"Vol. 3: The Subliminal Verses" ... allein die bloße Erinnerung an dieses Gänsehaut-Album, das Slipknot vor vier Jahren auf ihre daraufhin mehr als leicht verstörten Anhänger losließen, lässt den Gedanken aufkommen, dass es verdammt schwer für die Chaoten-Band aus Iowa werden könnte, eine solche Leistung überhaupt noch zu übertreffen. Diese Tatsache allein ist natürlich kein Grund, es nicht wenigstens zu versuchen, und so wagen es Slipknot mit "All Hope Is Gone" erneut, möglichst unberechenbar ans Werk zu gehen und in ihrer Musik genau die Gefühle und Gedanken widerzuspiegeln, die ihr maskiertes Selbst auf den ersten Blick zu verstecken vermag. ~ Juliane Lüthy (teleschau) aufklappen »
Bereits die ersten Sekunden des Intros ".execute" lassen erahnen, was man sich für die kommenden Minuten auf die Fahnen geschrieben hat - bloße Zerstörung. Oder ist das etwa nur der trügerische Schein Slipknots? "Gematria" lässt an dieser Vermutung jedenfalls keinen Zweifel, denn hier präsentiert sich die Nu-Metal-Band einmal mehr von ihrer besten Seite. Und wenn Corey Taylor mit "we will burn your cities down ... America is just a killing name" ein klares Statement abgibt, will man ihm nur noch schreiend Recht geben. Nachdem "Sulfur" zwar mit einem lärmenden Doublebass-Gewitter loslegt, ist hier spätestens nach knapp 90 Sekunden klar, dass Slipknot nicht nur Zerstörung im Sinn haben. Auch bei der Single "Psychosocial" beweisen die Maskenliebhaber ihr unnachahmliches Gespür für eingängige Refrains.
Nach einigen unspektakulären Minuten, ein unglaublich atmosphärisches "Dead Memories" dabei außen vor gelassen, wird das geschulte Ohr bei "Gehenna" wieder ganz schnell hellhörig. Düster beginnt sich der Song unaufhaltsam seinen Weg in Richtung der Albumfavoriten zu bahnen. Harmonie und Disharmonie treffen im Gesang ohne Vorwarnung aufeinander, ergänzen sich jedoch auf solch homogene Art und Weise, dass es fast schon gespenstisch erscheint.
Wofür Taylor und Root allerdings ein unnachahmliches Gespür haben, sind Balladen, wie man sie von Stone Sour kennt. Man denke nur an "Bother" und "Through Glass" oder auch "Vermillion Pt. 2" vom Slipknot-Vorgänger "Vol. 3". Eine weitere Ballade diesen Kalibers findet sich auf "All Hope Is Gone" in Form von "Snuff". Augen schließen und für einen kurzen Moment durchatmen, denn durch den abschließenden Titeltrack, den wohl härtesten Song des Albums, wird man ganz schnell wieder aus den Träumen gerissen. Drummer Joey Jordison trommelt sich mit den aus Black und Death Metal bekannten Blastbeats die Seele aus dem Leib - und nervt mit seinen deplazierten Breaks ungemein.
Über James Root und Corey Taylor kann man hingegen kein einziges schlechtes Wort verlieren: Während letzterer den Status, einer der wohl besten und vielseitigsten Metal-Sänger aller Zeiten zu sein, für sich beanspruchen kann, ist Root einfach nur Gott! Unnötig zu erwähnen, wer aus dem Slipknot-Gitarren-Duell Root vs. Thompson als triumphierender Sieger hervorgeht.
Nach "Vol. 3" hätte man sich gewünscht, dass sich der verrückte Haufen aus Iowa in Sachen Songwriting und Ohrwurm-Hooks noch steigern kann, doch die Meisterleistung, die Produzent Rick Rubin vor vier Jahren vollbrachte, ist einfach nicht zu übertreffen. Für den gemeinen Slipknot-Fan ist das mittlerweile vierte Album der Band sicherlich genau das, worauf man gewartet hat. All denjenigen, die sich zumindest ein klein wenig mehr erwartet haben, sei die Special Edition ans Herz gelegt