Sebastian Krumbiegel

Zu laut für die Eltern


Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel veröffentlicht sein Soloalbum "Tempelhof"

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Zu laut für die Eltern

Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel veröffentlicht sein Soloalbum "Tempelhof"

16.02.2010 Er ist der Sänger der Prinzen. Aber jetzt gerade mal nicht. Sebastian Krumbiegel (43) geht mit den "Feinen Herren" fremd, seiner neuen Band, bestehend aus Max Fetzer, Stephan Schulz und Thomas Fietz. "Alles nur geklaut", "Küssen verboten" oder "(Du musst ein) Schwein sein" sind die Hits, die er mit den Prinzen hatte. Seine Songs heißen nun "Sehnsucht", "Es wird wärmer" oder "Positiv denken". Kein Klamauk, Krumbiegel macht sich Gedanken übers Leben. "Tempelhof" ist dabei schon das dritte Soloalbum des in Leipzig geborenen Sängers, der neben seiner Arbeit als Musiker aktiv gegen Gewalt und Rassismus kämpft und sich politisch engagiert. Aufgenommen wurde es im gleichnamigen, inzwischen stillgelegten Berliner Flughafen Tempelhof. Einem Ort, der Geschichte atmet, wie Krumbiegel im Interview erklärt.

Man kennt Sie, neben Tobias Künzel, als Prinzen-Sänger. Wie sind Sie zu den "Feinen Herren" gekommen?

Sebastian Krumbiegel - P

Sebastian Krumbiegel: Mit Gitarrist Max Fetzer war ich eine Zeitlang für Lesungen unterwegs, doch irgendwann haben wir beschlossen, dass wir noch ein paar mehr Leute auf der Bühne sein wollen und dann soll es so richtig krachen. So kamen die restlichen feinen Herren zu mir, es passte sofort. Durch einen Tipp fanden wir das "Candy Bomber Studio" in Berliner Flughafen Tempelhof. Dort nahmen wir "Tempelhof" live und analog auf. Heutzutage spielt man jedes Instrument einzeln ein und dann kommt der Gesang dazu. Da kann man ja jede Nase vors Mikro stellen - die Technik wird's schon richten! Bei uns hingegen ist alles echt. Wir waren ganz fleißig im Studio und nahmen alle Songs innerhalb von sieben Tagen auf. Wobei der Eröffnungstrack "Sehnsucht" die meisten Takes benötigte. Aber jetzt ist alles gut und es ist Musik mit Ecken und Kanten, und kein weich gespülter Pop!

Klingt wie eine Zeitreise in die Vergangenheit.

Krumbiegel: Das war es auf alle Fälle! Da steht zum Beispiel ein Telefunken-Mischpult aus den 50er-Jahren, mit dem Herbert von Karajan seine Aufnahmen gemacht hatte. Von diesen Pulten gibt es nur fünf Stück, eines davon steht in den Abbey Road-Studios. Das sind Referenzen, die man dort im Studio spürt. Alles atmet dort Musik- und Kulturgeschichte.

Sie stellen sich gegen den Trend der Digitalisierung - und haben Ihr Soloalbum analog aufgenommen.

Sebastian Krumbiegel - D

Krumbiegel: Ach, was heißt gegen den Trend? Ich denke ohnehin, dass die Leute wieder mehr in Richtung analog gehen werden. Sie wollen wieder etwas in der Hand haben, etwas Großes. Eben eine Vinyl-Platte zum Beispiel. Die CD ist vielleicht gar nicht mehr so gefragt, deshalb erscheint "Tempelhof", neben der CD-Pressung auch auf Vinyl, in den heutigen Zeiten eine kleine Besonderheit.

Es gibt noch einen fünften feinen Herren, der auf der CD mitgewirkt hat ...

Krumbiegel: Jawohl, Helmut Zerlett! Er war in den Neunzigern mit Westernhagen auf Tour, und in Leipzig sind wir zwei Mal eine Nacht zusammen versackt. Seitdem haben wir schon öfter zusammengearbeitet. Wir sind in permanentem und gutem Kontakt. Und er hat mir mal angeboten, falls ich mal eine Orgel brauche, sie gerne für mich zu spielen. Das ist nun der einzige Kompromiss, den ich bei "Tempelhof" gemacht habe - Helmut hat die Orgel auf unsere fertigen Lieder noch dazu gespielt, war also nicht live im Studio dabei. Er wollte kein Geld dafür haben, das war ein echter Freundschaftsdienst.

Was ist denn der maßgebliche Unterschied zwischen den Prinzen und dem Soloprojekt?

Krumbiegel: Zum einen natürlich die Technik des Aufnehmens und die Art der Lieder. Ich denke, ich bin von den Texten her deutlicher. Ich muss keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten und Meinungen der anderen nehmen. Er rockt und knallt mehr, es ist lauter und doller als eine Prinzen-Platte. Bestimmt gefällt es auch nicht jedem. Meine Eltern zum Beispiel mögen ein paar Lieder, aber der Rest ist ihnen irgendwie zu laut (lacht).

Angenommen, das Album schießt auf Platz eins der Charts, wird ein voller Erfolg. Kehren Sie dann den Prinzen den Rücken?

Sebastian Krumbiegel - \"

Krumbiegel: Um Gottes willen - nein. Ich glaube auch, dass diese Musik für das ganz große Ding nicht geeignet ist. "Tempelhof" ist mir persönlich sehr wichtig und wird gewiss auch kein einmaliger Ausflug bleiben, trotzdem werde ich natürlich bei den Prinzen bleiben. Zum einen ist das die Musik, mit der ich das Geld verdiene, das ich zum Leben brauche. Es ist ein Privileg, von Musik richtig leben zu können. Und zum anderen geht es hier nicht nur um das Finanzielle, sondern wir Prinzen kennen uns schon lange und gehören zusammen. Wir werden uns nie verlassen - so pathetisch das jetzt auch klingen mag. ~ Nina Becker-Göpner (teleschau)


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