Semino Rossi

Gebete für 15.000 und eine CD


Semino Rossi hat nicht nur ein Herz für Schlager

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Gebete für 15.000 und eine CD

Semino Rossi hat nicht nur ein Herz für Schlager

07.08.2009 Gestatten, Rossi! Semino Rossi (47), Schlagersänger aus Leidenschaft, feiert CD-Abverkäufe, auf die so mancher Popstar neidisch blickt. Über drei Millionen verkaufte Alben - und welchen Absatz die aktuelle Scheibe "Die Liebe bleibt" bei den Fans finden wird, lässt sich unschwer erahnen. Der Argentinier mit den Schneckerllocken singt über die Liebe, immer und überall. Sein Wille zum Schlager brachte ihn letztendlich nach Österreich, wo er nun mit Frau und seinen zwei Töchtern lebt, aber aus seinem beruflichen Erfolg keinesfalls ein Elfenbeinturm-Leben gestaltet. Vor zwei Jahren wurde Herr Rossi um Hilfe für ein Projekt der Welthungerhilfe gebeten. Dort hat der Star die Armut gesehen, und bekam dieses Bauchgefühl. Er musste helfen. 25.000 Euro waren nötig, um Kindern in dem peruanischen Dorf Bildung und Essen zu ermöglichen. Semino Rossi fackelte nicht lange, überwies das Geld und freut sich noch heute am Foto der fertigen Schule.

Schnell Hilfe zu leisten, haben Sie im Blut: Sie sind ausgebildeter Rettungsschwimmer.

Semino Rossi - E

Semino Rossi: In meiner Heimatstadt Rosario arbeitete ich am Fluss und habe einigen Kindern und Erwachsenen das Leben gerettet. Dabei musste ich selbst auf mein Leben aufpassen, denn wenn die Menschen zu ertrinken drohen und Panik bekommen, klammern sie sich so fest an einen, dass man selbst in Gefahr gerät. Deshalb habe ich in meiner Ausbildung auch gelernt, wie man - wenn es für einen selbst gefährlich wird - den Leuten eine drauf gibt, damit man sie in Ruhe weiter retten kann. Ehrlich, es ist nicht einfach, einen Menschen zu retten.

Weshalb haben Sie 1985 Ihre Heimat Argentinien verlassen?

Rossi: Damals herrschte eine Militär-Diktatur, und die Leute wollten keine Schlager hören, sondern waren Fans von Protest-Liedern. Denn alle waren mit der Regierung unzufrieden. Aber ich war jung, und das war halt nicht so mein Ding. Ich wollte in ein Land, wo ich Karriere als Schlagersänger machen konnte, und landete in Spanien, weil ich ja die dortige Sprache sprechen konnte. Mit 200 Dollar in der Tasche startete ich meine lange Reise, die mich 20 Jahre später endlich an mein Ziel, ein bekannter Schlagersänger zu werden, brachte. Ich war damals vollkommen blauäugig. Ohne Versicherung, ohne Rückflugticket. Trotzdem hatte ich keine Angst vor irgendetwas. Mir war gar nicht bewusst, wie dumm das hätte ausgehen können!

Es fing ja auch beschwerlich an: Anfangs haben Sie sich als Straßenmusikant durchgeschlagen. Das klingt wildromantisch - war es das auch?

Semino Rossi - A

Rossi: Geht so. Die erste Zeit als Straßenmusikant war nicht schön für mich. Ich habe mich geschämt und nicht verstanden, warum ich bei den Leuten betteln muss. Doch nach ein paar Tagen wurde es schon viel besser, ich gewöhnte mich daran und bekam ja für meine Interpretationen von Klassikern wie "Besame Mucho" oder "Guantanamera" Applaus und Lob. Das gab mir die Kraft, weiter zu machen. Stückchen für Stückchen ging es dann weiter, ich spielte in Hotel-Bars und wurde auch für private Geburtstagsparties gebucht.

Und ein paar Jahre später auch in Deutschland ...

Rossi: Ja, ein absoluter Glücksfall! Auf einer Kellerparty wurde ich als Sänger bestellt und von einem Plattenfirma-Boss gefragt, der als Gast eingeladen war, ob ich nicht Lust hätte, deutsche Schlager zu singen. So bekam ich meinen ersten Plattenvertrag, in dem stand, dass ich, wenn ich weniger als 15.000 CDs verkaufe, wieder rausfliege. So betete ich zum lieben Gott, dass ich bitte 15.000 und eine CD verkaufen sollte. Was soll ich sagen? Bislang sind es über drei Millionen CDs - mein Gebet hat geholfen!

Und Ihre Fans sind sehr euphorisch. Wenn man sich das Gästebuch Ihrer Homepage durchliest, kann man schon erstaunt sein, wieviel Zuneigung dort gezeigt wird ...

Rossi: Ja, aber das Ding zwischen meinen Fans und mir wird nicht gespielt, das ist eine ehrliche Verbindung. Was ich auf der Bühne und als Sänger darstelle, bin ich auch im wirklichen Leben. Doch wir leben in einer Demokratie, jeder kann sagen, was er denkt. Ich weiß, wer und was ich bin. Und alles, was ich mache, kommt von Herzen und aus meiner Seele. Wer das als Kitsch und Schmalz empfindet, den kann ich nicht daran hindern. Aber ich weiß, dass es von mir ganz ehrlich und ernst gemeint ist. Denn: Die Liebe bleibt! Was wäre die Welt ohne Liebe? Ich bin ein echter Romantiker, da können Sie ruhig meine Frau fragen! Wir sind nun seit 20 Jahren zusammen, und die Liebe ist trotzdem geblieben. Ich kenne die Höhen und Tiefen des Lebens, deshalb weiß ich auch meine momentane, privilegierte Situation sehr zu schätzen.

Sie gehen demnächst sogar auf Kreuzfahrt mit Fans im Mittelmeer.

Semino Rossi - \"

Rossi: Ja, eine ganze Woche, ich freu mich schon darauf. Und ab Februar komme ich mit Liveband auf Tournee, so kann ich beweisen, dass ich wirklich singen kann. In meinem Metier ist das leider nicht immer eine Selbstverständlichkeit, die Vollplayback-Auftritte von Kollegen häufen sich. Zudem kommen bei meiner Tour drei Tanzpaare aus Argentinien mit, vielleicht eine mexikanische Band und noch ein paar Überraschungen - ich werde mit den Fans einfach eine Party feiern! Sie sollen mit einem zufriedenen Lächeln aus meinem Konzert gehen!

Dieses Lächeln hat Ihnen viele Edelmetallscheiben eingebracht. Hängen die alle aufgereiht in Ihrem Wohnzimmer?

Rossi: Leider sind momentan alle im Keller verstaut, und hoffentlich hängen sie dann ab Oktober in unserem neuen Haus in der Nähe von Innsbruck an der Wand. Für mich sind sie die Krönung der Anerkennung meiner Arbeit. Die Disziplin dafür habe ich von den Österreichern und Deutschen gelernt, das war ganz wichtig für meine Karriere. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit - danke dafür!

Und was können wir im Gegenzug von den Argentiniern lernen?

Rossi: Ich mag es, wie sie das Leben ganz locker nehmen. Wenn ich vergleiche, wie eine argentinische Familie im Gegensatz zu einer deutschen Familie lebt und trotzdem mindestens genauso glücklich ist, bin ich ganz begeistert. Lateinamerikanische Familien haben wesentlich weniger Besitztümer, Urlaub oder Autos als Österreicher oder Deutsche. Trotzdem haben sie immer ein Lächeln auf den Lippen und Freude am Leben. Das vermisse ich hier manchmal schon. ~ Nina Becker-Göpner (teleschau)


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