80 Millionen Menschen überzeugen
Singer/Songwriter Milow will nach seiner Heimat Belgien jetzt auch Deutschland erobern
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80 Millionen Menschen überzeugen
Singer/Songwriter Milow will nach seiner Heimat Belgien jetzt auch Deutschland erobern
17.04.2009 Belgien - Land der Schokolade, der Schlümpfe und der Fritten. Und nicht unbedingt ein Mekka der Popmusik. Dies könnte sich nun ändern, schließlich liegt dort die Heimat des neuen Sterns am Songwriter-Himmel: Milow. Der 27-Jährige, mit bürgerlichem Namen Jonathan Vandenbroeck, ist gerade in aller Ohren, belegte zuletzt Platz drei der Singlecharts mit seiner Coverversion des 50 Cent/Justin Timberlake-Hits "Ayo Technology". Ein witziger Titel mit einem recht versauten Video dazu - so wird ein Hit gemacht. Dass mit ihm aber auch in Zukunft zu rechnen sein wird, beweist nicht nur sein jetzt erscheinendes Album "Milow". Im Interview zeigt Vandenbroeck, dass er genau weiß, was er tut und wo er noch hin will.
"Ayo Technology" war in Belgien Deine siebte Singleauskopplung, in Deutschland Dein Debüt. Wie verlief denn bislang Deine Karriere?
Milow: So mit einigen Umwegen! Ehrlich gesagt war ich vor 2007 schon ein wenig ungeduldig und enttäuscht. Ich habe schon immer an meiner Karriere gearbeitet, aber erst 2007 nach meinem Universitätsabschluss ist alles so richtig in die Gänge gekommen. Ich habe zwar mal als Barkeeper gearbeitet, habe aber sonst meinen Unterhalt als Musiker verdient. Es war bislang nicht viel Geld, aber es hat zum Leben gereicht, da ich von allem verdientem Geld keine Abzüge habe. Denn ich bin mein eigener Manager, Musikverlag und meine eigene Plattenfirma.
War das eine bewusste Entscheidung, sich nicht in die Hände der Musikindustrie zu begeben?
Milow: Nein, das entsprang alles aus einer Notsituation. Anfangs war einfach niemand an meiner Kunst interessiert, und ich wollte nicht lange herumsitzen und warten, bis sich vielleicht doch ein Label meiner erbarmt. Natürlich waren dann, als es besser lief, Leute an meiner Arbeit interessiert - tja, aber da habe ich dankend abgelehnt. Ich sitze jetzt hier und mache das Interview mit dir, weil ich es so will und nicht, weil irgendwelche anderen Menschen das so wollen.
Also war es keine auch Entscheidung irgendwelcher Plattenfirmabosse, den Hit "Ayo Technology" zu covern?
Milow: Nein, so funktioniert die ganze Sache auch gar nicht. Es gab nicht den vorgefassten Plan, durch einen bereits bekannten Song selbst bekannt zu werden. Ich habe aus Spaß einen Song gecovert, der das genaue Gegenteil der Musik ist, die ich sonst mache. Hätte mir jemand vorher gesagt, dass ich mit einem Song von 50 Cent - der dazu einen nicht ganz frauenfreundlichen Text hat - meinen Durchbruch haben werde, hätte ich ihn ausgelacht. Doch in diesem Song ist irgendwo die Botschaft von Einsamkeit und dem Fehlen von Zuneigung versteckt, und das machte ihn mir sympathisch.
Und wie lange hast Du an dem Stück gearbeitet?
Milow: Ich habe ungefähr 30 Minuten mit dem Song so herumprobiert, bis aus diesem HipHop-Stück ein Lied wurde, das sich trotzdem meinem Stil angepasst hat. Und ich wollte einfach zeigen, dass ich mich nicht auf nur auf irgendwelche reine Singer/Songwriter-Tradition begrenzen lasse?
Gab's eigentlich Reaktionen seitens der Urheber?
Milow: Nein, bislang habe ich noch keine Meldung von Justin Timberlake, ob ihm meine Version gefällt. Ist auch verständlich, denn bis jetzt war es ja "nur" in Belgien ein Hit, aber da er nun Deutschland erreicht hat und hier der Markt wesentlich größer ist, kann es schon sein, dass es bald mal ein Statement gibt.
Im Video zu "Ayo Technology" stellst Du einen Penis dar, der ejakuliert, weil er von mehreren Frauen vernascht wird. Was für eine Flüssigkeit kommt Dir denn da runter?
Milow: Honig! Puh, das war es scheußlich, ich musste ja richtig viel ständig davon in den Mund nehmen, um es wieder auszuspucken. Das war so pappsüß! Honig in der richtigen Dosierung schmeckt ganz wunderbar, aber wie bei allen Dingen im Leben - zu viel von etwas ist einfach nicht gut. Aber es war die Sache wert - wir benutzten eben Stilelemente, die normalerweise in R'n'B-Videos vorkommen - halb nackte Mädchen, Räkeln in Zeitlupe - und so sollte es es eine sanfte Parodie auf den Song werden und den Voyeur beim Schopfe packen. Schließlich ist es erst eine ganz heiße Szene und letztendlich werde ich am Ende sterben. Das ist natürlich schockierend! Ich bin sehr stolz auf das Video, auch wenn es stark polarisiert. Aber genau das gibt die Millionen Clicks auf YouTube, die es mir möglich machen werden, meine eigentliche Musik unter die Leute zu bringen.
Gibt es für Dich ein bestimmtes Muster, wie Du am besten Songs schreibst?
Milow: Nein, aber ich arbeite noch immer an der Form die perfekte Geschichte zu schreiben, die so viele Emotionen wie nur möglich hervorruft. Ich möchte mich davor bewahren, die immer gleichen Metaphern der Pop-und Rockmusik zu verwenden. Ich benutze sehr spezifische Details wie Namen, Jahreszahlen, Monate. Zwar bin ich noch nicht ganz da angelangt, wo ich hin will, denn ich versuche immer noch herauszufinden, wie ich den maximalen Effekt auf den Zuhörer bekomme. Das muss ich auch, denn ich habe keine riesige Wall Of Sound, hinter der ich mich verstecken kann, sondern ich habe meine Stimme und meinen Song - das war's! Klar kann ich es nicht jedem recht machen, aber es freut mich sehr, wenn die Leute irgendetwas spüren, wenn sie einen meiner Songs hören.
Schreibst Du auch am besten, wenn es Dir richtig mies geht, zum Beispiel bei Liebeskummer?
Milow: Nein. Es gibt auch auf dem Album keinen einzigen Liebessong. Komisch, so bald man eine Gitarre in der Hand hält, nehmen die Leute an, es geht um Liebe, gebrochene Herzen und lauter so Zeug. Denn es gibt viele Singer/Songwriter die über die Liebe singen, und viele davon verehre ich. Aber ich wollte bewusst eine andere Form finden und halte mich erst einmal aus diesem Metier heraus.
Weißt Du eigentlich, dass Dein Künstlername auch der Name einer Stadt in Mecklenburg-Vorpommern ist?
Milow: Ja, das hab ich auch erst vor Kurzem festgestellt! Ich habe mir eigentlich den Namen Milo ausgesucht und einfach noch ein W drangepackt. Ein Künstlername war mir wichtig, um mich von der Privatperson Jonathan zu distanzieren. Aber ich finde es gut, nun eine Verbindung zu Deutschland zu haben. Denn der Grund, weshalb ich Singles veröffentliche und auf Promotion gehe, ist, dass ich so oft wie möglich live spielen will, da ich mich auf der Bühne am wohlsten fühle. Bald komme ich nach Deutschland auf Tour und ich kann es kaum erwarten, denn schließlich gibt es hier 80 Millionen Menschen zu überzeugen! ~ Nina Becker-Göpner (teleschau)
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