"Das hier ist noch nicht fertig!"
Waren nie weg, sind aber trotzdem wieder da: The Prodigy
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"Das hier ist noch nicht fertig!"
Waren nie weg, sind aber trotzdem wieder da: The Prodigy
20.02.2009 The Prodigy hießen nicht nur so, sie waren Anfang der Neunziger ein Wunder, das den Tanzboden revolutionierte. Das Trio aus England war unerhört, klang nach Techno und ein wenig Punk und nicht nur musikalisch, sondern auch visuell aufregend. Keith Flints Teufelshörnchen passten zu seinem nervösen Tanz aus dem früheren Skandal-Video "Firestarter". Nicht minder auffällig bewegte sich der schwarze Tänzer Maxim Reality. Beide probierten in der Vergangenheit alleine mit ihrem Namen zu punkten. Doch ihnen fehlte Liam Howlett, die musikalische Macht dieses Projekts. Jetzt sind sie zurück, und wenn die nächste Generation Tanzwütiger das Album "Invaders Must Die" und die Single "Omen" hört, soll die Reaktion "Ohh!" lauten. So stellen sich das die drei Herren vor, die aufgereiht in einer Berliner Hotelsuite sitzen. Schön schummrig haben sie es. Keith Flint hat seinen Hut abgenommen und ihn auf die Sofalehne drapiert, ein Strohhut; neben ihm rutscht Maxim immer tiefer in die Kissen, wenn er nicht von seinen Handy-Nachrichten wach gerüttelt wird. Im Sessel: Liam Howlett, der Mastermind.
Ist "Invaders Must Die" ein neues Prodigy-Album oder ist es Euer Comeback?
Keith Flint: Zweifelsohne ein neues Prodigy-Album. Wir waren nirgendwo, und schon gar nicht weg.
Liam Howlett: Wir haben bei großen Festivals gespielt. Genau das inspirierte uns ja zu neuer Musik.
Unterwegssein ist eine besondere Inspiration für Euch?
Howlett: Wenn ich in der Welt herumkomme, bin ich motivierter zu komponieren. Ich sitze gerne in meinem Hotelzimmer und arbeite, das macht mir Spaß.
Maxim Reality: Genau genommen liebst Du das, irgendwo Dein Laptop auszupacken und loszulegen.
Flint: Das ist das eine, das andere ist dann aus diesen Tracks live ein energetisch schwitzendes 3-D-Erlebnis zu machen. Auf der Bühne stehen, selbst austicken, die Leute sehen, wie sie auch austicken. Wir sind nicht die Art Musiker, die sich daran ergötzen, wie gut sie das Fis getroffen haben und wie es mit irgendwelchen anderen Noten interagiert.
Howlett: Oh Mann, da hast Du so recht. Wenn ich solche Kommentare von Künstlern höre, denke ich jedes Mal: Geht bitte in euer Studio zurück, geht und weidet euch an den Saiten eurer Gitarre. So sind wir nicht. Wir wollen mit dem, was wir darstellen, junge Leute inspirieren, nach Hause zu gehen und selbst ein Instrument in die Hand zu nehmen.
Demnach erachtet Ihr Kids als ein wichtiges Publikum für Euch?
Howlett: Absolut. Das ist schon immer so gewesen. Sie sind die nächste Generation, und um die geht es. Als ich klein war, dachte ich in meinem Zimmer so vor mich hin: Das Beste, was mir in meinem Leben passieren kann, ist, wenn jemand das Album, das ich mache, hört.
Der Wunsch hat sich erfüllt. Euer Sound setzte ein Ausrufezeichen. Aber ist es möglich, über einen Zeitraum von 15, 20 Jahren Trendsetter zu bleiben?
Howlett: Wollen wir das heute sein? Nein. Wollten wir das in den Neunzigern sein? Nein. Vielleicht ist uns das zwei oder dreimal in unserer Karriere passiert. Jetzt will ich mit diesem Album noch mal richtig groß werden. Ich will das laut spielen. Ich will, dass es die Leute laut spielen. Und es sieht so aus als würde genau das passieren.
Wie wichtig ist es, noch mal einen wirklichen Hit zu landen?
Howlett: Dass wir gehört werden, ist mir wichtiger. Wenn das Album als Ganzes ankommt, gemocht wird, bin ich glücklicher als mit einem Hit.
Die englische Presse kann gnadenlos sein: Wie nervös seid Ihr bezüglich der anstehenden Gigs in der Heimat?
Flint: Nicht so. Nur gespannt. Wir sind in Bestform.
Fallen Dir mit knapp 40 Jahren die Live-Auftritte immer noch leicht?
Flint: Ja. Für mich sind Auftritte so natürlich wie Atmen, ich mache mir darüber keine Gedanken. Es fühlt sich wie mein erstes Jahr in der Band an und ich genieße es als wäre es mein letztes. Wir geben noch mal alles, es gibt nichts Schlimmeres als Schwergewichte in den Ring kriechen zu sehen. Das wird bei uns nicht passieren.
Liam gilt als musikalischer Mastermind von The Prodigy. Wer hat an "Invaders Must Die" im Studio mitgearbeitet?
Flint: Ich habe alles gemacht. Die anderen, naja (grinst nicht, schaut nur panisch). Wir müssen eigentlich nur entspannt an die Sache herangehen, dann klappt das auch miteinander. Wir schreiben ja nicht für Britney Spears, schauen nur, wo unser Talent liegt, ach was Talent, das klingt zu hochgestochen. Wenn du ein guter Architekt bist, sieht das, was du baust, auch gut aus.
Howlett: Ich glaube, es ist mein Job, Keith und Maxim daran zu erinnern, wer sie sind, was wir können und dass wir umsetzen dürfen, was gerade als Idee durch einen der Köpfe schwirrt.
Seid Ihr Arbeitskollegen, bei denen es harmoniert, oder Freunde?
Flint: Wir sind mehr als Freunde, wir sind Brüder. Verheiratet.
Howlett: Diese Jungs sind meine Familie.
Maxim: Wenn es in einer Band nicht funktioniert, musst du raus.
Das hast Du ja gemacht, Du warst mal eine Zeit raus bei The Prodigy, nicht wahr?
Maxim: Nein.
Howlett: Das ist das Missverständnis. Wir hatten mal einen Tiefpunkt, an dem es schwierig war, aber es hat 2003, zum Zeitpunkt der Talsohle, niemand die Band verlassen. Das letzte Album ("Always Outnumbered, Never Outgunned" von 2004, Anm. der Red.) habe nur ich gemacht, jetzt haben wir auf Reset gedrückt.
Maxim: Wir haben eine Pause eingelegt, um ein wenig Raum für uns selbst zu schaffen, dann siehst du wieder, was du vermisst.
Gab es eine Zeit, in der The Prodigy nicht lebensfähig waren?
Howlett: Prodigy waren nahe dran sich aufzulösen. Das 2004-er Album hat uns wieder auf den Boden zurückgebracht.
Flint: Die Leute denken, wir kamen für dieses Album jetzt zusammen, aber so stimmt das nicht. Wir arbeiten seit vier Jahren miteinander, ohne etwas veröffentlicht zu haben. Jetzt konkretisiert es sich nur.
Howlett: Wir sind echt, wir sind keine Retortenmaschine.
Hattet Ihr je den Gedanken, dass es eine gute Idee gewesen wäre, nach dem erfolgreichen Album "Fat Of The Land" aufzuhören?
Howlett: Eine gute Idee für wen? Wenn wir das Gefühl gehabt hätten, hätten wir das gemacht. 2003 war ein Jahr mit schlechten Zeiten, in denen ich gezweifelt habe, aber das hier ist noch nicht fertig. Wir sind noch nicht fertig. Es ist wichtig, dass wir weitermachen.
Flint: Ich denke gar nicht so weit. Ich bringe die Pressereise hier zu Ende. Dann die Konzerte, da denke ich nur von einem Gig zum nächsten. Das ist alles sehr simpel, aber so ist das Leben für mich.
Maxim: Übermäßige Planung ist eine Garantie dafür, dass du hinterher enttäuscht dastehst. Das lässt das Leben nicht mit sich machen. ~ Claudia Nitsche (teleschau)
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