Ralph Siegel

Ein Leben für den "Grand Prix"


Ralph Siegel feiert seinen 65. Geburtstag

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Ein Leben für den "Grand Prix"

Ralph Siegel feiert seinen 65. Geburtstag

19.10.2010 Unsere Lena, eine Amateurin? In seinem viel diskutierten Interview mit dem "Süddeutsche Zeitung Magazin" rechnete Ralph Siegel Stefan Raabs Kandidatin keine großen Chancen beim "Eurovision Song Contest" aus. Auch noch nach Lenas Sieg in Oslo zeigte er sich trotzig - sie habe bewiesen, "dass man auch mit einer kleinen Stimme den Grand Prix gewinnen kann". Doch, mal ehrlich: Wenn jemand so etwas ungestraft sagen darf, dann Ralph Siegel. Kaum ein anderer Komponist und Musikproduzent hat so viele Hits geschrieben, die nicht nur hierzulande fast jeder mitsingen kann. Nun wird "Mr. Grand Prix", der 30. September 1945 in München geboren wurde, 65 Jahre alt. Und obwohl mancher seinen Stern schon lange sinken sieht - an Rente denkt der Münchner noch lange nicht.

Drei Wünsche hatte das Geburtstagskind: "1. Gesund bleiben. 2. Dass meine Frau und ich glücklich bleiben. 3. Mein Traum ist, dass mein Musical ,Clown Town' auf einer US-Bühne aufgeführt wird." Im Februar wurde bekannt, dass Siegel seit drei Jahren gegen den Proststakrebs kämpft. Er musste beruflich zwangsläufig kürzertreten, seine dritte Ehefrau, die Sopranistin Kriemhild Jahn, und seine drei Töchter, darunter DJane und Model Giulia Siegel, unterstützen ihn. Und doch ließ er es sich nicht nehmen, 2009 einen weiteren Anlauf beim Wettbewerb um die Krone beim "Eurovision Song Contest" zu nehmen. Es war sein 19. Beitrag, doch seine Künstlerin, Andrea Demirovic aus Montenegro, scheiterte bereits im Halbfinale. Eine bittere Enttäuschung für den jahrzehntelang erfolgsverwöhnten Komponisten.

Ralph Siegel - S

Ralph Siegel bekam das Talent als Songwriter und Komponist in die Wiege gelegt. Sein Vater Ralph Maria Siegel schrieb Evergreens wie "Ich hab' noch einen Koffer in Berlin", seine Mutter war Operettensängerin. Das Idol des jungen Mannes: Der amerikanische Klassik- und Musical-Komponist George Gershwin. Schon im Alter von 15 Jahren schrieb er erste Stücke, zunächst unter einem Pseudonym, um nicht mit seinem Vater verwechselt zu werden. Später veröffentlichte er wieder unter falschem Namen und schrieb als John O'Flynn etwa für Chris Norman oder die estnischen Rock-Gören Vanilla Ninja.

Doch schon von Beginn an war der Name Siegel mit Schlager verbunden. Zwar absolvierte er ein Volontariat in Nashville, Tennessee, wo er mit 19 Jahren den Country-Klassiker "It's A Long Long Way To Georgia" schrieb. Doch zurück in Deutschland landete Siegel prompt an der Schlagerfront: Mit seinem Titel "Die Welt von morgen" begann die Karriere von Mary Roos. In den 70er-Jahren, so scheint es, hatte Siegel bei jedem Hit seine Finger mit im Spiel. Er schreibt und produziert für Peter Alexander ("Der Papa wird's schon richten"), Rex Gildo ("Fiesta Mexicana"), Katja Ebstein ("Abschied ist ein bisschen wie sterben"), Dschinghis Khan ("Moskau") und viele weitere Künstler, die bis heute feste Größen in der Musikbranche sind. Über 2.000 Siegel-Titel zählt die Rechteverwertungsgesellschaft GEMA.

Seinen größten Erfolg feierte der Komponist mit Sängerin Nicole und ihrem Lied "Ein bisschen Frieden". Am 24. April 1982 gewann sie im britischen Harrogate den "Grand Prix Eurovision de la Chanson". Insgesamt nahm Ralph Siegel 19-mal an dem internationalen Sängerwettstreit teil: Neben seinem Sieg 1982 belegte er mit Katja Ebstein, Lena Valaitis und der Gruppe Wind jeweils den zweiten Platz und wurde zweimal Dritter. Der Komponist verglich den Wettbewerb einmal mit den Olympischen Spielen: "Nur dieses dumme Motto 'Dabei sein ist alles' stimmt nicht. Spätestens beim dritten oder vierten Mal will man beim Grand Prix ganz oben auf dem Treppchen stehen."

Bisweilen machte es tatsächlich den Anschein, als betrachte Siegel den alljährlichen Wettstreit als Lebensaufgabe. Nur hat der "Grand Prix Eurovision de la Chanson", an dem Siegel stets festhält, mit dem "Eurovision Song Contest" nicht mehr viel zu tun. Das berührt ihn merklich. Nicht nur, dass ihm der neue Name des Wettbewerbs noch immer nicht über die Lippen kommt. Seine Kritik an Lena Meyer-Landrut zeigt einmal mehr, dass er um den Stellenwert des Grand Prix fürchtet. Unlängst klagte er über die Verzerrung des Wettbewerbs: "Die Sieger werden bereits vor der Veranstaltung im Internet gekürt und somit sind die Auftritte am Abend nicht mehr das Ausschlaggebende."

Ralph Siegel - D

Ralph Siegels Verdienste um die deutsch(sprachig)e Musik sind unumstritten. Pläne hat er auch mit 65 Jahren noch viele, doch sein größter Traum ist ein eigenes Broadway-Musical. Seit 25 Jahren arbeitet er an seinem Werk "Clowntown", das er nun am 17. und 18. Oktober in New York vorstellen wird. Dann entscheidet sich, ob es womöglich am Broadway gespielt wird, an dem auch sein Vorbild Gershwin komponierte. Es ist ihm zu wünschen - genauso wie viel Glück, Gesundheit und eine entspanntere Sicht auf den "Grand Prix". ~ Alexandra Petrusch (teleschau)


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