sie Ihren Fans etwas sagen ...

Die Frage wollte ich nicht stellen.

Meat Loaf: Gut, aber 80 Prozent der Interviewer in den letzten 30 Jahren stellten die Frage, und meine Antwort wäre: Andere Platten mögen deine Erwartungen enttäuscht haben, diese wird sie übertreffen.

Meat Loaf - M

Wenn Sie das Album so gut finden, müssen Sie nicht aufgeregt sein.

Meat Loaf: Oh doch! Die Musikindustrie entwickelt sich zurück in die 50er-Jahre. Ein Download ist ja wie eine Single, und damals gab es auch nur Singles. Als Jugendlicher ging ich mit einem großen Stapel Singles zu Partys. Es gab ja Leute, die hatten hunderte Singles, aber Alben waren nicht interessant. Wer hat damit angefangen? Die Stones oder die Beatles, vielleicht war es auch Dylan ...

Wie sieht denn Ihr Konzept nun aus?

Meat Loaf: Ach, wir haben so viel wieder rausgeworfen (winkt ab). Ich wollte mit Rob (Cavallo, Produzent, Anm. d. Red.) dieses Album machen. Es war ein Montag. Jetzt erinnere ich mich wieder: Schon der erste Song zeigte mir die Richtung auf. Rob und ich, wir vertrauen uns, er gab mir die Freiheit, mich zu verwirklichen, mehr als das je zuvor jemand getan hat. Innerhalb einer Band musst du ständig Kompromisse eingehen, sieh dir John Lennon und Paul McCartney an.

Meat Loaf - H

Sie haben also mehr Freiheiten.

Meat Loaf: Und ich darf auf meinem Album meine Stimme hören. Das bin ich! Rob hat sich natürlich auch eingebracht, seine Einflüsse sind mir klar. Aber das ist so gut getarnt. Er macht es geschickt, verpackt alles, was er möchte so, dass ich das Gefühl habe, es war meine Idee. Sehr clever, oder? Nichts, was wir erarbeiteten, kam in einen Behälter auf dem "Zweifel" stand. Da war nie ein "Ach, ich weiß nicht, ob das klappen wird", da war immer Zuversicht, ein "Go for it!"

Gibt es denn eine Angst davor, weniger Erfolg zu haben, als Sie es gewohnt sind?

Meat Loaf: Auf gar keinen Fall. Nein, unmöglich. Wir haben schon gewonnen, denn versagen gibt es nicht. Versagen ist nur ein Geisteszustand. Es wäre eine Enttäuschung, wenn die Menschen es nicht hören wollten, aber kein Fehlschlag. Denn ich denke, es wird eine der besten CDs sein, die sie dieses Jahr hören. Es wäre ein Fehler, das Album nicht zu hören!

Wie schwer fällt Ihnen denn die Liveumsetzung?

Meat Loaf: Ja, ich werde älter und muss vorsichtig sein bei der Planung der Liveshows. Ich kann keine acht Wochen am Stück mehr machen. Leider bin ich nicht so fit wie die Stones oder Springsteen. Springsteen, ich habe mir neulich seinen Tourkalender angesehen, da es mich ja interessiert wie andere ältere Künstler ihre Touren gestalten - und eigentlich ist das oft so, dass sie nach 20 Auftritten pausieren. Aber Springsteen: Das gibt es nicht! Heiliger Bimbam, wie schafft er das? Der zieht das monatelang durch.

Sie haben sich da ja richtig Gedanken gemacht.

Meat Loaf: Und ich glaube, der Unterschied ist, dass er seine Stimme mag, wenn sie heiser und rau wird. Bei mir funktioniert das nicht, bei ihm klingt das eher besser. Meine Stimme ist zu klar, bei mir kommt das nicht gut. Ich hatte übrigens eine gute Show vor zwei Jahren hier in Berlin. Ich merk mir ja so was.

Merken Sie sich auch die schlechten?

Meat Loaf: Die vor allem! Die lassen mich nicht los, quälen mich und bleiben mein Leben lang in meinem Kopf. Ich habe dann immer Angst, gesteinigt zu werden, wenn ich das nächste Mal in die Stadt komme. Da bin ich ganz paranoid.

Wie sieht das denn beim Schauspielern aus? Sie sagten ...

Meat Loaf: Das ist das Gleiche (winkt ab). Wir haben einen Satz aufs Album gepackt, der es auf den Punkt bringt: Ich bin kein Sänger, sondern ein Schauspieler, der spielt, dass er Sänger ist. Das ist die Wahrheit.

Es stimmt also, dass Sie sich mehr als Schauspieler sehen denn als Sänger.

Meat Loaf: Das stimmt. Ich habe die Möglichkeit, mit Schauspielern zu reden, Tom Hanks ist einer, der mit mir spricht. Wenn ich aber Eric Clapton treffe, weiß ich nicht, was ich mit ihm reden soll. Gut, es gibt wenige Ausnahmen wie Bon Jovi oder Sting, die sind aber auch Schauspieler.

Was ist denn besser daran, Schauspieler zu sein?

Meat Loaf: Die Musik ist ein beengter Raum. Schauspielerei ist freier, auch wenn sie natürlich nach Regeln funktioniert. Die Erwartungen bei den Zuschauern sind bei Konzerten viel konkreter, festgelegter. Die wissen, wie sie mich haben wollen.

Nachdem Ihr Leben so bunt, dramatisch und ...

Meat Loaf: (lacht laut) Ist es nicht, es ist langweilig (lacht lauter) wie eine Filmkulisse. Ich bin langweilig, nur wenn ich arbeite, geht das ...

Aber gelangweilt sind Sie nicht?

Meat Loaf: Nein, ich bin immer wieder von so vielen Dingen fasziniert. Gerade interessiere ich mich für die Arbeit von Brian May. Er ist ja nicht nur Gitarrist, sondern auch Astrophysiker. Brian ist schlauer, als er aussieht, wobei ich nicht meine, dass er blöd aussieht (lacht).

Was ist an seiner Arbeit interessant?

Meat Loaf: Sie entspannt mich, denn alles, was ich tu, ist gar nicht wichtig. Ist dieses Album wirklich so wichtig? Im Moment, ja. Aber ich sehe den Gesamtzusammenhang: In fünf Millionen Jahren wird die Sonne erlöschen, aber "Hang Cool Teddy Bear" ist immer noch da. ~ Claudia Nitsche (teleschau)


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