"Ich hab Südamerika. Und du?" "Hm. Asien, glaube ich. Oder nein, warte, Australien." Schüler, die auf dem Pausenhof Quartett spielen? Nein. Der Dialog ist Bestandteil kommender Unterhaltungen unter Slayer-Fans. Vier unterschiedliche Cover wird es zu "World Painted Blood" geben. Zusammengesetzt bilden sie eine blutbefleckte, von Schädeln und Knochen übersäte Weltkarte. Der Titel passt wie das Messer an die Kehle. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Das Szeneorgan "Metal Hammer" nannte sie einst die "Mutter aller Metal-Bands", das "Revolver"-Magazin spendierte der "greatest thrash band ever" kürzlich eine Sonderausgabe. Wenn eine neue Slayer-Platte dem Höllenfeuer entsteigt, gehen Medien und Publikum gemeinsam in die Knie. Autoritätsgläubig reagieren viele auf jede Note, welche aus dem Hause Slayer dringt. Wenn sie loslegen, machen sich die Newcomer reihenweise in die Hose. Daran ändert sich mit "World Painted Blood" nichts.
"I Want Blood". Bitteschön. Jede Menge davon gibt es. Sieht ja auch nicht gut aus, unsere Welt. Also heißen wir die Abartigkeit ein weiteres Mal in der guten Stube willkommen. Die Zeiten von "Angel Of Death" und heftigen Diskussionen sind zwar vergangen und ein globales musikalisches Erdbeben wie "Reign In Blood" wird einzigartig in seiner verheerenden Wirkung bleiben. Der Namenszug Slayer wird nicht mehr nur in dunklen Bahnunterführungen an die Wand gekritzelt, sondern auch von sauberem Neonlicht an ordentlich gemieteten Plakatwänden angestrahlt. Die fiese Vehemenz jedoch steigt mit jedem Album erneut in einen dicken Panzer und überrollt einen gnadenlos. Das bereits bekannte "Psychopathy Red", die mit irrsinnigen Sologitarren beginnende Temposünder-Nummer "Snuff" oder das explosive Gemisch aus politischem Klartext und modernem Metal namens "Americon" lassen den Tempel der Thrash-Metal-Titanen weiter wachsen.
Slayer stehen voll im roten Körpersaft. Mit "World Painted Blood" hält die Apokalypse wieder Einzug. Solange sie nach vierzig Minuten den Weg nach draußen wieder findet, ist alles gut. Wer länger durchhält: Ab Ende November drehen Slayer in deutschen Hallen den Bluthahn auf.