Stic.man
Geboren | Unbekannt |
Hauptgenre | Rap |
Land | Vereinigte Staaten von Amerika |
Biografie
Stic.Man (Dead Prez) Interview mit der RapCommunity:
Hey Stic.Man! Als allererstes möchte ich mich schon jetzt einmal dafür bedanken, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Am Besten legen wir auch gleich los, denn ich habe eigentlich genug Fragen um zwei Interviews mit Dir zu machen. Aus diesem Grund habe ich mich auch dafür entschieden die Vergangenheit größtenteils ruhen zu lassen, und Dir eher aktuelle Fragen zu stellen ? eine Standard-Frage kann ich mir aber trotzdem nicht verkneifen: Wie bist Du eigentlich zum Hip-Hop gekommen, und wie hat das mit Dead Prez überhaupt angefangen? ~ Daniel Gräbner aufklappen »
Ich habe M1 in Tallahasse, Florida kennen gelernt. Wir waren zu dem Zeitpunkt schon beide Rapper, aber wir waren gleichzeitig auch Rebellen, die sich gegen den Status Quo aufgelehnt haben. Wir haben uns eigentlich auf Anhieb verstanden und so hat das ganze begonnen. Unsere Inspiration waren neben der damaligen Hip-Hop Musik vor allem auch unsere sehr ähnlichen Vorgeschichten. Dieselben familiären Umstände, Probleme mit Drogen und dem Gesetz, und natürlich auch das gemeinsame Interesse an der Schwarzenbewegung.
Dead Prez steht ja vor allem für revolutionären Hip-Hop, für kritische und teilweise auch ziemlich offensive Inhalte über Politik, Religion und Rassismus. Ihr sprecht viele Dinge an die in der Gesellschaft ziemlich tabu sind, vor allem über den Schwarz-Weiß Konflikt wird ja nirgends gerne gesprochen. Warum tut Ihr es trotzdem, und was erhofft Ihr Euch davon?
Entschuldige aber das ist ein Missverständnis. Unsere Musik repräsentiert sehrwohl einen revolutionären Standpunkt, aber ich würde dennoch behaupten, dass unsere Musik alle Aspekte des Lebens bespricht und nicht nur diese vereinzelten Themen. Wir machen diese Musik für uns und weil sie ausdrückt was wir sagen möchten. Wir machen es weil es uns als richtig erscheint, nicht nur um von den Medien den Stempel "revolutionär" aufgedrückt zu bekommen. Verstanden?
Du hast die Medien ja gerade angesprochen. Sehr viele Medienvertreter haben ein sehr eingeschränktes Blickfeld mit sehr ignoranten Ansichten, das beste Beispiel ist hier wohl Bill O'Reilly. Diese Leute hören nur was sie hören möchten, wie zum Beispiel die Zeile murder, murder, murder, kill, kill, kill aus Nas' "Shoot ,Em Up". Auch Hollywood stellt Schwarze nach wie vor lieber als Böse dar, oder wie erklärst Du es Dir dass Filme wie "American Gangster" deutlich mehr Beachtung finden als "Hotel Rwanda"?
Es gibt ein afrikanisches Sprichwort, welches besagt "Bis der Löwe gewinnt, schreibt der Jäger die Geschichtsbücher" (Until the lion wins, the hunter will write the history books) oder so ähnlich ? die Aussage ist auf jeden Fall die gleiche. Und hier ist es genau so, solange wir noch nicht unsere eigenen Medien haben, wir unsere eigenen TV-Stationen besitzen, solange werden die Medien auch das reflektieren, was unsere Feinde und unsere Ausbeuter über uns schreiben und zeigen wollen.
Die nächste Frage wird noch etwas komplizierter, aber ich werde einfach mal meine Meinung sagen, und dann sehen wir ja was Du darüber denkst. Ich mag Deine Musik und ich finde es auch wirklich gut dass Du diese Sachen ansprichst, aber teilweise ist es auch etwas hart für mich. Ich komme aus Österreich, ich bin weiß, ich werde nie verstehen was Du durch gemacht hast, und ich bin bestimmt auch der Falsche um über schwarze Geschichte zu diskutieren, dennoch machst Du es den weißen Zuhörern nicht gerade leicht ? teilweise sieht es fast so aus als würdest du "uns" verachten, wir Weißbrote (cracker) kommen da nicht gerade gut weg.
Wenn wir im Bezug auf Rassismus über Weiße sprechen, dann sprechen wir natürlich über jene Weiße, die weltweit, seit Jahrhunderten, Schwarze und dunkelhäutige Menschen unterdrücken und ausnützen. Natürlich gefällt Dir das nicht, und ich verstehe auch dass Du Dich da unwohl fühlst.
Würdest Du also sagen, dass Dead Prez eher Musik für Schwarze ist?
Nein, warum? Wenn es Dich stört dann tu doch etwas dagegen, versuche die Zustände zu ändern, über die wir sprechen, all die Ungerechtigkeit und Ausbeutung. Uns geht es nicht darum grundsätzlich alles schlechtzureden, sondern um die Missstände aufzuzeigen. Wir erzählen die Scheiße einfach so wie sie auch tatsächlich passiert.
Werden wir etwas konkreter. Wie siehst Du den Schwarz-Weiß Konflikt speziell in der Hip-Hop Industrie? Keine Fragen, wir alle wissen wo die Ursprünge dieser Musik liegen, aber heutzutage sind weiße Hip-Hop Fans keine Minderheit mehr. Denkst Du dass sich das eher positiv auf die Integration auswirkt, oder hat der "weiße Mann" dem "schwarzen Mann" schon wieder sein Territorium weggenommen?
Naja, in gewisser Weise ist es schon wie früher. Das große, weiße System der Ausbeutung funktioniert nach wie vor, und besitzt natürlich auch die gesamte Infrastruktur die aus dem Hip-Hop ein Milliarden Dollar Geschäft gemacht hat. Ja, wir sind die Gesichter der Kultur, aber wer macht denn wirklich Geld damit? Natürlich prahlen alle damit was sie besitzen und was sie haben, aber die Realität sieht ganz anders aus. Die wenigsten haben wirklich lukrative Verträge. Der Großteil wird ausgenutzt und durch Gehirnwäsche dazu gebracht noch mehr für die Plattenfirma zu arbeiten. In Wahrheit versuchen wir alle nur irgendwie in diesem Geschäft zu überleben.
Zum Abschluss der Schwarz-Weiß Thematik möchte ich Dir noch eine aktuelle Frage stellen, denn 2007 hatte diesbezüglich auch einiges zu bieten. Master P hat die Abschaffung des N Worts gefordert, Chamillionaire hat überhaupt gleich gänzlich auf vulgäre Sprache verzichtet, und Nas - naja, der hat ganz gegensätzlich sein Album mit dem Titel "Nigger" versehen. Wie denkst Du darüber?
Prinzipiell sehe ich das bisher alles nicht so eng, allerdings bin ich ganz strikt gegen die Zensur. Jeder soll seine Gedanken mit den Worten ausdrücken dürfen mit denen er möchte ? solange das gegeben ist, ist alles okay. Ich denke nicht, dass man das Wort Nigga abschaffen oder verbannen sollte, da es unter uns Schwarzen einfach schon ganz normal geworden ist. Ich denke aber, dass man prinzipiell keine Wörter verbannen sollte ? egal welche. Wie auch immer, Weiße sollten aufgrund des geschichtlichen Hintergrunds, und auch weil noch sehr viel Negatives an dem Wort haftet, darauf verzichten dieses Wort zu benutzen. Es sei denn Du möchtest unbedingt ein blaues Auge riskieren (lacht). Als Schwarzer liegt es Dir natürlich frei, es zu benutzen oder nicht.
Okay, lass uns nun endlich zu Deiner Musik kommen. Du hast vor kurzem Dein erstes Soloalbum "Manhood" veröffentlicht. Wie unterscheidet sich dieses Album von den bisherigen Dead Prez Platten?
Der Unterschied liegt einfach darin, dass ich mittlerweile noch reifer geworden bin, und ich mich auch als Person weiterentwickelt habe.
Na dann erzähl uns doch ein bisschen was über das Album. Welche Produzenten, welche Gäste können wir erwarten?
Kurz und kompakt: als Gäste habe ich Khujo Goodie von Goodie Mob, Young Noble von den Outlawz und natürlich auch M1 am Start. Produziert habe ich sehr viel selbst, aber auch Hi-Tek, Sol Messiah und Jwells haben mitgewirkt.
War das eigentlich geplant, dass jeder von euch jetzt ein Solo-Album veröffentlicht? Wer kam als Erster auf die Idee?
Naja, M1 hat sein Album "Confidential" bereits letztes Jahr veröffentlicht, also hatte er die Idee wohl zuerst. (lacht)
Und wann werden wir wieder ein Dead Prez Album zu hören bekommen?
Sobald es fertig ist.
Neben Deiner Musik machst Du auch sehr viel Charity für die Afroamerikanische Bevölkerung, außerdem hast Du bereits zwei Bücher geschrieben. Das erste heißt "Warrior Names from Africa" und das zweite, trägt den sehr interessanten Titel "The Art of Emcee-ing". Vielleicht kannst Du uns ja kurz verraten was man in dieser "Wie werde ich Rapper"-Anleitung alles zu lesen bekommt.
"The Art of Emcee-ing" ist ein 112-seitiges Buch mit nutzvollen und hilfreichen Tipps für alle Rapper, Dichter, Songwriter und Schriftsteller im Allgemeinen. Wie beginne ich einen Song zu schreiben, wie starte ich meine eigene Publishing Company. Natürliche Kräuter um eure Stimme zu schonen, Vorbereitung auf Live-Auftritte. Wie wähle ich die passenden Beats, welcher Flow passt zu welchem Reimschema ? all das ist aber nur ein kurzer Überblick über das was euch erwartet. Zusätzlich bekommt ihr noch eine CD mit zehn Beats die ich persönlich produziert habe. Erhältlich ist das ganze auf www.bossupbu.com
In Deutschland und Österreich gibt es auch sehr viele Jugendliche die von einer Karriere als Rapstar träumen. Okay, die meisten von ihnen sind weiß, aber vielleicht kannst Du ihnen ja trotzdem ein paar Tipps geben (lacht).
Genau aus diesem Grund habe ich ja auch das Buch geschrieben. Ich will das weitergeben, was ich über all die Jahre an Wissen ansammeln konnte. Also besorgt es euch.
Okay, dann kommen wir nun zu unseren letzten beiden Fragen. Welche drei Alben sollte man unbedingt besitzen?
Stic.Man "Manhood", 2Pac "Makaveli 7th Day Theory" und "Superfly" von Curtis Mayfield.
An was denkst Du bei diesen Wörtern:
Dead Prez:
4 Life
Musik:
Vorstellungskraft
Zu Hause:
Das Beste auf der Welt
Einheit:
In der Hood
Revolution:
Eines Tages...
Noch einmal, vielen herzlichen Dank für das tolle aber auch kritische Interview. Die letzten Worte gehören natürlich Dir.
Checkt mich auf meiner brandneuen Homepage www.bossupbu.com, ansonsten danke ich Dir für diese Möglichkeit. 1, Stic.Man.
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