Am Kap, in bester Hoffnung
Südafrikas Musikszene ist lebendig, vielfältig und zukunftsweisend
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Am Kap, in bester Hoffnung
Südafrikas Musikszene ist lebendig, vielfältig und zukunftsweisend
21.08.2009 Spätestens am 11. Juni 2010 werden die Augen der ganzen Welt für vier Wochen - oder wenigstens aller fußballbegeisterten Nationen - auf Südafrika gerichtet sein. Dann nämlich beginnt die Fifa WM 2010 mit dem Eröffnungsspiel in Johannesburg. Doch bereits jetzt, knapp zwölf Monate vor dem sportlichen Event des nächsten Jahres, lohnt es sich, das Land an der Südspitze Afrikas unter die Lupe zu nehmen - denn in der Post-Apartheid-Ära hat sich eine lebendige und vielfältige Musik-Szene entwickelt.
Mit der wahrscheinlich bekanntesten Künstlerin Südafrikas - der letzten November verstorbenen Miriam "Mama Africa" Makeba ("Pata Pata") - und klassischer Weltmusik haben die meisten zeitgenössischen Musiker des Landes dabei erstaunlich wenig am Hut. Vielmehr zeigt sich, dass nach dem Ende der Apartheid viele Newcomer eher westlicher Pop- und Rockmusik zuwandten. Indie- und Alternative-Rock britischer und amerikanischer Bauart, klassischer Folk, Dub, House und Elektro-Pop - fast alle Spielarten zeitgenössischer Musik existieren auch in Südafrika. Vor allem aber nebeneinander.
"Unsere elf offiziellen Landessprachen und mindestens genauso viele Kulturen machen die Musikszene recht kompliziert" - so erklärt Parlotones-Sänger Kahn Morbee diesen Umstand. Dennoch konnte die Band mit ihrem elegischen Rock, der stark an Travis und Coldplay erinnert, in ihrer Heimat bereits riesige Erfolge feiern. Ähnlich erfolgreich sind die Alternative-Rockbands Watershed und Prime Circle - beide bereits mehrfach mit Gold und Platin (im Übrigen für 20.000 / 40.000 verkaufte Einheiten) ausgezeichnet. Auch wenn diesbezüglich keine Zahlen vorliegen, ist es sicherlich vor allem die weiße Minderheit im Land, die sich vom kraftvollen Radiorock-Sound beider Bands begeistern lässt.
Cherilyn McNeil und Darryl Torr vom Indie-Folk-Duo Dear Reader gehören ebenfalls zu einer Minderheit - der britisch-stämmigen in Johannesburg. Die Existenz mehrerer, nebeneinander existierender Szenen können auch sie bestätigen, deswegen sei das Potenzial für ihre Musik auch "noch recht überschaubar", die Indie-Szene wachse aber beständig, so McNeil. Die Abschottung hingegen sei immer noch ein generelles soziales Problem Südafrikas, so die Sängerin: "Zwischen den Schichten in Johannesburg liegen Welten, wir haben sehr wenig gemein."
Nun, eine Tatsache verbindet eine Indie-Band wie Dear Reader mit Musikern aus der mehrheitlich schwarzen Bevölkerung dann doch: In der Heimat sind sie zwar nur kleinerem Maße erfolgreich, können international jedoch Beachtungserfolge einfahren. So wie die Dub-Rocker BLK JKS, deren Debüt "After Robots" beim renommierten US-Indie-Label Secretly Canadian erscheint oder die Elektro-HipPopper Playdoe, die noch nie in Südafrika, aber in Europa bereits im DJ Krush, Dan La und Dizzee Rascal aufgetreten sind. Und auch House-Produzent DJ Mujava konnte mit seinem "Township Funk" nicht nur einen globalen Clubhit, sondern auch einen Plattenvertrag mit Warp Records einheimsen.
Was auch zeigt: Die Globalisierung der Pop schreitet voran, zumindest musikalisch wachsen Afrika und die westliche Welt zusammen. Die politischen und gesellschaftlichen Probleme Südafrikas jedoch bleiben. Dennoch: Vorsichtiger Optimismus ist erlaubt. Denn vielleicht gilt bezüglich der noch zu bewältigenden Aufgaben ja Ähnliches wie für die Fußball-WM: "Die Stimmung im Land ist eine Mischung aus Vorfreude und Angst, dass etwas schief läuft", so Dear-Reader-Sängerin McNeil, "Es wird schon irgendwie klappen - in an african way ..." ~ Stefan Weber (teleschau)
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