Seit Miley Cyrus sich, angetan mit Vogelschwingen und schwarzen Lackstiefeln, lieber im Cage Dancing übt, als noch weiter das brave Landei zu geben, ist man in der Musikindustrie auf der Suche nach einer passenden Nachfolgerin. Die Disney-Prinzessinnen Selena Gomez und Demi Lovato waren schon länger im Gespräch, jetzt tritt auch noch Miranda Cosgrove mit ihrem Debüt "Sparks Fly" ins Rampenlicht. Wer mit all diesen Namen nun jedoch nichts anfangen kann, muss sich keine Sorgen machen: Die kleinen Möchtegern-Vielleicht-Nachwuchs-Popstars sind nämlich vollkommen austauschbar - ebenso wie ihre Musik. ~ Sabine Metzger (teleschau) aufklappen »
Nun gut, minimale Unterschiede lassen sich vielleicht schon feststellen. Cosgrove singt ein kleines bisschen besser als Selena Gomez und ist ein wenig poppiger als Miley Cyrus - der Country-Aspekt fehlt ihr ganz.
Damit war's das aber auch schon, der Rest funktioniert nach dem üblichen Rezept: Niedliches Teeniemädchen mit minderem Prominentenstatus dank TV-Serie singt Lieder über die erste große Liebe. Protagonisten: Jungs, die wahlweise ganz toll oder ganz furchtbar gemein sind, und Mädchen, die diese Jungs entweder anschmachten oder im vollen Bewusstsein ihrer geballten Girlpower in die Wüste schicken.
Im Grunde ist jeder, der dieses Alter hinter sich gelassen hat, eigentlich auch froh darüber. Trotzdem versammelte sich ein Team von sehr erwachsenen und durchaus namhaften Produzenten und Songwritern um sie: Max Martin (Backstreet Boys, *NSync, Britney Spears), Dr. Luke (Kelly Clarkson, Avril Lavigne, Katy Perry) und Kesha ("Tik Tok") sind nur einige der Namen, die sich an "Sparks Fly" beteiligten.
Dementsprechend gibt es am Sound und am Handwerk wenig zu mäkeln: Für das Genre des Bubblegum-Pop haben Cosgroves Helfer ein sehr solides Album gebastelt. Trotzdem wäre es schön gewesen, die bunt-poppige Hülle auch mit Inhalt auszufüllen. Es gibt nur sehr wenige Momente, die tatsächlich überraschen. Etwa in "There Will Be Tears". Nachdem Cosgrove sich mit zuckersüßem Stimmchen durch fünf Songs geflötet hat, klingt sie plötzlich fast erwachsen - und fragt dann auch noch spöttisch: "Do I look like I was born yesterday?" Ebenso erfrischend das Lied "Oh Oh", in dem Cosgrove mit dem Lolita-Image der Teen-Prinzessinnen spielt: "And I look so hot / the boys forgot / that after N comes Oh, Oh".
Zwei putzige Momente in einem Album reichen noch lange nicht, um wirklich zu überzeugen. Aber sie werden sicher ausreichen, um dem Konkurrenzkampf um den vakanten Thron der Miley Cyrus eine weitere Teilnehmerin hinzuzufügen.