Sergio Mendes

"Ich fühle mich einfach wie 25!"


Brasil-Legende Sergio Mendes veröffentlicht "Bom Tempo"

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"Ich fühle mich einfach wie 25!"

Brasil-Legende Sergio Mendes veröffentlicht "Bom Tempo"

14.05.2010 Egal, ob mit dem Original aus dem Jahr 1966, ob in der Version mit den Black Eyed Peas 2002 oder in der Werbung im Rahmen der letzten Fußball-WM: Es gibt kein Entkommen vor "Mas Que Nada", dem größten Hit von Sergio Mendes. Ein unbeschwerter Gute-Laune-Ohrwurm der Extraklasse, der den gebürtigen Brasilianer zum wahrscheinlich bekanntesten Musiker vom Zuckerhut gemacht hat. Und in dessen Tradition auch sein neues Album steht: "Bom Tempo" (zu deutsch: Gutes Wetter) heißt das Werk, mit dem der in Kalifornien lebende 69-Jährige der Welt einmal mehr die Vielfältigkeit, Lebensfreude und Sinnlichkeit der brasilianischen Musik näher bringen will. Und so jung geblieben und voller Elan, wie sich Mendes am Telefon präsentiert, dürfte ihm das auch gelingen.

In Anlehnung an den Titel Ihres neuen Albums: Wie ist das Wetter bei Ihnen in Los Angeles?

Sergio Mendes - F

Sergio Mendes: Gut! Sonnig! Wie immer!

Darf man fragen, wieso Sie nun ein neues Album veröffentlichen? Sie könnten doch schon längst in die wohlverdiente Rente gehen und die Sonne genießen ...

Mendes: Weil Musik so aufregend ist, sie ist das, was ich absolut liebe, und ich bin so glücklich, dass ich immer noch dabei sein kann! Ich fühle immer noch dieselbe Aufregung und Freude, wie ich sie vor 30 Jahren fühlte. Großartige Lieder, tolle Musiker, fantastische Stimmen und gute Beats, das alles zusammengefügt, das ist wunderbar! Außerdem sehe ich so meine Frau Gracinha Leporace öfter, sie singt auch mit (lacht).

Das Album klingt wieder viel brasilianischer als die letzten Werke. Wieso haben Sie sich dazu entschlossen, zurück zu Ihren Wurzeln zu gehen?

Sergio Mendes - R

Mendes: Ich hatte einfach wieder so richtig herzliche Lust dazu. Die brasilianische Musik ist so reichhaltig und wundervoll, außerdem ist sie mir immer noch besonders nahe.

Bei den letzten beiden Alben arbeiteten Sie mit sehr jungen, international angesagten Künstlern wie den Black Eyed Peas, für "Bom Tempo" suchten Sie sich wieder brasilianische Sänger heraus. Sind Sie für die Aufnahmen auch in Ihre Heimat gereist?

Mendes: Nein, die Jungs kamen zu mir nach L.A. Seu Jorge ist übrigens ein angesagter Nachwuchsstar, jung und viel versprechend - nur eben in Brasilien! Und Carlinhos Brown macht internationale Musik, gar nicht so typisch brasilianisch, er ist riesig in Brasilien. Er ist ein guter Freund, und ich kenne ihn seit 15 Jahren, nicht nur ein brillanter Songschreiber und Sänger, sondern auch Perkussionist. Es ist herrlich, mit ihnen zu arbeiten!

Sind die Songs auf dem Album alles Coverversionen? Oder sind eigene Lieder von Ihnen dabei?

Mendes: Sie sind von anderen Komponisten. Klassiker und Neues, ich schreibe kaum selbst. Ich habe eine Ausbildung als klassischer Pianist, war später Jazzpianist, Arrangeur, Produzent - das sind die typischen Wurzeln für einen reproduzierenden Künstler, nicht für einen Komponisten. Mein Job war schon immer das Erschaffen des Gewandes für die Songs, die Arrangements, die Aufnahme im Studio. Einige der Lieder habe ich sogar schon einmal früher aufgenommen, nur im ganz anderen Sound, andere wieder sind brandneu wie "You And I".

Man hat sie als den "größten lebenden brasilianischen Musiker" bezeichnet - wie fühlt man sich damit? Wie gehen Sie mit Erfolg um?

Mendes: Es ist doch schön für jeden Musiker, wenn er mit vielen Leuten verbunden ist. Ich habe vor anderthalb Jahren in Brasilien bei einem Neujahrsfest gespielt, da waren eine Million Leute!

Eine Million!

Mendes: Ja! Aber auch kleine Bühnen haben ihren Reiz. Von der Energie her liebe ich aber die großen! Es macht mich sehr froh, dass so viele Leute meine Musik so mögen und so positiv aufnehmen. Das gibt mir einfach ein gutes Gefühl!

Sind Brasilianer stolz auf Sie, oder empfinden sie Sie als Verräter, weil Sie so früh in die USA auswanderten?

Mendes: Sie sind sehr stolz auf mich, es ist mein Land, meine Kultur. Ich lebe zwar in den Vereinigten Staaten, aber ich bin für sie doch immer ein Brasilianer geblieben. Und ich habe dazu beigetragen, dass man die Musik auch in den USA mag. Außerdem bin ich noch sehr oft in Brasilien, wir haben da Freunde und Familie!

Ihren Klassiker "Magalenha" haben Sie neu aufgenommen. Es gibt viele afrikanische Rhythmen darin, war das eine Verneigung vor dem Perkussionisten Carlinhos Brown, damit er mal so richtig reindreschen darf?

Mendes: Nein, meine Idee war eine andere dahinter: Der Song ist sehr perkussiv, und weil ich Fußball so liebe und die WM in Südafrika ist, brachte ich Carlinhos darauf, dass er sich mal die Zulu-Beats anschaut, sie sind sehr passend für diesen Song, sehr peitschend. So habe ich habe die Verbindung zu Fußball, Afrika und mir geschaffen (lacht). Es sind auch afrikanische Textzeilen dabei.

Das Klischee, dass Brasilianer Rhythmus, Tanzen und Fußball lieben, stimmt also bei Ihnen?

Mendes: Zu 100 Prozent! Ich hoffe auch, dass ich nach Südafrika zu einigen Spielen fahren kann. Fußball ist eine ähnlich völkerverbindende und große Sache wie Musik!

Stehen Sie nur auf brasilianische Mannschaften oder gibt es eine US-amerikanische Truppe, die Sie mögen?

Mendes: Äh - nein (lacht herzlich). Die sind da noch nicht so weit! Ich schaue mir die Spiele aus England an, aus Deutschland, Italien oder Spanien. Aber hier ist noch Entwicklungsbedarf!

Schaut Ihre Frau auch so gerne? Wie lange sind Sie denn zusammen?

Mendes: Wir sind seit über 30 Jahren verheiratet! Ich habe sie als Sängerin in Sao Paolo gesehen, da war sie gerade mal 17. Ich war sofort verliebt.

Und machen Ihre Kinder auch schon fleißig Musik?

Mendes: Wir haben zwei Kinder, Gustavo und Tiago (23 und 17). Sie sind nicht wirklich Musiker, Tiago spielt ganz gut Gitarre und Klavier, aber sie lieben Musik. Sie sind bilingual aufgewachsen, brasilianisch und englisch. Und sie sind tolle Rapper (lacht).

Welchen Ratschlag geben Sie jungen Musikern, die Karriere machen wollen?

Mendes: Üben. Übe viel und dann übe nochmal. Wenn du hart arbeitest, kommst du deinem Traum jedes Mal ein Stück näher. Ich bin so aufgezogen worden, meine Familie kam aus der Klassik. Natürlich spielt dann das Zusammenkommen mit den richtigen Leuten dann auch eine sehr sehr wichtige Rolle!

Sie sehen so jung und gesund aus! Achten Sie besonders auf Ihre Gesundheit?

Mendes: Nein, ich habe einen einfachen Trick, ich fühle mich einfach wie 25! Ich arbeite auch nicht mehr nachts, ich gehe morgens um acht schon ins Studio und höre am frühen Nachmittag auf. Die Musik hält mich jung! Wir machen jetzt auch wieder so junge heiße Remixe einiger Songs! Mein nächstes Album bietet die Songs, die ich auf "Bom Tempo" herausbrachte, in tollen Remixen beispielsweise von Paul Oakenfold. "Magalenha" ist schon fertig, Moto Blanko war dabei, es wird die Single, sie wird super! Die Bimbo Jones waren da, alles ganz junge, aufstrebende Leute. Witzigerweise sind die wiederum Fans von meiner brasilianischen Musik!

Wie kommen Sie auf diese Youngsters?

Mendes: Oft sind es meine Söhne, die mich auf die ganz neuen heißen Trends bringen, auf die kreativen Leute. Meine Söhne gehen ja in die Clubs, hier, oder in Rio und in Tokyo und hören, wozu man tanzt! So muss ich nicht mehr hingehen (lacht). ~ Kati Hofacker (teleschau)


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