An "Theatre of Tragedy" aus dem norwegischen Stavanger kommt man sicher nicht vorbei, wenn es um Gothic-Metal geht. Die 1993, 1994 gegründete Formation hat dieses Genre entscheidend mitgeprägt, wenngleich dies nur für die ersten Jahre ihres Schaffens ihre musikalische Ausrichtung war. Später, gegen Ende der 90er-Jahre, nahmen die elektronischen Klänge immer mehr zu, sodass bald kaum noch etwas von ihrer ursprünglichen Spielweise übrig blieb. ~ Metal Channel aufklappen »
Dieser Wandel hin zum Electro-Pop enttäuschte natürlich viele Fans - ist ja letztendlich genauso, wie wenn man jahrelang Kirsch-Marmelade kauft, diese aber eines Tages nach Erdbeeren schmeckt, sich aber nach wie vor Kirsch-Marmelade nennt. Nichtsdestotrotz - es sei jedem Künstler ungenommen, sich weiterzuentwickeln oder zu verändern. Gelegentlich wird "Theatre of Tragedy" die Rolle als Erfinder des weiblichen Gesangs im Gothic-Metal zugesprochen, jedoch hatten bereits zuvor andere Formationen wie z.B. "Paradise Lost" damit herumexperimentiert, selbst "Sisters Of Mercy" verwendeten gelegentlich weibliche Stimmen.
Allerdings kamen diese bei "Theatre of Tragedy" mehr zum Tragen, insbesondere, da es sich bei Gründungsmitglied Liv Kristine Espenaes um eine herausragende Sängerin handelt. Das perfekte Zusammenspiel von weiblichen Vocals und männlichen Growls dürfte jedoch "Theatre of Tragedy's" Verdienst sein. 1994 nahmen sie ein selbstbetiteltes Demo auf. Im Jahr darauf folgte das gleich benannte Debüt. Die Texte von Raymond I. Rohonyi waren zunächst in Alt-Englisch geschrieben, was einen zusätzlichen atmosphärischen Reiz darstellte.
"Velvet Darkness They Fear" (1996) wurde damals zum erfolgreichsten Gothic-Metal-Album, enthalten war dort auch der Hit "Der Tanz der Schatten". Mit "Aegis" (1998) begann sich aufgrund der eingebundenen Elektronik-Elemente ein Stilwandel zu vollziehen, der auf den nächsten Werken "Musique" und "Assembly" fortgesetzt und verstärkt wurde. Nachdem Liv Kristine "Atrocity"-Sänger Alex Krull Mitte 2003 heiratete, auf deren CD "Werk 80" sie übrigens auch zu hören ist, erfuhr sie, dass sie gar nicht mehr Bandmitglied ist.
Was soll's - ihre neue Band "Leaves Eyes", die nunmehr Gothic-mäßiger daherkommt als die Theatre-Elektroniker, erwies sich als guter Griff und war auch mehrfach in den Charts vertreten. Liv wurde gegen Nell Sigland ("The Crest") ersetzt. Nach einer Tour Ende 2004, Anfang 2005 mit "Sirenia", "Tiamat" und "Pain" hörte man im Laufe des Jahres recht wenig von ihnen. Offensichtlich haben sie diese Zeit genutzt, um ihren Sound nochmals zu überarbeiten - sie klingen wieder mehr nach Gothic-Rock.
Line-Up - Gründungsmitglieder: Liv Kristine Espenaes (Gesang), Raymond I. Rohonyi (Gesang), Tommy Lindal (Gitarre)Pål Bjåstad (Gitarre), Hein Frode Hansen (Schlagzeug), Eirik T. Saltro (Bass), Lorentz Aspen (Keyboard)