Entfernungen in Raum und Zeit
Patrick Watson veröffentlichen "Wooden Arms"
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Entfernungen in Raum und Zeit
Patrick Watson veröffentlichen "Wooden Arms"
22.05.2009 Was sein Beruf war, bevor er von der Musik leben konnte? Patrick Watson lacht und fährt sich durch seine Haare. "Es klingt wie ein blöder Witz - aber ich war Tellerwäscher - Weißt du, als Tellerwäscher bist du in dem Moment mit deiner Arbeit fertig, in dem du die Küche verlässt. Danach kannst du an andere Dinge denken - etwa an Musik." Dass Watson die Teller Teller sein ließ und begann, Songs zu schreiben, ist ein Glücksfall. Dass er und die nach ihm benannte Band jetzt mit "Wooden Arms" ihr drittes Album veröffentlicht, ebenfalls. Denn den komplexen, aber nie zu komplizierten Songs irgendwo zwischen Rufus Wainwright, Klassik und Radiohead kann man sich als Hörer nur schwer entziehen.
Noch macht Watson allzu viel Lob verlegen. Er betont, dass er früher "kein allzu guter Songwriter" gewesen sei - und dieses Früher definiert keinesfalls eine graue Vorzeit, sondern eine Spanne, in der er schon längst einen Plattenvertrag hatte. "Ich glaube, bis ich 20 war, schrieb ich keine guten Songs - weil ich einfach nicht genug gute Lieder gehört hatte", erklärt er. Interessiert hätten ihn damals weniger Popmusik als Klassik und Jazz - letztere Leidenschaft sitzt tief in der Kindheit, verwurzelt in der Familie eines Freundes, bei dem der Grundschüler Watson häufig übernachtete: Gemeinsam saßen die beiden gerne vorm Plattenspieler und hörten die Platten des Familienvaters. Der Pop, der kam später, und was für eine Rolle er für Watson spielt, ist immer noch nicht fassbar. Vergleiche greifen meistens ins Leere, und für die Tatsache, dass ihn viele mit Jeff Buckley vergleichen, hat er nur ein Achselzucken übrig. "Das verstehe ich nicht, weil ich nicht denke, dass sich unsere Musik ähnelt. Ich habe Buckley auch nie wirklich gehört."
Was Watson mit dem so früh verstorbenen Songwriter verbindet, ist eine gewisse Wärme und Intensität im Klangbild. Woher kommt die? Sicher auch daher, dass Patrick Watson mit Leuten zusammenarbeiteten, die ihr Handwerk verstehen und sich für die Aufnahmen unter anderem in ein Pariser Vintage-Studio zurückzogen. Ein bisschen Magie war aber auch im Spiel - so wurde der Titeltrack live aufgenommen, schon beim ersten Take saß alles. Auch in Island spielte die Band einige Songs ein: "Die Landschaft nimmt einem den Atem, und das wollten wir mit der Platte einfangen", erklärt Watson und fügt an, dass er daheim ohnehin nicht arbeiten könnte. "Die eigene Stadt ist doch voller Ablenkungen. Sich da einzusperren und niemanden zu treffen, würde doch überhaupt nicht funktionieren!"
Insofern überrascht es nicht, dass Entfernungen und fremde Orte im Kreativleben des Patrick Watson eine noch weiter gehende Rolle spielen. So entstand der Großteil von "Big Bird In A Small Cage", eines der besten Songs auf "Wooden Arms", in der Südstaatenmetropole New Orleans, wie Watson erzählt: "Ich schrieb die erste Strophe, als ich im Haus eines Musikers einen Riesenvogel sah, der in einem wahnsinnig kleinen Käfig saß - dann, so sagte sein Besitzer, würden die zu singen anfangen. Ich kam aber nicht wirklich weiter. Die zweite Strophe entstand Jahre später in New Orleans. Nach einem Konzert saßen wir in einer urigen Kneipe, die voll von alten Bluesern war. Und plötzlich fanden wir uns da auf der Bühne und fingen einfach an, zu spielen. Ich dachte, die würden uns von der Bühne jagen. Was folgte, war aber eine der schönsten Nächte unseres Lebens. Und darüber geht die zweite Strophe des Songs."
Eine Entfernung, die also auch eine zeitliche Komponente besitzt, die aufzeigt, dass gut Ding manchmal tatsächlich Weile haben will? Watson lacht, erzählt von anderen Songs, die nach vier Stunden im Kasten gewesen seien. Eigentlich, so sagt er nach einer kurzen Pause, ließe sich dieser Prozess nicht erklären. Und: Eigentlich würden einem die Melodien, die man da entdeckt und rausschleudert, auch gar nicht gehören: "Ich glaube nicht, dass Dir die Musik gehört. Es ist vielmehr so, dass du sie dir für eine Zeit ausleihst. Dieser Ansatz, bescheiden zu bleiben, sich selbst nicht zu überschätzen, teilen zu wollen - das ist für mich der beste Blickwinkel, den man auf Musik haben kann. " ~ Jochen Overbeck (teleschau)
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