The Wanted

Nur nicht zu ernst nehmen!


Nach ihrer Heimat will die britische Boyband The Wanted nun Deutschland erobern

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Nur nicht zu ernst nehmen!

Nach ihrer Heimat will die britische Boyband The Wanted nun Deutschland erobern

15.11.2010 Was an britischen Boybands erfrischend ist: Wo in den USA der Pop-Nachwuchs meistens ebenso freundlich wie stromlinienförmig alle Konfrontationen vermeidet, stets wäscheweich jugendfrei bleibt und irgendwann genau daran zerbricht, geht's in England handfester zu. The Wanted sind da ein gutes Beispiel. Die neue Boyband-Sensation aus Großbritannien? Dafür spricht: zwei erfolgreiche Singles, das selbst betitelte Debüt auf Platz vier der britischen Charts eingestiegen. Jungs, die so gerne feiern, dass sie bei einer Akustik-Aufzeichnung aus Versehen ihre Bierdosen im Hintergrund stehen lassen? Eben auch.

Vor allem aber sind The Wanted ein Sack Flöhe. Max George, Siva Kaneswaran, Jay McGuiness, Tom Parker und Nathan Sykes halten an dem Nachmittag, an dem sie in Berlin Interviews geben, die Angestellten ihrer Plattenfirma ordentlich auf Trab. Nicht nur, weil der übliche Promotionrummel zu bewältigen ist, sondern auch, weil sie kleine Tretroller gefunden haben. Dazu muss man wissen, dass Wände und Türen in erwähnter Plattenfirma größtenteils aus Glas sind. Gut für die Helligkeit im Gebäude. Aber auch gefährlich - verblüffend, dass keiner der jungen Briten sich voll in die Scheiben legt. Andererseits: Bei aller Lässigkeit sind The Wanted diszipliniert. In einer Boyband zu sein, hat schließlich einiges mit Arbeit zu tun. In Zeiten, in denen die Plattenverkäufe nachlassen und das Live-Geschäft wichtiger ist denn je, erst recht.

The Wanted - N

Neun Monate, so erzählt der eloquente Jay, dauerte es, bis aus fünf in verschiedenen Teilen Großbritanniens gecasteten Teenagern The Wanted wurden. "Wir antworteten alle auf verschiedene Anzeigen in irgendwelchen Zeitungen oder im Internet und fanden uns plötzlich mit mehreren Tausend anderen Bewerbern wieder. Aber wir kamen in die engere Auswahl. Dann mussten wir singen. Dann mussten wir erneut singen. Schließlich mussten wir noch einmal singen. So ging das immer weiter. Und irgendwann waren die fünf Typen übrig, die du jetzt vor dir sitzen hast." Ebenso lang dauerte die nächste Zündstufe. Erste Auftritte, vor allem in Schulen, aber auch in Clubs. Viel Songwriting, unter anderem mit Guy Chambers, der schon Robbie Williams sein "Angels" auf den Leib schrieb. Und das Schaffen einer Fanbase über das Internet.

Während dieses Prozesses sahen sich die fünf Jungs ständig. Und ständig bedeutet: jeden Tag und jede Nacht. Die Plattenfirma steckte sie in ein Bandhaus. Eine Nagelprobe für das, was womöglich noch kommt. The Wanted sehen's fatalistisch. "Wenn du plötzlich alle Zeit mit vier anderen Typen verbringen musst, hast du genau zwei Möglichkeiten. Entweder du freundest dich mit ihnen an. Oder du findest sie scheiße. Und wir haben uns alle für die erste Möglichkeit entschieden", sagt Max, der mit der Band Avenue bereits zwei Jahre Boyband-Laufbahn hinter sich hat - und fügt pflichtbewusst an, dass man sich möge. Dass man sich zum Lachen bringe.

Besonders über Nathan scheint man gerne zu lachen. Der ist mit zarten 17 Jahren ein gutes Stück jünger als der Rest der Band und scheint ein eher ruhiger Geselle zu sein. "Er ist unser Gangster", lacht Jay. "Er bringt HipHop in die Band". Nathan rollt mit den Augen: "Genau. Ich hab alles überlebt. Aus der Gang in die Boyband - was 'ne Laufbahn!" Dazu muss man wissen, dass Nathan genau das Gegenteil einer Gang-Jugend hatte: Er war Kinderstar, nahm an Shows teil, die Namen wie "Junior Eurovision Song Contest" und "Britney Spears Karaoke Criminals" trugen.

Und die Bierdose? Teil eines Konzepts? Nein, sagen The Wanted. Trinken, vor allem das in der Unterhaltungsindustrie weit verbreitete Umsonst-Trinken, sei "brillant", erzählt Max. Die Band lacht schallend. Das Lachen klingt echt. "Wir verstellen uns nicht. Wir sind einfach fünf normale Typen. Wir kommen aus der englischen Provinz und machen das, was andere Provinztypen eben auch machen. Klar, manchmal ecken wir an. Aber solange wir immer pünktlich sind und einen guten Job machen, kommt damit auch die Plattenfirma klar", sagt Tom. Die entscheide übrigens, was auf das Album kommt - keiner der Jungs macht sich übertriebene Mühe, das zu verbergen. Doch sei man durchaus am Songwriting beteiligt, etwa zur Hälfte. Und bei der nächsten Platte wolle man diesen Anteil steigern.

The Wanted - I

"Wenn es eine nächste Platte gibt." Ein kleiner Einschub von Tom, der durchaus Sinn macht. Denn auch wenn "All Time Low" in England die Spitzenposition der Singlecharts erreichte und "Heart Vacancy" jene nur knapp verfehlte: International lief noch nicht so viel - trotz der Hilfe Guy Chambers. Deshalb: The Wanted bemühen sich um Bescheidenheit. Sie bedanken sich artig bei Fans. Die seien super, auch wenn sie dutzendweise vorm Bandhaus rumhingen. Auch deutsche Anhänger gebe es schon, vormittags hätte man einige beim Fotoshooting getroffen. Holländer seien das gewesen. Geografisch ist das natürlich etwas unsauber. Aber egal. Denn bei der Frage nach dem Star der Band gibt man sich wieder schlagfertig: "Nathan", sagt Max. Und erklärt ihn kurzerhand zum neuen Robbie Williams.

"Er wird mit ziemlicher Sicherheit irgendwann ein Drogenproblem und eine dicke Solo-Karriere haben. Naja, vielleicht auch nur ein Drogenproblem." Wieder große Heiterkeit. Brüllen, um genau zu sein. Und, wie anfangs erwähnt: Diese Heiterkeit ist nicht so albern, wie man denken möchte, sondern durchaus erfrischend. The Wanted nehmen sich nicht sonderlich ernst. Es reicht ja, wenn die anderen das tun. ~ Jochen Overbeck (teleschau)


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