Mami lernt jetzt Französisch
Nelly Furtado veröffentlichte mit "Mi Plan" ein Album, das ihren Fans spanisch vorkommen sollte
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Mami lernt jetzt Französisch
Nelly Furtado veröffentlichte mit "Mi Plan" ein Album, das ihren Fans spanisch vorkommen sollte
16.10.2009 "Ich finde es großartig, dass es sich auch einfach nur um die Musik drehen kann, ihren Rhythmus, ihre Melodien", lobt Nelly Furtado die Loyalität ihrer deutschen Fans. Denn die haben fleißig ihre aktuelle Single gekauft, obwohl sie vom Text diesmal noch weniger verstehen dürften als sonst: Wie ihr komplettes Album "Mi Plan" wurde auch "Manos Al Aire" von der 30-Jährigen in Spanisch abgefasst. Aber: "Musik ist so viel mehr als die Interpretation von Texten" stellt die Kanadierin zusammenfassend fest. Und das, obwohl die Suche nach den richtigen Worten für sie wohl noch nie so aufwendig war.
Als bekannt wurde, dass Dein viertes Album spanischsprachig sein wird, war die erste Reaktion vieler Fans "Ich dachte, Nelly Furtado hätte portugiesische Wurzeln" ...
Nelly Furtado: Da ich schon als Kind Portugiesisch sprach, fiel es mir als Teenager sehr leicht, in der Schule Spanisch zu lernen. Die Sprachen ähneln sich schließlich sehr. Und als ich anfing, auf Spanisch zu singen, fühlte ich mich darin genauso aufgehoben, wie in den portugiesischen Liedern, die ich schon immer sang. Das ist mein Zufluchtsort.
Doch Du scheinst die Sprache nicht nur gelernt, sondern eine Leidenschaft dafür entwickelt zu haben.
Furtado: Das stimmt. Als ich vor acht Jahren auf Juanes Song "Fotografia" sang, machte es Klick. Es fühlte sich einfach gut an, darum experimentierte ich auf meinem dritten Album schon ein wenig damit. Ich genoss es so sehr, dass ich weitermachte. Ich arbeitete mit anderen Künstlern zusammen und schrieb für Jennifer Lopez einen spanischen Song. Dabei merkte ich, wie viel mir diese Sprache gibt.
Spielen die kubanischen Wurzeln Deines Mannes Demacio dabei auch eine Rolle?
Furtado: Natürlich. Wir unterhalten uns auf Spanisch - nicht immer, aber dafür oft in sehr persönlichen Momenten. Und da Lieder ebenfalls etwas sehr persönliches, sehr Intimes sind, fiel es mir leicht, meine Gefühle in einer Sprache zu formulieren, die mir eigentlich fremd ist.
Wie gut würdest Du Deine Spanischkenntnisse einschätzen?
Furtado: Perfekt ist mein Spanisch noch lange nicht. Ich schätze, ich spreche zu 50 oder 60 Prozent fließend. Darum habe ich mir auch Hilfe beim Texten gesucht, um meine Zeilen poetischer klingen zu lassen. Spanische Popmusik ist sehr lyrisch, und ich wollte, dass sich meine Platte mit einem richtigen spanischen Album messen kann. Sie sollte authentisch werden.
Ist das der Grund, warum Du so lang gezögert hast, Deinen Traum zu verwirklichen?
Furtado: Es war Teil eines langen Prozess. Vorrangig musste ich mir klar werden, wohin ich wollte. "Loose" war ein sehr forderndes Album, ich war sehr lang auf Tour. Als ich nach Hause kam, nahm ich mir erst mal zwei Jahre frei. Das war meine erste Pause in acht Jahren. Es war großartig. Ich hatte danach das Gefühl, von vorn anzufangen, und ich mochte das. Wenn man ein normales Leben führt, einen Alltag hat, wird man leichter inspiriert. Ich fuhr früh meine Tochter zur Schule und ging anschließend ins Studio - während "Loose" eher ein Nachtalbum war, spielt "Mi Plan" am Tag. Ich habe es so genannt, weil es einen Teil meines Lebens widerspiegelt.
Deinen Plan?
Furtado: Ja, aber nicht im Sinne einer To-Do-Liste, die man abhakt. Es geht darum, den Moment zu genießen, weil man nie perfekt planen kann. Gott ist wohl der Einzige, der den Plan kennt, und er kann sich in jeder Sekunde ändern. Das Leben hängt von Instinkten ab, von Entscheidungen.
Und Du hast Dich dafür entschieden, Deinen spanischsprachigen Kollegen und Landsmann Alex Cuba als "Nachhilfelehrer" zu engagieren.
Furtado: Als ich Alex traf, kannte er meine Musik nicht. Er hatte noch nie eines meiner Lieder gehört. Er ist ein großer Blues-Fan, lebt musikalisch also in einer anderen Welt. Wir trafen uns sozusagen auf neutralem Boden. Das gibt den Liedern eine gewisse Unschuld.
Wie muss man sich Eure Zusammenarbeit vorstellen?
Furtado: Alex meinte immer, ich male ein Bild und er rahmt es ein. Der Schreibprozess war sehr dynamisch. Und für mich eine Entdeckungsreise, weil ich die Sprache währenddessen von vielen Seiten kennenlernte. Ich kämpfte mit Aussprache und Grammatik, aber mein Spanisch wurde von Tag zu Tag besser. Das war sehr wichtig, denn ich möchte in meinen Liedern Geschichten erzählen. Es ist egal, welche Sounds auf einem Album zu hören sind, wenn keine Geschichte erzählt wird, berührt es die Menschen nicht. Darum bauten wir die Songs mit Text und Gitarren auf und fügten schrittweise Elemente hinzu.
Und Ihr habt bei spanischsprachigen Musikgrößen wie Juan Luis Guerra und Alejandro Fernández angeklopft. Wie konntest Du sie für Dein Album gewinnen?
Furtado: Ich habe einfach gefragt (lacht). Aber ich war sehr aufgeregt, denn niemand bekommt gern einen Korb. Ich freute mich besonders auf die Zusammenarbeit mit Concha Buika, einer Sängerin aus Mallorca. Ich entdeckte sie bei myspace und dachte "Sie muss auf meinem Album singen, sie ist fantastisch". Mir geht es nicht darum, die berühmtesten Künstler auf meinen Platten zu haben, sondern die wichtigsten (lacht). Das ist ein Unterschied. La Mala Rodríguez zum Beispiel hat mich umgehauen: Es gibt so viel Talent auf der Welt, aber wenn man nicht danach sucht, bekommt man nur, was die Industrie einem vorsetzt. Gräbt man etwas tiefer, entdeckt man wahre Schätze.
Wie reagierte eigentlich Deine Plattenfirma, als Du sie informiertest, dass Du ein spanisches Album aufnehmen willst?
Furtado: Plattenfirmen lieben Wiederholung. Sie möchten immer das, was man ihnen zuletzt ablieferte.
... und meistens bekommen sie es.
Furtado: Das stimmt leider. Aber der größte Vorteil daran, schon etwas länger im Geschäft zu sein, ist der, dass sie einem mehr Freiheiten einräumen. Ich hatte das Glück, von Anfang an meine eigenen Entscheidungen treffen zu können. Ich war von Menschen umgeben, die an mich glaubten. Und obwohl ich zu Beginn meiner Karriere sehr jung war, wusste ich immer, was ich wollte. Schon als ich mit zehn Jahren Lieder schrieb, konnte ich in meinem Kopf hören, wie sie fertig klingen sollten. Ich bin eben Musikerin. Ich kann nicht anders, als meinem Bauchgefühl, meinem Herzen zu folgen. Das ist mein Kompass. Und da ich emotional so tief in meiner Musik verwurzelt bin, ist es unmöglich, mir von jemandem sagen zu lassen, wie und was ich singen soll.
Auch nicht von Deinem Mann, der wieder als Toningenieur an dem Album mitarbeitete?
Furtado: Wir respektieren die Meinung des anderen sehr. Mit ihm zusammenzuarbeiten ist sehr witzig, andere schauen uns gern dabei zu: Wir streiten oft. Aber das ist gut, es verbessert die Musik.
Du erwähntest bereits, dass Ihr Euch oft auf Spanisch unterhaltet. Erziehst Du Deine Tochter mehrsprachig?
Furtado: Auf diesem Gebiet könnte ich besser sein (lacht). Sie lernt in der Schule Französisch - Mami nun also auch - aber sie versteht auch ein wenig Spanisch und Portugiesisch.
Viele Eltern lassen Ihre Kinder ja vorbeugend Chinesisch lernen, weil sie meinen, es sei die nächste Weltsprache.
Furtado: Meine Schwester lebt in Taiwan, ihr Mandarin wird langsam richtig gut. Aber ich weiß nicht so recht. Ich habe mir die Feiern zur 60-Jahr-Feier Chinas im Fernsehen angesehen und fand sie unglaublich. Diese Disziplin. Als ich diese Ordnung sah, dachte ich "Wer auch immer das organisiert hat, muss mein Leben organisieren." (lacht) ~ Annekatrin Liebisch (teleschau)
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