Die besten Freunde und die Macken
The Enemy wollen oben bleiben
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Die besten Freunde und die Macken
The Enemy wollen oben bleiben
24.04.2009 "Keine Sorge. Er ist nicht der nächste Pete Doherty oder so. Er ist nur ein absoluter Vollidiot." Schön, wenn die Stimmung in einer Band so gut ist wie an jenem Nachmittag bei den Youngstern von The Enemy. Aber irgendwie ist's verständlich. Denn Schlagwerker Liam Watts und Bassist Andy Hopkins müssen die Promotion für ihr dieser Tage erscheinendes Album "Music For The People" im Alleingang bestreiten, weil Frontmann Tom Clarke seinen Pass nicht findet. "Er hat mich gestern abend angerufen", stöhnt Watts. "Wir haben dann noch versucht, mit einer Kopie des Ausweises irgendetwas zu erreichen, aber die Zeiten, in denen das funktioniert, sind wohl endgültig vorbei."
Schade eigentlich. Denn es gibt eine Menge zu besprechen. The Enemy waren, wenn man sich kurz zurückerinnt, eine der Hoffnungen des Pop-Jahres 2007. Ihr Debüt "We'll Live And Die In These Towns" erreichte in Großbritannien aus dem Stand die Spitzenposition der Hitparaden - und das, obwohl den eher blässlichen Teenagern aus dem industriellen Coventry jeglicher Glamour abging. Und auch, wenn Album Nummer zwei sie etwas selbstsicherer macht, auch wenn sie jetzt in etwas feinerer Lorbeerkranz-Klamotte daherkommen: Den Working-Class-Appeal, den haben sie behalten, und genau der ist es, der ihnen einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Joseph Mount, Kopf der britischen Elektroniker Metronomy, brachte es neulich auf den Punkt: "Sie sind so britisch. Sie singen über beschissene Jobs und ihre Heimatstadt. Das ist das Rezept, um in England groß zu werden, aber zu speziell für den Rest der Welt." Dass ein ganz Großer, nämlich Nicky Wire von den Manic Street Preachers sie für eine der letzten politischen Bands Englands hält, vermutlich wegen jener Working-Class-Kiste, sollte freilich ebenfalls erwähnt sein.
Wire und Mount werden sich wundern. The Enemy haben die altbekannten Schwierigkeiten des zweiten Albums gelöst, indem sie jede Wiederholung vermieden und dabei ein ganzes Stück großflächiger und internationalistischer geworden sind. Die Gitarren und das rhythmische Fundament, all das ist plötzlich breit wie eine Autobahn. Dennoch, einen Paradigmenwechsel im Songwriting sieht die Band nicht. "Wir haben einfach weiter Lieder geschrieben, während wir tourten. Eine Menge Songs. Und irgendwann haben wir die für das Album ausgewählt, die eine ähnliche Stimmung wiederspiegelten.", sagt Andy Hopkins. Gerade Tom sei dabei die treibende Kraft, erzählt er: "Der schreibt ständig irgendwas auf oder spricht etwas in sein Handy oder so."
Dass alles etwas zerfaserte, die Songs für das zweite Album länger wurden und etwas komplizierter, sei ohne jede Diskussion klar gewesen: "Wir wollten uns durchaus verändern. Du kannst nicht die gleiche Platte noch einmal veröffentlichen", meint Hopkins. "Ich denke, dass man unser Selbstvertrauen diesmal gut heraushört." Vermutungen, Britpop der ausgehenden 90er-Jahre wie die späten Oasis oder Richard Ashcroft solo hätten die Platte beeinflusst, möchten The Enemy nicht unbedingt gelten lassen. "Natürlich mögen wir diese Bands", bestätigt Watts. "Aber wir haben uns nie dazu entschlossen, ihnen nachzueifern."
Neben Oasis, die übrigens an Lob für The Enemy ebenfalls nicht sparen, waren es vor allem die Plattensammlungen der Eltern, die die Jungspunde beeinflussten. Viel Sixties, viel Beat und Punk, aber auch Hardrock. Und eben die Herkunft, die in "Silver Spoon" thematisiert wird. "Es ist ein Lied über uns. Wir mussten hart arbeiten, schon seit einer ganzen Weile. Keinem von uns hat das Elternhaus Dinge ermöglichen können. Wir haben nichts gegen Leute, die reich sind oder so. Aber ich denke, dass wir auf unsere Wurzeln durchaus hinweisen können", erklärt Watts. Vielleicht liegt's an dieser Sozialisation, dass auch der Erfolg sehr bescheiden rezipiert und in erster Linie als Arbeit begriffen wird. "Man muss sich daran gewöhnen. Man muss das tun, was man eben tun muss, ob es Interviews sind oder Konzerte. Aber gleichzeitig muss man darauf achten, es zu genießen und nicht zu viel nachzudenken. Und ganz wichtig: Wenn Du daheim bist, musst Du Deine Freunde treffen", erklärt Liam Watts.
Die Chemie in der Band hätte der Erfolg indes nicht verändert: "Wir kennen uns besser, klar. In den letzten zwei Jahren haben wir quasi miteinander gelebt, das war für uns alle eine neue Situation. Aber, hey, vorher waren wir beste Freunde. Jetzt sind wir eben beste Freunde, die auch die nervigen Seiten der anderen kennen." ~ Jochen Overbeck (teleschau)
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